Der bei Protesten gegen die Räumung des Braunkohledorfs Lützerath bekanntgewordene "Mönch von Lützerath" hat vor dem Amtsgericht in Erkelenz gestanden: Der 29 Jahre alte Altenpfleger hatte im Januar 2023 in der Nähe des Braunkohletagebaus Garzweiler an Protesten gegen RWE teilgenommen - in Ordenstracht eines Mönchs. Dabei hatte er mehrere Polizisten in den knöcheltiefen Schlamm befördert. Videos davon verbreiteten sich in den sozialen Medien.
Vor Gericht beschrieb der Franzose aus seiner Sicht die Ereignisse während der Proteste an dem von Aktivisten besetzten Ort. Das Gericht wertete die 25 Minuten dauernden Ausführungen, die von einer Dolmetscherin übersetzt wurden, als Geständnis. Das bejahte der Angeklagte.
Keine Reue beim Klimaaktivisten
Dem beschuldigten Klimaaktivisten waren die Ermittler unter anderem auf die Spur gekommen, weil er sich in einem Interview mit dem Magazin "stern" selbst als der "Mönch von Lützerath" geoutet hatte. In dem Interview sprach der mittlerweile 29-jährige Franzose über seine Tat und die darauffolgende öffentliche Aufmerksamkeit.
"So viele Leute konnten darüber lachen, das ist toll", sagte er. Von Reue keine Spur: "Irgendwie hat es Spaß gemacht, ja. Und eigentlich war ich selbst überrascht, dass ich nicht im Schlamm stecken geblieben bin", soll er demnach den Journalisten erzählt haben.
Verteidigerin will Antworten des Polizisten
Der Prozess hätte schon nach gut einer Stunde mit einem Urteil beendet werden können. Jedoch erklärte die Verteidigerin des 29-Jährigen, die betroffenen Polizisten sollten zur Schwere ihrer Verletzungen befragt werden.
Der zweite Gerichtstermin ist jetzt für den 5. Februar angesetzt. Dann soll auch das Urteil fallen. Bei einer Verurteilung im Sinne der Anklage könnte eine Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren verhängt werden. Bei einer Strafe unter sechs Monaten ist eine Geldstrafe möglich.
Teils heftige Auseinandersetzungen
Während der Räumung von Lützerath war es zu mehreren Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den Protestierenden gekommen. Beide Seiten beklagten Verletzte und gaben sich gegenseitig die Schuld an der Eskalation.
Die mehrere Tage dauernde Räumung von Lützerath im Januar 2023 war eine der größten Polizeiaktionen in Nordrhein-Westfalen. In der Spitze waren bis zu 3.700 Polizisten im Einsatz. An der zentralen Demonstration beteiligten sich rund 15.000 Teilnehmer.
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagenturen KNA und dpa
- "stern"-Interview