"Nie habe ich mir vorgestellt, dass ich einmal im Interview in Verbindung mit einem Krieg komme", sagt Wladimir Klitschko im Gespräch mit dem WDR. Aber er betont, es sei schön, wieder hier zu sein. Und dann zeigt der ehemalige Weltmeister im Schwergewichtsboxen doch ein Lächeln. Jahrelang habe er immer wieder viel Zeit am Niederrhein verbracht und dort einige sportliche Veranstaltungen gehabt.
Reden und Reisen gegen Kriegsmüdigkeit
Auf Einladung des Initiativkreis Mönchengladbach ist er angereist – der hatte in der Vergangenheit schon andere namhafte Vortragende gewinnen können. Michail Gorbatschow etwa oder den Dalai Lama. In der Kaiser-Friedrich-Halle spricht Klitschko darüber, wie es den Menschen in seiner Heimat geht. Und das ist ihm wichtig:
"Wir werden inzwischen kriegsmüde – auch in den Medien. Man hört nicht mehr so viel über die Ukraine. Nur ab und zu, aber der Krieg läuft tagtäglich, dieser schreckliche barbarische Krieg."
Nicht nur die Ukraine sei in Gefahr
Wladimir Klitschko steht vom ersten Tag des russischen Angriffskrieges an der Seite seines älteren Bruders Vitali, dem Bürgermeister von Kiew. Ist er nicht gerade dort, reist er, um überall in der Welt für Unterstützung zu werben, die Situation zu verdeutlichen. Die sieht für ihn so aus: "Eins ist klar: wenn die Ukraine fällt, wird es nicht das erste und nicht das letzte Land in Europa sein, das unter Krieg steht."
„Die Normalität ist fragil“
24 Stunden vorher hat Wladimir Klitschko selbst noch den Kriegsalltag erlebt und schildert beinahe zögerlich, mit den Bildern des Alltags in Kiew vor Augen: "Der Tag kann relativ friedlich und normal beginnen. Doch diese Normalität ist fragil, alles kann sich schnell ändern und dann kommt wieder Beschuss mit Kamikaze-Drohnen und ballistischen Raketen."
Als er sagt, welche Ehre es ihm ist, sich in das Goldene Buch der Stadt Mönchengladbach eintragen zu dürfen, kehrt ein Lächeln auf Klitschkos Gesicht zurück. Die Tatsache, dass die Veranstaltung mit dem Gast aus Kiew aus Sicherheitsgründen bis kurz vor Beginn nicht öffentlich gemacht worden war, zeigt den traurigen Ernst dieses Besuches.
Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
Über dieses Thema berichtet der WDR am 09.04.2025 auch im Hörfunk auf WDR 2 und im Fernsehen in der Lokalzeit aus Düsseldorf um 19.30 Uhr.