Timo Schönen ist angefressen. Der Vater muss seine Tochter aktuell zu Hause betreuen. In der Kita Hoppetosse, in die er seine Tochter normalerweise schickt, herrscht seit zwei Wochen der Ausnahmezustand.
Sieben Erzieherinnen - gut die Hälfte der Belegschaft - fehlen wegen Krankheit, Schwangerschaft oder Kündigung. Der Träger der Kita, das Deutsche Rote Kreuz (DRK), kann nicht genügend Ersatz beschaffen. Ergebnis: Von den 103 angemeldeten Kindern darf nur noch die Hälfte kommen, wochenweise wird gewechselt.
Leerer Arbeitsmarkt, kein neues Personal
Das DRK bezieht Stellung: So eine Situation habe man noch nie erlebt. Anfangs hätte man die Ausfälle abfangen können, indem Erzieherinnen aus anderen Einrichtungen eingesprungen sind. Die werden aber natürlich in ihren eigenen Kitas gebraucht. Neues Personal zu finden, sei auf die Schnelle nicht möglich.
Für Timo Schönen und seine Frau bedeutet das, sich mit anderen Familien abzusprechen: Wer kann die Kinder wie lange nehmen? Die Eltern fühlen sich schlecht informiert und fragen sich, wie lange der Zustand noch andauert. "Was einen tatsächlich sauer macht, sind die letzten zwei Wochen, in denen man vom Träger sowie vom Jugendamt des Kreises keine weiteren Infos bekommt, wie es weitergeht", sagt Schönen.
"Das DRK sagt gar nichts. Von daher können wir für nichts Verständnis aufbringen, was wir nicht wissen", sagt Schönen weiter. Das DRK erklärt, man melde sich bei den Eltern, sobald eine Lösung in Sicht sei. Man hoffe, dass die kranken Erzieherinnen zeitnah zurückkommen und suche gleichzeitig nach neuen Mitarbeitern.
Auch der Kreis findet keine kurzfristigen Lösungen für die Personalprobleme. Löcher mit Personal aus anderen Einrichtungen zu stopfen, habe keinen Zweck. Und das Thema Kommunikation? "Dass die Eltern sich alleine gelassen fühlen, kann ich aus Sicht des Kreisjugendamtes nicht bestätigen", sagt Ingo Schabrich. Er ist Kreisdirektor und Jugenddezernet des Kreises Viersen. Man habe mit den Eltern gesprochen und sei auch immer noch in Kontakt. Allerdings: "Der Betreuungsvertrag gilt zwischen Eltern und Träger. Da ist der wesentliche Teil der Kommunikation zu führen", erklärt Schabrich weiter.
16 Kinder kommen in anderen Kitas unter
Die Kita Hoppentosse habe den Eltern auch angeboten, die Einrichtung zu wechseln. Das dürfte für die meisten keine Alternative sein. Denn an einen Kita-Platz zu kommen ist extrem schwierig. Immerhin 16 Kinder können in anderen Kitas betreut werden.