Ulrike Guérot muss die Bonner Universität verlassen, nicht wegen umstrittener Äußerungen, sondern wegen Plagiaten. Die Richter sind überzeugt, dass Guérot im Bewerbungsverfahren 2020 die Universität Bonn getäuscht habe. Bei ihrer Bewerbung hatte sie ihr Buch ''Warum Europa eine Republik werden muss!'' vorgelegt. Dieses soll an mehreren Stellen Plagiate enthalten.
Verstoß gegen wissenschaftliche Redlichkeit
Das Gericht stellte eine "Pflichtverletzung der Klägerin durch Täuschung" fest. Da sie keine wissenschaftliche Anfängerin sei, sondern sich auf höchstem akademischen Niveau bewege, sei dies als besonders schwerwiegend zu werten und rechtfertige eine Kündigung auch ohne vorherige Abmahnung. Gegen das Urteil des Bonner Arbeitsgerichts will Guérot in Berufung gehen.
Außergerichtliche Einigung gescheitert
Die Uni Bonn hatte der Politologin Anfang 2023 gekündigt, nachdem die Plagiatsvorwürfe öffentlich wurden und die Universität den Hinweisen nachgegangen war. Der Versuch einer außergerichtlichen Einigung scheiterte trotz monatelanger Verhandlungen.
Auch vor dem Arbeitsgericht lehnten beide Seiten einen Vergleich ab, unter anderem weil die Uni Bonn ausschloss, dass Guérot noch einmal an die Universität zurückkehren könne.
Studierende kritisieren Guérots Äußerungen zu Corona und Ukraine
Bonner Studierende hatten sich früh von der Politikwissenschaftlerin distanziert, unter anderem wegen ihrer scharfen Kritik an Corona-Schutzmaßnahmen und ihren umstrittenen Aussagen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Seit Beginn des russischen Angriffs fordert sie sofortige Friedensverhandlungen. Kritiker werfen ihr vor, das Verhältnis von Angreifer und Angegriffenem dabei teilweise umzukehren.
Vor dem Gericht hatten rund 100 Unterstützer für Ulrike Guérot und die Wissenschaftsfreiheit protestiert. Das Urteil wurde von ihnen mit Missbilligung aufgenommen.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter
- Nachrichtenagentur dpa