Bahnsperrung zwischen Köln und Koblenz | WDR aktuell
02:22 Min.. Verfügbar bis 02.05.2027.
Bahn baut rund um Köln: Wird mit dem neuen Stellwerk alles besser?
Stand: 02.05.2025, 12:29 Uhr
Für zwei Wochen ist die Bahnstrecke zwischen Köln und Bonn gesperrt - für den Einbau eines Stellwerks. Wird danach alles besser?
Wer derzeit Pendler im Raum Köln auf die Bahn anspricht, muss sich auf genervte Reaktionen einstellen. "Katastrophe", so bringt ein Bahnkunde in Bonn seine Situation in den kommenden zwei Wochen auf den Punkt. "Ich pendel jeden Tag von Bonn nach Solingen, muss dann in Köln umsteigen. Das ist für uns ganz, ganz schwierig."
Auch wenn das Schimpfen über die Bahn aus der deutschen Small-Talk-Kultur nicht wegzudenken ist - diesmal geht es nicht nur um maßvolle Verspätungen oder den einen oder anderen Zugausfall. Die lange Vollsperrung der linksrheinischen Strecke zwischen Köln und Bonn betrifft hunderttausende Pendler im Rheinland und hat auch Auswirkungen weit darüber hinaus.
Ausnahmezustand bis zum 19. Mai
Bis zum 19. Mai fallen nicht nur zahlreiche wichtige Regionalzüge aus, auch Direktverbindungen nach Koblenz und andere Ziele im Süden sind in dieser Zeit Mangelware. Es gibt zwar einen Schienenersatzverkehr, doch selbst wenn diese Busse pünktlich und in ausreichender Menge unterwegs sind - die Fahrtzeiten werden sich auf jeden Fall verlängern, teilweise erheblich.
Seitens der Bahn bemüht man sich, die positiven Auswirkungen zu betonen. Nach der Inbetriebnahme des neuen elektronischen Stellwerks werde der Zugverkehr rund um den Knotenpunkt Köln "zuverlässiger" und "robuster" laufen, verspricht der Konzern. Tatsächlich gilt speziell die Strecke zwischen Köln und Bonn seit Jahren als besonders störanfällig.
Wie arbeitet ein Stellwerk?
Aber warum ist ein funktionierendes Stellwerk so zentral für einen reibungslosen Verkehr? Einfach weil es die zentrale Schaltstelle ist, von der aus Weichen, Schranken und Signale bedient werden und wo dafür gesorgt wird, dass sich die Züge auf der Strecke nicht ins Gehege kommen.

Niklas Hoth
Die Umstellung auf das neue, elektronische Stellwerk "Linker Rhein" laufe bereits seit fünf Jahren, erklärte der Bahnexperte und Journalist Niklas Hoth am Freitag im WDR. Aktuell werde die Strecke noch von drei Stellwerken bedient, von denen das älteste knapp 100 Jahre im Betrieb sei. Eine Modernisierung sei längst überfällig. Denn: "Gerade auf so einem überlasteten Streckenabschnitt wie zwischen Köln und Hürth sorgt natürlich eine Störung an einem der Stellwerke sofort für einen Dominoeffekt und dann schaukeln sich Verspätungen hoch."
Während der Sperrung müssten die Bahntechniker echte Herausforderungen meistern, betont der Bahnexperte. Denn das neue elektronische Stellwerk müsse auch mit neun älteren Stellwerken auf den Randstrecken kommunizieren. "Das ist jeweils eine ganz andere Technik."
Keine großen Hoffnungen auf freie Fahrt

Schaltzentrale des neuen Kölner Stellwerks
Doch auch wenn die Umstellung funktionieren sollte - allzu große Hoffnungen gebe es nicht, dass danach im Bahnverkehr alles reibungslos läuft, betont Hoth. "Baustellen mit großen Auswirkungen werden uns noch viele, viele Jahre beschäftigen." Bereits Ende 2025 gehe das neue Stellwerk für den Kölner Hauptbahnhof in Betrieb - auch dafür ist bereits eine längere Sperrung eingeplant. Ende des Jahrzehnts werde ein Brückenneubau zwischen Köln und Bonn den Fahrplan massiv einschränken.
"Und das sind jetzt nur die größten Sachen und nur die auf der linken Rheinstrecke. Auf anderen Strecken in NRW und Deutschland sieht es kaum anders aus." Fazit: Es wird schlechter, bevor es besser wird.
Unsere Quellen:
- Deutsche Bahn
- Interview mit Niklas Hoth im WDR 5-Morgenecho
- Deutsche Presse Agentur
Über dieses Thema berichtet der WDR am 02.05.2025 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde ab 18.45 Uhr.