In kleine Herzen sind die Flaggen der Welt gemalt

Stadt Köln will Straßenmalerei vor dem Dom verbieten

Stand: 23.10.2024, 14:40 Uhr

Weil es mit den "Flaggenmalern" immer wieder Ärger gab, plant die Stadt ein Verbot. Auch für Straßenmusik in der Altstadt.

Mit roter Kreide zieht Constantin die Farbe einer Spanien-Flagge nach. Er ist einer der sogenannten Flaggenmaler vor dem Kölner Dom, die der Stadtverwaltung ein Dorn im Auge sind. Die Spanienflagge hat Constantin in ein kleines Herz gemalt. Zusammen mit mehr als 70 anderen Flaggenherzen erstreckt sich sein kreisrundes Werk auf einen Durchmesser von mehr als sieben Metern.

Flaggenmalerei vor dem Dom

Passanten sollen Geld auf ihre Lieblingsflagge legen.

Wenige Meter daneben und vor dem Hauptbahnhof laufen Passanten und Touristen an ähnlichen Flaggenkreisen vorbei. Im Sommer sind es um den Dom oft gleich sieben nebeneinander. Wer die Werke betrachtet, wird dazu aufgerufen Geld auf seine Lieblingsflagge zu legen.
Tourist Frank aus Kiel findet das schön: „Das hat doch was von Solidarität und Gemeinschaftlichkeit. Lass die doch da ein bisschen Geld mit verdienen. Die stören doch keinen.“

Immer wieder Ärger mit Beleidigungen und Bedrohungen

Doch tritt man versehentlich auf die gemalten Flaggen, wird man teilweise aggressiv beschimpft. In ihrer Beschlussvorlage für ein Verbot von Straßenmalerei rund um den Dom spricht die Stadtverwaltung davon, dass die Flaggenmaler auch die Reinigungsbetriebe am frühen Morgen bedroht hätten damit ihre Werke nicht weggekehrt werden. Auch das Ordnungsamt sei häufiger wegen Behinderungen, Bedrohungen und Beleidigungen gerufen worden.

Vorwürfe, die Flaggenmaler Constantin bestätigt: „Manche Maler schreien die Leute an und beleidigen sie. Wenn bei mir einer drüber läuft, mache ich das wieder gut und das war’s.“ Für den Kölner wäre ein Verbot nicht schlimm. Er malt seine Flaggenkreise schon seit 8 Jahren. Immer dann, wenn er in seinem Job als Aufseher in einer Spielhalle Urlaub hat. „Viele Maler machen mittlerweile das Gleiche wie ich. Das ist nicht mehr gut für den Dom. Eine Person reicht. Dann ist auch nicht so viel Platz für die Leute. Wenn du guckst, malen die anderen überall. Das geht nicht.“

Nur wenige Ausnahmen für Straßenkunst geplant

Sollte der Stadtrat dem Verbotsantrag Mitte November zustimmen, wären Straßenmalereien um den Dom nur noch auf dem Roncalliplatz erlaubt. Auch Straßenmusiker sollen wegen des Lärms für die Anwohner nur noch an sechs festen Stellen in der Altstadt spielen dürfen.

Ein Straßenmaler vor dem Dom malt an einem Jesus-Bild.

Straßenmaler, die klassische Gemälde nachmalen werden laut Stadt zunehmend von den Flaggenmalern verdrängt.

Maßnahmen, die viele Touristen nicht verstehen können. „Es ist einfach eine weitere Form von Kunst, die respektiert werden sollte“ findet Wisse aus den Niederlanden. „Und diese hier hat eine schöne Botschaft. Ich würde das behalten.“ Ob der Stadtrat sich von solchen Meinungen beeinflussen lässt, ist fraglich. Denn der Ärger mit den Flaggenmalern beschäftigt die Verwaltung bereits seit Jahren.

Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • Beschlussvorlage Stadtverwaltung für den Stadtrat am 14.11.

Stadt Köln will Straßenmalerei vor dem Dom verbieten

WDR Studios NRW 23.10.2024 00:31 Min. Verfügbar bis 23.10.2026 WDR Online


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