Einen Monat lang gilt für gläubige Musliminnen und Muslime: von der Morgendämmerung bis Sonnenuntergang nicht essen, trinken, rauchen und kein Sex. Denn am Donnerstag hat der Fastenmonat Ramadan begonnen. Eine Übersicht für alle, die mitreden wollen.
Was ist der Ramadan?
Der Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Jahr. Er erinnert an die Offenbarung des Korans durch den Erzengel Gabriel an den Propheten Mohammed. Das geschah nach dem islamischen Glauben im Jahr 610 - und zwar am 27. Tag des Ramadan. Damals hat die sogenannte "Nacht der Bestimmung" stattgefunden, der heute im Ramadan gedacht wird.
Deshalb steht dieser Monat ganz im Zeichen der inneren Einkehr, des sozialen Engagements und der persönlichen Läuterung. Der Ramadan gilt deshalb auch als Monat der guten Taten. Die Gläubigen entrichten die Armensteuer Zakat und unterstützen Bedürftige.
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, sagte, es gebe derzeit eine "ungebrochene Spendenbereitschaft der Muslime, insbesondere aktuell für die Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien."
Wann beginnt und wann endet der Ramadan?
Der Fastenmonat beginnt in diesem Jahr am 23. März mit Erscheinen der Neumond-Sichel. Der islamische Kalender wird anders berechnet als der christlich-gregorianische und richtet sich nach dem Mond. Deshalb variiert der Zeitpunkt des Fastenmonats. Der offizielle Beginn des Ramadan hängt regional von der Sichtbarkeit der zunehmenden Mondsichel ab.
Danach kommt das Zuckerfest
Da der Ramadan dem kürzeren islamischen Mondjahr folgt, wandert er jedes Jahr um zehn bis elf Tage durch das Sonnenjahr und die Jahreszeiten zurück. Er kann also im Winter wie im Hochsommer liegen. In diesem Jahr endet der Ramadan am 20. April. Danach folgt das dreitägige Zuckerfest vom 21. bis 23. April, bei dem das Fastenbrechen gefeiert wird.
Welche Bedeutung hat das Fasten im Islam?
Für Musliminnen und Muslime ist das Fasten eine der fünf Säulen ihrer Religion – neben dem Glaubensbekenntnis zu Allah als einzigem Gott, den fünf täglichen Gebeten, dem Almosengeben und dem Pilgern nach Mekka. Das Fasten soll verdeutlichen, dass die Hingabe an Gott einen höheren Wert hat als die menschlichen Bedürfnisse.
Das Wort "Fasten" heißt im Arabischen "Saum" – es bedeutet Herz und Seele reinigen, Platz für den Glauben schaffen und an Menschen denken, denen es nicht so gut geht.
Welche Regeln gibt es?
Das tägliche Fasten beginnt, so steht es im Koran, sobald man in der Morgendämmerung einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden kann. Von Tagesanbruch bis zum Sonnenuntergang bleiben also Teller, Tassen und Gläser leer. Aber es wird nicht nur auf Essen und Trinken verzichtet. Auch reden sollte man nur das Nötigste, kein Parfum benutzen, nicht rauchen und keinen Sex haben.
Mit dem Iftar, dem gemeinsamen Abendessen, wird das Fasten täglich beendet – in diesem Jahr erstmals wieder ohne Einschränkungen durch Corona-Maßnahmen. Häufig treffen sich die Gläubigen an den Abenden auch zum gemeinsamen Gebet in der Moschee oder rezitieren zu Hause Suren des Koran.
Erst am Abend darf gegessen werden
Gibt es Ausnahmen?
Vom Fasten ausgenommen sind alle, die körperlich dazu nicht in der Lage sind, beispielsweise Schwangere oder kranke und ältere Menschen. Auch jüngere Kinder sind nicht zum Fasten aufgerufen, für ältere ist es freiwillig. Auch Reisende und Soldaten im Krieg sind befreit. Sie können das Fasten nachholen.
Wie viele Menschen fasten im Ramadan?
In Deutschland leben schätzungsweise 5,6 Millionen Musliminnen und Muslime. Fast vier Fünftel von ihnen fasten ganz oder teilweise. Das besagt eine Studie des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge aus dem Jahr 2020.