Vorbereitungen auf den Ramadan

Aktuelle Stunde 28.02.2025 10:43 Min. UT Verfügbar bis 28.02.2027 WDR Von Heiko Jaeckel

Ramadan: Was man zum islamischen Fastenmonat wissen muss

Stand: 28.02.2025, 15:41 Uhr

Für Musliminnen und Muslime beginnt am Samstag der Fastenmonat Ramadan. Viele von ihnen verzichten in der Zeit tagsüber auf Essen und Trinken. Was aber ist mit Wasser und Kaugummi? Was hat es mit dem Ramadan-Kalender für Kinder auf sich? Und wie kann man muslimische Freunde und Bekannte beim Fasten unterstützen? Fragen und Antworten.

Von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang nicht trinken, essen, rauchen und kein Sex - der Fastenmonat Ramadan verlangt von Musliminnen und Muslimen einiges ab. Was ist der Ramadan eigentlich? Was gilt für Kinder und Kranke? Was tun, wenn man versehentlich doch etwas isst? Und warum spielen Datteln eine wichtige Rolle im Ramadan? Ein Überblick zum Fastenmonat:

Die Fragen im Überblick:

Wann beginnt und endet diesmal der Ramadan?

Essen am Ende des Fastenmonats Ramadan

Essen am Ende des Fastenmonats Ramadan

Der Fastenmonat Ramadan beginnt in diesem Jahr am 1. März. Das ist der erste Fastentag. Dem voraus geht das Erscheinen der Neumond-Sichel in der Nacht von Freitag auf Samstag. Der letzte Fastentag ist der 30. März. Der Ramadan endet mit dem großen Fastenbrechenfest, auch Zuckerfest genannt. Das wird vom Abend des 29. März bis zum 1. April begangen.

Warum verschiebt sich die Zeit des Ramadan jedes Jahr?

Der islamische Kalender wird anders berechnet als der christlich-gregorianische und richtet sich nach dem Mond. Deshalb variiert der Zeitpunkt des Fastenmonats. Der offizielle Beginn des Ramadan hängt regional von der Sichtbarkeit der zunehmenden Mondsichel ab.

Beginn des Ramadan

WDR Studios NRW 28.02.2025 00:46 Min. Verfügbar bis 28.02.2027 WDR Online


Da der Ramadan dem kürzeren islamischen Mondjahr folgt, wandert er jedes Jahr um zehn bis elf Tage durch das Sonnenjahr und die Jahreszeiten zurück. Er kann also im Winter wie im Hochsommer liegen.

Was ist der Ramadan eigentlich?

Der Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Jahr. Er erinnert an die Offenbarung des Korans durch den Erzengel Gabriel an den Propheten Mohammed. Das geschah nach dem islamischen Glauben im Jahr 610 - und zwar am 27. Tag des Ramadan. Damals hat die sogenannte "Nacht der Bestimmung" stattgefunden, der heute im Ramadan gedacht wird.

Deshalb steht dieser Monat ganz im Zeichen der inneren Einkehr, des sozialen Engagements und der persönlichen Läuterung. Der Ramadan gilt deshalb auch als Monat der guten Taten. Die Gläubigen entrichten die Armensteuer Zakat und unterstützen Bedürftige.

Welche Bedeutung hat das Fasten im Islam?

Für Musliminnen und Muslime ist das Fasten eine der fünf Säulen ihrer Religion - neben dem Glaubensbekenntnis zu Allah als einzigem Gott, den fünf täglichen Gebeten, dem Almosengeben und dem Pilgern nach Mekka. Das Fasten soll verdeutlichen, dass die Hingabe an Gott einen höheren Wert hat als die menschlichen Bedürfnisse.

Das Wort "Fasten" heißt im Arabischen "Saum". Es bedeutet Herz und Seele reinigen, Platz für den Glauben schaffen und an Menschen denken, denen es nicht so gut geht.

Welche Regeln gelten beim Fasten?

Das tägliche Fasten beginnt, so steht es im Koran, sobald man in der Morgendämmerung einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden kann. Von Tagesanbruch bis zum Sonnenuntergang bleiben also Teller, Tassen und Gläser leer. Aber es wird nicht nur auf Essen und Trinken verzichtet. Man soll zum Beispiel auch nicht rauchen und keinen Sex haben.

Esnaf Begić, islamischer Theologe und Islamwissenschaftler an der Universität Osnabrück

Islamischer Theologe Esnaf Begić

Diese Regeln gelten für alle Musliminnen und Muslime - unabhängig von den verschiedenen Glaubensgemeinschaften. "Die Regeln gelten ab der Volljährigkeit", sagte Esnaf Begić, islamischer Theologe an der Uni Osnabrück, am Donnerstag dem WDR. Mit "Volljährigkeit" sei jedoch nicht das Lebensalter 18 Jahre gemeint, sondern die "Geschlechtsreife", also die Zeit der Pubertät. "Bei einem Mädchen kann als Zeichen dafür die erste Monatsblutung genommen werden, bei einem Jungen kann es der Stimmbruch sein."

Geht es beim Fasten nur um körperliche Enthaltsamkeit?

"Nein, es geht auch darum, sich geistig auf das Fasten einzustellen", sagte Esnaf Begić dem WDR. "Es ist auch eine Zeit der Einkehr, der Reue und der Besinnlichkeit." Die Musliminnen und Muslime seien angehalten, über ihr Leben zu reflektieren - "über ihr Handeln, über ihr Verhältnis zu Gott, zu den Menschen und der Natur".

Der Ramadan sei außerdem die Zeit des sozialen Engagements. "Arme und Bedürftige sollen unterstützt werden", sagte Begić. Das könne durch Geldspenden geschehen oder durch Einladungen zum abendlichen Fastenbrechen. Ebenso wichtig sei auch der familiäre Zusammenhalt.

Soll man beim Fasten tatsächlich auf Wasser verzichten? Ist das nicht schädlich?

Tatsächlich soll man im Ramadan tagsüber gar nichts trinken - auch kein Wasser. So ist das Gebot.

Das ist für den Körper durchaus anstrengend. Der Grund: "Es gelangt zu wenig Flüssigkeit in die Blutbahn, das Blut wird dicker und fließt langsamer. In der Folge sinkt der Blutdruck. Das kann Schwindel, Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme verursachen", erklärt die WDR-Wissenschaftsredaktion Quarks unter Berufung auf Mediziner.

Darf man während des Fastens Kaugummi kauen?

Nein, auch Kaugummi soll man nicht kauen. Der Grund: Dabei lösen sich Stoffe aus dem Kaugummi, die dann in den Magen gelangen.

Was tun, wenn man versehentlich doch etwas isst?

"Geschieht das unabsichtlich - wenn man beispielsweise vergisst, dass man fastet -, kann man einfach weiterfasten", so Begić dem WDR. Wenn man hingegen absichtlich nicht faste, komme ein religiöse Auflage zum Zuge. "In diesem Fall soll man nach dem Ramadan 60 Tage fasten plus die Anzahl der Tage, an denen nicht gefastet wurde." Das wären zum Beispiel bei fünf Tagen also insgesamt 65 Tage.

Was ist mit Kindern und Kranken? Für wen gelten Ausnahmen beim Fasten?

Vom Fasten ausgenommen sind alle, die körperlich dazu nicht in der Lage sind, beispielsweise Schwangere oder kranke und ältere Menschen. Auch jüngere Kinder sind nicht zum Fasten aufgerufen, für ältere ist es freiwillig. Auch Reisende und Soldaten im Krieg sind befreit. Sie können das Fasten nachholen.

Was hat es mit dem Trend des Ramadan-Kalenders auf sich?

Kind mit Ramadan-Kalender

Kind mit Ramadan-Kalender

Der Ramadan-Kalender für Kinder ist in ein relativ neues Ritual, das es längst nicht in allen Familien gibt. "Er dient dazu, Kindern muslimischer Eltern das Verhalten der Erwachsenen verständlicher zu machen und soll sie an religiöse Riten heranzuführen", informiert das LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte des Landschaftsverbands Rheinland.

So können Kinder, die noch nicht fasten, tagsüber zumindest auf Süßigkeiten verzichten und finden dann abends im Kalender eine Belohnung. Zum Teil werden Ramadan-Kalender selbst gebastelt. Man findet den Kalender aber auch im Supermarkt.

Wieso ähnelt der Ramadan-Kalender im Supermarkt dem Adventskalender?

"Der Ramadan-Kalender erinnert nicht nur zufällig an den Adventskalender, er ist tatsächlich von ihm inspiriert", sagen die Landeskundler vom LVR. Das bestätigt auch der Berliner Geschäftsmann Gasan El Daoud. Dieser hatte als wohl Erster in Deutschland die Idee - beziehungsweise seine Tochter.

"Papa, Mama, warum gibt es denn keinen Ramadan-Kalender?", habe seine Tochter vor zehn Jahren gefragt, berichtet El Daoud im WDR-Interview. Also probierte es der Betreiber eines Online-Shops für Süßwaren einfach mal aus, und zwar mit Heißklebepistole und Faltschachteln im heimischen Wohnzimmer. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte.

Heutzutage werden die Kalender nicht mehr handgefertigt, sondern im industriellen Maßstab gedruckt. Eine sechsstellige Zahl lieferte seine Firma in diesem Jahr für den Einzelhandel. Dass seine Idee als Produkt hierzulande so erfolgreich geworden ist, wundert El Daoud nicht. Das liege daran, dass praktisch jedes Kind in Deutschland die Idee schon kenne - vom Adventskalender.

Boom der Ramadan-Kalender

WDR Studios NRW 28.02.2025 03:09 Min. Verfügbar bis 28.02.2027 WDR Online


Welche Rolle spielt die Dattel beim abendlichen Essen im Ramadan?

Mit dem Iftar, dem gemeinsamen Abendessen, wird das Fasten täglich beendet. Zu Beginn des Iftar trinkt man traditionell ein Glas Wasser und isst dazu eine Dattel. Das geht zurück auf den Propheten Mohammed. Der Überlieferung nach soll er so allabendlich das Fasten gebrochen haben - mit einer Dattel oder einer Olive.

Wie grüßt man sich im Ramadan?

Man grüßt sich mit den Worten "Ramadan Karim" oder "Ramadan Mubarek". Oder man wünscht sich auf Deutsch: "Gesegneten Ramadan!"

Wie kann man Freunden und Bekannten im Ramadan eine Freude bereiten und sie unterstützen?

Freude kann man allein schon dadurch bereiten, dass man Anteil nimmt und zeigt, dass gerade Ramadan ist. "Wenn man Muslimen Glückwünsche ausspricht, ist das eine schöne Geste", sagte der islamische Theologe Begić dem WDR. Man könne zum Beispiel einen frohen oder gesegneten Ramadan wünschen.

Genau das haben am Freitag auch fünf katholische Bistümer und die drei evangelischen Landeskirchen in NRW getan: In einer Grußbotschaft zu Ramadan riefen die Verfasser Christen und Muslime auf, Hass zu überwinden und Brücken zu bauen.

Wer fastet, kann geschwächt sein. Daher kann man Muslimen auch Wertschätzung entgegenbringen, indem man dafür Verständnis zeigt. "Das bedeutet aber nicht, dass Muslime bei der Arbeit das Fasten als Ausrede benutzen dürfen", so Begić. "Das würde dem Sinn des Fastens widersprechen."

Wie viele Menschen fasten im Ramadan?

In Deutschland leben schätzungsweise 5,6 Millionen Musliminnen und Muslime. Fast vier Fünftel von ihnen fasten ganz oder teilweise. Das besagt eine Studie des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge aus dem Jahr 2020. Nach Einschätzung von Islamwissenschaftler Begić sind diese Zahlen weiterhin aktuell.

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WDR Studios NRW 28.02.2025 00:43 Min. Verfügbar bis 28.02.2027 WDR Online


Unsere Quellen:

  • Interview mit Islamwissenschaftler Esnaf Begić
  • LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte (Landschaftsverbands Rheinland)
  • Projekt ramadan-nrw des Verband engagierte Zivilgesellschaft in NRW e.V.
  • DITIB Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB)
  • WDR-Wissenschaftsredaktion Quarks