Schlechte Nachrichten für die Gartenparty, gute Nachrichten für den Garten: Auf NRW kommt schon wieder eine ziemlich nasse Woche zu. Bereits am Dienstagnachmittag zogen im Westen Regenwolken auf und auch am Mittwoch bestimmt ein Mix aus teils dichten Wolken, Schauern und vereinzelten Gewitter das Wetter in NRW. Bis zum Wochenende ändert sich wenig an der Wetterlage: In ganz NRW kommt es den Prognosen zufolge immer wieder zu Schauern und Gewittern, die teilweise auch kräftig ausfallen können.
Was bedeutet das für die Wälder und die Landwirtschaft? Ist die Dürregefahr jetzt schon gebannt? Der Versuch, Antworten zu finden.
Waren die vergangenen Monaten tatsächlich überdurchschnittlich nass?
Teilweise ja - allerdings nicht immer und überall. So war der März einer der nassesten seit dem Beginn der Aufzeichungen. In NRW fielen durchschnittlich fast 121 Liter Regen pro Quadratmeter - im langjährigen Mittel sind es gewöhnlich nur 71 Liter. Bereits im Januar hatte es im Land überdurchschnittlich viel geregnet.
Hingegen fiel der Februar etwas trockener aus als erwartet - allerdings nicht überall im Land. So gab es zum Beispiel im Sauerland etwas mehr Regen als im Landesschnitt, in Teilen des Rheinlands regnete es hingegen kaum.
Im April nahmen die Niederschläge in NRW wieder zu - allerdings nur in Maßen: Durchschnittlich gab es 69 Liter Regen pro Quadratmeter - im langjährigen Mittel sind es gewöhnlich nur 62 Liter. Aber auch hier gab regionale Unterschiede: Im Bergischen Land und am Niederrhein war der April eher nass, in Ostwestfalen fiel er trocken aus.
Haben sich die Böden damit vom Dürrejahr 2022 erholt?
Teilweise ja, meint Geowissenschaftler Alexandre Belleflamme vom Forschungszentrum Jülich: "Was die oberen Bodenschichten betrifft, hat der Niederschlag der letzten Wochen wohl kompensiert, was der Dürresommer angerichtet hat." Allerdings gelte das nicht für alle Regionen in NRW. "In Ostwestfalen ist der Boden vielerorts immer noch zu trocken. Auch wenn die Zeichen insgesamt auf Erholung stehen."
Wenn man hingegen die tieferen Bodenschichten bis 1,80 Meter betrachtet, sind die Auswirkungen der Trockenjahre noch lange nicht ausgeglichen. Der Dürremonitor des Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ) konstatiert für Ostwestfalen und Teile der Kölner Bucht noch eine "ungewöhnliche", regional auch "extreme" Trockenheit. Allerdings ist die Erholung auch in diesen Regionen deutlich spürbar: Im September 2022 hatte das UFZ noch für ganz NRW eine "außergewöhnliche" oder "extreme" Dürre im Gesamtboden festgestellt.
Was bedeutet das für die Landwirtschaft und die Wälder?
Für Landwirte in NRW sind es relativ gute Aussichten. Nach Informationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) steht zurzeit fast überall in den oberen Bodenschichten in NRW ausreichend Wasser für Feldpflanzen zur Verfügung. Allerdings ist regional auch mehr Regen gefallen als gewünscht: In Teilen des Sauer- und Siegerlandes sowie des Bergischen Lands und der Eifel sind die Böden sogar bereits jetzt "übersättigt". Für Feldpflanzen kann das bedeuten, dass sie nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und die Ernten schlechter ausfallen.
Die Wälder in NRW könnten hingegen noch mehr Regen vertragen: Viele Baumarten ziehen ihr Wasser aus tieferen Bodenschichten - dorthin ist die Feuchtigkeit in vielen Regionen noch nicht vorgedrungen.
Steigt nun auch die Hochwassergefahr?
Möglicherweise ja - allerdings ist die Lage noch nicht kritisch. In einigen Regionen von NRW sind die Böden inzwischen so stark gesättigt, dass sie keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen können. Das überschüssige Wasser muss also über Bäche und Flüsse abgeleitet werden, die in der Folge anschwellen und über die Ufer treten können. Aktuell gibt es für NRW allerdings keine Warnung vor Hochwasser - das könnte sich aber ändern, wenn es zum Beispiel örtlich zu Starkregen kommt.
Könnte es immer noch ein Dürrejahr werden?
Ja, meint Geowissenschaftler Belleflamme: "Allerdings könnten die Folgen wohl nicht so gravierend sein, wie in den vergangenen Jahren." Die Regenfälle hätten dafür gesorgt, dass kürzere Trockenperioden in diesem Sommer leichter kompensiert werden können. Für Regionen wie Ostwestfalen, in denen die Trockenheit noch nicht kompensiert werden konnte, gebe es aber keine Entwarnung. Dort sei zusätzlicher Regen immer noch sehr erwünscht.
Über dieses Thema berichtet die Aktuelle Stunde im WDR Fernsehen am 09.05.2023