Nach monatelangen kräftigen Niederschlägen haben sich die Böden in Nordrhein-Westfalen von den Dürresommern der vergangenen Jahre leicht erholt. Aktuell lägen die Werte für das Bodenwasser von Null bis zwei Metern Tiefe wieder im langjährigen Schnitt (2011-2021) und im Südwesten des Bundeslandes sogar knapp darüber, sagte der Geowissenschaftler Alexandre Belleflamme vom Forschungszentrum Jülich.
Noch tiefere Bodenschichten seien aber fast überall in NRW weiter zu trocken, wie eine Auswertung des Wasserspeichers von Null bis 60 Metern Tiefe im Vergleich zum langjährigen Mittel ergebe.
Obere Bodenschichten wichtig für Landwirtschaft
Die Wasserversorgung in der Oberflächenschicht bis zwei Metern Tiefe ist besonders relevant, weil Getreide- und Baumarten in diesem Bereich wurzeln. Trockenheit in tieferen Schichten lasse aber Niederschläge schnell versickern und könne auf Dauer zu Problemen bei der Grundwasserversorgung führen, sagte Belleflamme.
Grundwasser steht viel zu niedrig
Das ist vor allem kritisch, weil die Grundwasserstände in NRW noch immer zu niedrig sind, wie das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) berichtet. Demnach wurden im Februar an 45 Prozent der Grundwassermessstellen in NRW für diesen Monat zu niedrige Grundwasserstände gemessen. "Davon weisen zwölf Prozent der Grundwassermessstellen ein absolutes Minimum für den Monat Februar auf", heißt es weiter.
Das ist allerdings schon eine Verbesserung im Vergleich zum Januar. Da wurden noch an mehr als der Hälfte der Messstellen (54 Prozent) zu niedrige Grundwasserpegel gemessen. 20 Prozent der Werte entsprachen dem absoluten Minimum.
Auch im Bezug auf die Bodenfeuchtigkeit fällt das Fazit des Lanuv weniger positiv aus. "Insbesondere die Niederschläge im Januar haben zwar die Bodenfeuchte erhöht, waren aber nicht ausreichend, um einen für die Jahreszeit normalen Wassergehalt des Bodens insbesondere in den tieferen Bodenschichten zu erreichen" heißt es im hydrologischen Bericht vom 7. März.
Bodenfeuchte in NRW Anfang März 2023
Diese negative Bewertung hängt in erster Linie damit zusammen, dass der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, auf den sich das Lanuv bezieht, die aktuellen Werte mit dem Mittel seit 1951 vergleicht. Das Forschungszentrum Jülich zieht zum Vergleich den Mittelwert der Jahre 2011 bis 2021 heran. In neun von diesen zehn Jahren fiel in NRW im Vergleich zum langjährigen Mittel (1991-2020) unterdurchschnittlich wenig Regen. 2018 war laut den Daten des Deutschen Wetterdienstes sogar das fünft trockenste Jahr seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881.
Zeichen stehen auf Erholung
Belleflamme vom Forschungszentrum Jülich geht aber davon aus, dass sich die Situation im Frühjahr und Frühsommer weiter verbessert. Es sei NRW-weit wieder mit Wasserspeicher-Werten im langjährigen Mittel zu rechnen. Zu trockene Böden seien örtlich nach jetzigem Stand allerdings weiter in Ostwestfalen möglich. Im Südwesten, etwa in der Eifel, würden dagegen teils leicht überdurchschnittliche Werte erwartet.
Das Forschungszentrum bietet zusammen mit anderen deutschen Instituten unter dem Projektnamen "Adapter" einen Wassermonitor an, der sich neben wissenschaftlichen Zielen auch an die Landwirtschaft richtet. Grundlage sind Berechnungen auf Basis von Niederschlags- und Verdunstungsdaten kombiniert mit Daten zur Bodenbeschaffenheit. Abgesichert werden die Berechnungen mit Messungen von Bodensonden.