Seit Jahren wird über eine nationale Wasserstrategie diskutiert - heute wurde sie vom Bund auf den Weg gebracht. Ein Bündel von 80 Maßnahmen soll helfen, Wasserknappheit und Austrocknung entgegenzuwirken - und die Wasserversorgung in Deutschland zu sichern. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) erklärte gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio:
Der Entwurf aus dem Umweltministerium ist bis 2050 ausgelegt. Erste Maßnahmen sollen aber bereits bis 2030 umgesetzt werden. So soll beispielsweise eine bundesweite Leitlinie für den Fall einer Wasserknappheit vorbereitet werden. Die Wasserspeicherung in den Kommunen, auch in besiedelten Bereichen, soll verbessert werden. Betonierte Flächen sollen entsiegelt und kranke Wälder und Grünflächen wiederhergestellt werden. Von Letzteren dürfte es gerade in NRW einige geben.
Trotz Niederschlag im Januar trockene Böden
Allein im Dürre-Jahr 2018 hatte es 130 Waldbrände gegeben - statt 30, wie im Durchschnitt. Rund 200.000 Waldbäume waren durch die Trockenheit gestorben. Wesentlich mehr dürften laut Schätzungen durch Krankheiten und Pilze hingerafft worden sein. Droht dem NRW-Wald weiterhin ein solches Joch?
Es mag einem derzeit bei Regen und Schnee nicht so vorkommen - aber zumindest im Februar war der Niederschlag in NRW unterdurchschnittlich. Er lag um 16 Prozent unter dem langjährigen Mittel, das sich aus den Daten von 1881 bis 2017 ergibt. Immerhin: Im Januar hat es dagegen kräftig geregnet mit einem Drittel mehr Niederschlag als der Durchschnitt.
Doch auch das hat nichts daran geändert, dass der Boden in NRW zu trocken ist. Die Niederschläge im Januar hätten zwar die Bodenfeuchte erhöht. "Die Niederschläge waren aber nicht ausreichend, um einen für die Jahreszeit normalen Wassergehalt des Bodens insbesondere in den tieferen Bodenschichten zu erreichen."
Das teilt das Landesamt für Natur und Umwelt (LANUV) mit. Der Boden ist vor allem im Nord-Osten von NRW und im Rheinland zu trocken.
Bodenfeuchte in NRW Anfang März 2023
Das ist ein Problem für den Wald: Je nach Baumart und Höhe des Wasserstands kommen die Wurzeln dann seltener oder gar nicht mehr an das Wasser heran.
Gerade Fichten mit flachen Wurzeln, die in NRW-Wäldern weit verbreitet sind, leiden. Eine stattliche Buche indes kann mit ihren tiefen Wurzeln noch das Grundwasser anzapfen. Doch auch da gibt es mittlerweile Probleme.
Grundwasser sinkt: Gibt es Trinkwasser-Probleme?
In NRW gab es im Dezember und Januar aufgrund von hohen Niederschlägen zwar Entspannung in Sachen Grundwasser. Doch im Februar lagen die Grundwasserstände laut LANUV deutlich im unterdurchschnittlichen Bereich.
Für Deutschland insgesamt zeigen Satellitendaten laut Umweltbundesamt einen schon länger bestehenden rückläufigen Trend der Grundwasservorräte. Demnach hat Deutschland in den vergangenen 20 Jahren 2,5 Milliarden Kubikmeter Wasser pro Jahr aus Böden, Vegetation, Gewässern und Grundwasser verloren – insgesamt etwa so viel wie die Wassermenge des Bodensees. Damit ist Deutschland eine der Weltregionen mit dem höchsten Wasserverlust.
Das hat auch Folgen für das Trinkwasser. In NRW wird rund die Hälfte des Trinkwassers aus Grundwasser gewonnen, teilt das LANUV mit. Zwar funktionierte die Trinkwasserversorgung in Nordrhein-Westfalen bislang - allerdings rechnet das Land damit, dass der Klimawandel sie in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vor große Herausforderungen stellen wird.
Es gibt nicht nur Folgen für Wald und Wasser
Doch nicht nur der Wald leidet. Es geht unter anderem auch um Ernten, um den Erhalt von Ökosystemen, um Infrastruktur wie den Schiffsverkehr.
Mit Ernte-Einbußen hat NRW bereits traurige Erfahrung. Im Dürrejahr 2018 beispielsweise sanken die Mais-Erträge um bis zu 75 Prozent. Kartoffeln verzeichneten ein Minus von 50 Prozent. Auch im trockenen Jahr 2022 sah es für Kartoffeln und Mais schlecht aus. Solche Ernte-Einbußen haben auch Auswirkungen auf Verbrauchende: Sie können die ohnehin gestiegenen Preise für Lebensmittel weiter in die Höhe treiben. Gut fiel 2022 dagegen die Getreide-Ernte in NRW aus. Die Schifffahrt auf dem Rhein indes wurde durch niedrige Pegelstände behindert, Frachtschiffe zum Beispiel konnten nur mit deutlich weniger Ladung unterwegs sein.