Symbol für Solidarität mit HIV-Infizierten

40 Jahre Aidshilfe: Warum Aufklärung wichtig bleibt

Stand: 01.04.2025, 18:02 Uhr

Was vor 40 Jahren noch als Todesurteil galt, ist heute aus den Schlagzeilen lange verschwunden: HIV und Aids. Doch die Aufklärung über Infektion und Krankheit bleibt notwendig.

Von Thomas DrescherThomas Drescher

Vor 40 Jahren war die Diagnose einer Infektion mit dem HIV-Virus ein Todesurteil. Es gab keinerlei wirksame Medikamente gegen die Immunschwächekrankheit, als am 1. April 1985 die Aidshilfe in NRW ihre Arbeit aufnahm. "Am Anfang waren Mitarbeiter der Aidshilfe jede Woche mehrfach auf Beerdigungen", erinnert sich Guido Schlimbach von der Aidshilfe NRW. "In den Achtzigerjahren", erzählt er, "war Aidshilfe oft Sterbebegleitung". Das Einzige, was gegen eine weitere Ausbreitung Erfolg versprach, war Aufklärung.

Interview: 40 Jahre Aidshilfe NRW

WDR 5 Westblick - aktuell 01.04.2025 07:41 Min. Verfügbar bis 01.04.2026 WDR 5


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Das Virus ist meist nicht mehr die Todesursache

Vier Jahrzehnte und zahlreiche Aidstote später ist eine HIV-Infektion bei rechtzeitiger Diagnose medikamentös beherrschbar. Infizierte können mit retroviralen Medikamenten ein normales Leben führen, ohne dass die Krankheit ausbrechen muss. Wenn heute jemand mit dem HIV-Virus im Körper stirbt, dann ist die Infektion meistens nicht mehr die Todesursache.

Doch die Zahl der Menschen, die in NRW mit HIV bzw. Aids leben, steigt weiter - was daran liegt, dass nur noch wenige Infizierte sterben und noch immer noch neu Infizierte hinzukommen.

Für das Jahr 2024 registrierte das Landeszentrum für Gesundheit 540 Neuinfektionen, wobei 394 Diagnosen auf Männer und 146 auf Frauen entfielen. Mehr als 22.000 Menschen mit einer HIV-Diagnose leben aktuell in NRW. 2023 starben 170 Personen mit der Infektion.

Kampf gegen Tabus und Haushaltskürzungen

40 Jahre nach ihrer Gründung kämpft die Aidshilfe vor allem dagegen, dass die Gefahr, die vom HIV-Virus ausgeht, in Vergessenheit gerät. "Das Wissen darüber vererbt sich nicht", sagt Guido Schlimbach im Gespräch mit dem WDR. "Wir müssen immer wieder die nachfolgenden Generationen erreichen".

Das versuchen die 39 Vereine in NRW, die in der Aidshilfe zusammengeschlossen sind: in queeren Jugendzentren, wo es um Safer Sex geht, in der Drogenszene, wo für die Nutzung sauberer Spritzen geworben wird, in Justizvollzugsanstalten, wo es offiziell keine Drogen gibt aber trotzdem ein Problem oder unter Migrantinnen und Migranten, die kulturell bedingt oft nicht viel über Sexualität sprechen.

Und auch auf politischer Ebene muss sich die Aidshilfe gegen das Vergessen wehren. Letzten Herbst wollte das Land 1,5 Millionen Euro für die Beratungsstellen im Land streichen. Gegen die Sozialkürzungen, die auch viele andere Bereiche betrafen, gingen über 30.000 Menschen auf die Straße.

Daraufhin nahm die Landesregierung große Teile ihrer Sparpläne zurück. Dennoch muss die Aidshilfe dieses Jahr mit 400.000 Euro weniger auskommen. Insgesamt gibt das Land im laufenden Jahr 4,2 Millionen Euro für die Aidshilfen aus. Das Thema, so heißt es aus dem Ministerium, bleibe ein wichtiges Anliegen der Landesregierung

Anerkennung vom Minister

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) lobt die oft ehrenamtlichen Mitarbeitern für ihre "jahrelange, unermüdlich tatkräftige, immer den Menschen in den Mittelpunkt stellende Arbeit". Gerade in einer Gesellschaft, die sich immer weiter polarisiert sei es umso wichtiger, "Für die Rechte der Selbstbestimmung einzustehen und die Akzeptanz der Menschen mit HIV zu fördern":

Eigentlich, sagt Guido Schlimbach, sei eine HIV-Infektion heute keine schlimme Erkrankung mehr - sofern sie früh erkannt und behandelt werde. "Deshalb müssen wir noch viel mehr Menschen erreichen". So schnell wird der Aidshilfe die Arbeit wohl nicht ausgehen.

Unsere Quellen:

  • Interview Aidshilfe NRW
  • Landeszentrum für Gesundheit
  • Robert-Koch-Institut