NRW soll die erste klimaneutrale Industrieregion Europas werden - so lautet das Ziel von Schwarz-Grün. Doch schon für die Auswahl der eigenen Dienstwagen kassieren die Ministerinnen und Minister schlechte Noten. Denn laut dem am Montag von der Deutschen Umwelthilfe vorgestellten "Dienstwagen-Check" landet die NRW-Regierung auf dem letzten Platz aller 16 Landesregierungen. Demnach beträgt der durchschnittliche reale CO2-Ausstoß der insgesamt 13 Autos 221 Gramm klimaschädliches Treibhausgas pro Kilometer.
Zum Vergleich: Auf Platz eins landet Baden-Württemberg mit "nur" 128 Gramm. Für die deutlich besseren Werte sorgt dort eine große Anteil an Elektroautos in der Flotte. Denn acht von 13 Dienstwagen sind im Südwesten reine E-Autos. Deren CO2-Ausstoß liegt mit berechneten 82 bis 84 Gramm CO2 deutlich unter dem Durchschnitt.
Keine reinen E-Autos
Von solchen Werten kann die NRW-Landesregierung nur träumen. Kein einziges Fahrzeug ist hierzulande ein reines E-Auto. Den besten Wert erreicht Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) mit 169 Gramm und einem Diesel-BMW. Am dreckigsten unterwegs sind Ministerpräsident Hendrik Wüst und Innenminister Herbert Reul (beide CDU). Deren Audis A8 L kommen auf jeweils 380 Gramm. Beide Autos sind allerdings gepanzert und haben durch das Gewicht einen hohen Verbrauch.
Unter allen 16 Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten schneidet Wüst damit am schlechtesten ab - zusammen mit Berlins Regierenden Bürgermeister Kai Wegner. Selbst der Diesel-BMW von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) stößt nur 171 Gramm CO2 aus - also weniger als die Hälfte. Baden-Württembergs Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne) kommt dank eines E-Autos sogar nur auf 82 Gramm.
Klassenprimus in Sachen CO2-Ausstoß ist übrigens Hamburgs Senator für Verkehr und Mobilitätswende. Der Grüne Anjes Tjarks bewegt sich mit einem Dienstfahrrad durch die Hansestadt.
Immerhin: Durch einen Fahrzeugwechsel im vergangenen Jahr konnte Wüst seinen CO2-Ausstoß etwas verbessern. Denn noch im vergangenen Jahr kam er beim "Dienstwagen-Check" mit einem "sondergeschützten" Mercedes-Benz S 600 auf 451 Gramm. Auch Reul hat seinen Dienstwagen gewechselt, nachdem er bei der vergangenen Statistik auf 488 Gramm gekommen war und damit mit einem der umweltschädlichsten Dienstwagen aller deutschen Spitzenpolitiker unterwegs war.
Politiker sollen auf emissionsarme Autos setzen
Die Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe, Barbara Metz, wünscht sich allgemein ein Umdenken: "Wir fordern alle Spitzenpolitikerinnen und Spitzenpolitiker auf, jetzt mit gutem Beispiel voranzugehen und - wenn ein Dienstwagen unverzichtbar ist - auf emissionsarme Fahrzeuge zu setzen." In den meisten Fällen werde der europäische Flottengrenzwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer überschritten.
Für den "Dienstwagen-Check" hat die Deutsche Umwelthilfe von Dezember 2022 bis Februar 2023 eine Abfrage zu den Fahrzeugen vorgenommen. Für die Statistik wurde mit dem CO2-Ausstoß im "realen Fahrbetrieb" gerechnet und nicht mit den Herstellerangaben zum offiziellen CO2-Normausstoß, die deutlich tiefer liegen. Bei Fahrzeugen mit teilelektrischem oder vollelektrischem Antrieb wurde der CO2-Gehalt des deutschen Strommixes herangezogen.
Über das Thema berichtet der WDR am 10.07.23 unter anderem im Westblick auf WDR 5.