
Cyberattacken: NRW-Kommunen erhalten jetzt schnelle Hilfe
Stand: 14.04.2025, 14:32 Uhr
Im Falle eines Cyberangriffs bekommen Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen künftig professionelle Unterstützung vom Land.
Von Thomas Drescher
Dass die Städte und Gemeinden in NRW nun schnelle Hilfe von Experten erhalten, wenn ihre IT-Infrastruktur angegriffen wird, ist wohl auch eine späte Reaktion auf das, was vor anderthalb Jahren in Südwestfalen geschah. Damals legte ein Angriff ein Rechenzentrum lahm, an dem 72 Kommunen und Dienstleistungen für 1,6 Millionen Bürger hingen.
Die Hackerbande Akira hatte die Festplatten in den Servern der Südwestfalen-IT verschlüsselt und forderte für die Herausgabe des Schlüssels Lösegeld. Wochenlang blieben in den Verwaltungen die Bildschirme schwarz und die Telefone stumm. Noch heute sind nicht alle Schäden behoben.
Westpol
Westpol. 13.04.2025. 28:43 Min.. UT. DGS. Verfügbar bis 13.04.2030. WDR.
Ob Akira Teil der hybriden Kriegsführung Russlands gegen Europa ist, kann nur vermutet werden. "Das sind Gangster", sagt Matthias Gärtner, Sprecher des Bundesamtes für die Sicherheit in der Informationstechnik, kurz BSI. Wobei es nicht ungewöhnlich ist, wenn autokratische Regime sich der Dienste von Kriminellen bedienen.
"Äußerst sinnvoll"
Damit die fast 430 kommunalen Gebietskörperschaften im Land im Falle neuer Angriffe schnelle Expertenhilfe bekommen, hat das NRW-Digitalministerium nun einen Vertrag mit vier Beratungsgesellschaften geschlossen: Die Telekom, die Bechtle AG, die Deloitte GmbH und die Ernst & Young GmbH stellen künftig gemeinsame Notfallteams zur Verfügung. "Digi-SOS" nennt Ministerin Ina Scharrenbach (CDU) das Angebot.
Das BSI hält solche Notfallteams für "äußerst sinnvoll", wie Sprecher Wagner sagt. Auch die Behörde selbst unterhält derartige Teams, in der Fachsprache werden sie CERT genannt: Computer Emergency Response Teams. Sie werden tätig, sobald Kraftwerke, Krankenhäuser oder Containerhäfen angegriffen werden. Solche Tragweite erzielen Cyberattacken auf Einwohnermelde- und Straßenverkehrsämter kaum. Deshalb werden sie üblicherweise nicht der kritischen Infrastruktur zugerechnet.
Wenn echte Profis gebraucht werden
Da Kommunen mit der Tarifstruktur des öffentlichen Dienstes aber für hochkarätige IT-Experten kein wirklich attraktiver Arbeitgeber sind, benötigen sie diese Hilfe von zentraler Stelle. "Schnelle Hilfe von richtigen Profis ist im Falle eines Cyberangriffs besonders wichtig" , weiß Norbert Pohlmann, Professor für Cyber-Sicherheit an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen. "Wenn man die Profis braucht, dann braucht man sie sofort", so Pohlmann. So gesehen habe die Landesregierung aus den Ereignissen der Vergangenheit die richtigen Schlüsse gezogen.
Das sieht auch der Städte- und Gemeindebund NRW so. "Für die Städte und Gemeinden ist jede Unterstützung bei der Cyber- und Informationssicherheit wertvoll", teilt ein Sprecher mit. "Je mehr wir uns digitalisieren, desto mehr Angriffsstellen gibt es im IT-Bereich. Es ist wichtig, dass eine Hilfe bei IT-Sicherheitsvorfällen schnell und unbürokratisch vor Ort ankommt."
Unsere Quellen:
- Pressemitteilung des NRW-Digitalministeriums
- Interview mit dem Pressesprecher des BSI
- Interview mit Professor Matthias Pohlmann
- Schriftliches Statement des Städte- und Gemeindebundes NRW
Über dieses Thema berichten wir unter anderem auch am 14.04.2025 in der Sendung Westblick (WDR5).
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