Antibiotika für Kinder auch in NRW-Krankenhäusern knapp

Stand: 05.05.2023, 16:18 Uhr

Die Versorgung mit Antibiotika für Kinder wird auch in NRW-Krankenhäusern immer schwieriger. Sie stehen nicht immer und überall zur Verfügung. Der Beschaffungsaufwand für die Krankenhaus-Apotheken wird immer größer.

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Noch sei kein krankes Kind wegen fehlender Medikamente abgewiesen worden, heißt es von Vertretern der Krankenhäuser. "Trotz dieser Engpässe gelingt es zurzeit, alle Patientinnen und Patienten im stationären Bereich ausreichend und rechtzeitig zu versorgen", erklärte Matthias Blum, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, gegenüber dem WDR.

Offenbar gelingt es den Krankenhaus-Apotheken doch immer wieder, alternative Bezugsquellen zu finden. Allerdings müssen sie dafür nach Angaben der Krankenhausgesellschaft NRW "immer mehr Aufwand betreiben."

Schlechte Versorgungslage

Der Deutschland-Chef der Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, hatte zuvor von einem "Alarmsignal" gesprochen, weil Antibiotika und Krebsmedikamente in Deutschland nicht mehr flächendeckend verfügbar seien. Zuvor hatten Kinderärzte aus mehreren europäischen Ländern in einem Brandbrief an die Politik appelliert, etwas gegen die schlechte Versorgungslage zu unternehmen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte daraufhin die Regeln für die Arzneimittelversorgung gelockert. Die Apotheken dürfen jetzt auch Medikamente aus dem Ausland beschaffen, die keine spezielle Zulassung für Deutschland haben.

Keine schnelle Lösung

Zu einer Entspannung der Lage hat das bisher aber nicht geführt. Die Engpässe seien ein zunehmendes Problem für die nordrhein-westfälischen Krankenhäuser, bestätigte die Krankenhausgesellschaft NRW.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte die Erleichterungen für den Einkauf im Ausland unterstützt. Schnell sei das Problem aber nicht aus der Welt zu schaffen: "Wir können jetzt eigentlich nur zusehen, dass wir den Mangel begrenzen", sagte Laumann gegenüber dem WDR.

Produktion in Asien

Eine grundsätzliche Lösung der Versorgungsengpässe sieht Laumann in einer Umstrukturierung der Lieferbeziehungen bei Arzneimitteln – insbesondere bei Antibiotika. Diese werden überwiegend in Asien hergestellt, vor allem in China und Indien. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine werden die Transportketten immer wieder unterbrochen. Hinzu kommt: Die Produktion ist offenbar so knapp bemessen, dass Infektionswellen, wie sie Anfang des Jahres zum Beispiel bei Scharlach auftraten, nicht aufgefangen werden können.

Fazit für Laumann: Die Produktion wichtiger Medikamente muss in sichere Lieferländer zurückgeholt werden – vorzugsweise in Staaten der Europäischen Union. Außerdem müsse eine nationale Reserve für lebenswichtige Medikamente angelegt werden. Darüber will Laumann mit seinen Amtskollegen in den anderen Ländern und im Bund sprechen. Die Krankenhausgesellschaft NRW stimmte dem heute ausdrücklich zu.

Rückverlagerung macht es nicht billiger

Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat reagiert. Er hat ein Gesetzespaket auf den Weg gebracht. Darin werden den Krankenkassen die bislang üblichen Rabattverträge für Kinderarzneimittel untersagt. Dieser Preisdruck habe dazu geführt, dass sich die Produktion der Medikamente in Deutschland nicht mehr gelohnt habe und ins Ausland abgewandert sei.

Bei der Ursachenbekämpfung scheinen sich Laumann und Lauterbach also einig zu sein. Allerdings dämpft der NRW-Gesundheitsminister Hoffnungen auf schnelle und billige Lösungen. Die Rückverlagerung der Arzneinittelproduktion nach Deutschland oder in andere EU-Länder werde die Versorgung verteuern. Damit drohen höhere Krankenkassen-Beiträge, warnt Laumann.