Gaza: Kommt Geisel-Deal? 01:44 Min. Verfügbar bis 14.01.2027

Gaza-Krieg: Bald Deal zu Geiseln und Waffenruhe?

Stand: 14.01.2025, 15:09 Uhr

Nach 15 Monaten Gaza-Krieg könnte es bald zu einer Waffenruhe und zur Freilassung von Geiseln kommen. Das sind die Entwicklungen.

Nach monatelangen erfolglosen Bemühungen um ein Abkommen zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas laufen seit gut einer Woche neue Gespräche in Doha, der Hauptstadt des Golfstaates Katar. Die Verhandlungen finden unter Vermittlung der USA, Katars und Ägyptens statt.

Es wird erwartet, dass am Dienstag in Doha "eine letzte Gesprächsrunde stattfindet", erfuhr die Nachrichtenagentur AFP von einer mit den Verhandlungen vertrauten Quelle. Demnach sollen bei dem Treffen "die verbleibenden Details des Abkommens" besprochen werden. Der Nationale Sicherheitsberater im Weißen Haus, Jake Sullivan, hatte am Montag gesagt, ein Abkommen könne "noch in dieser Woche" erreicht werden.

Was spricht für einen Durchbruch bei den Verhandlungen?

Es gibt von beiden Seiten positive Signale - sowohl von den Israelis als auch von der Terrororganisation Hamas. "Israelische Medien berichten außerdem, dass die Ministerien in Israel aufgefordert worden seien, sich auf einen möglichen Geiseldeal vorzubereiten", sagte ARD-Korrespondent Jörg Poppendieck am Dienstag im ARD-Morgenmagazin.

Auch die politische Gemengelage habe sich deutlich verändert. "Die Hamas steht zunehmend isoliert da", so ARD-Korrespondent Poppendieck. "Sie hat nicht mehr die Unterstützung der Terrormiliz Hisbollah im Libanon, die einen Waffenstillstand mit Israel unterzeichnet hat." Auch die Hilfe des gestürzten Assad-Regime in Syrien fehle der Hamas.

Spielt auch Donald Trump bereits eine Rolle?

Nimmt Einfluss: Donald Trump | Bildquelle: picture alliance / Sipa USA / Sipa USA

Ja, auch der Faktor Trump habe wohl Einfluss, sagte ARD-Korrespondent Poppendieck am Dienstag. Der nächste US-Präsident drohe der Hamas nicht nur lautstark, er habe auch seinen Nahost-Gesandten im Einsatz, der vor Ort Gespräche führe. "Wie wir von Diplomaten hören, wohl sehr robust. Auch robust im Umgang mit Israels Ministerpräsident."

Alle Faktoren zusammen hätten offenbar dazu geführt, dass Bewegung gekommen ist in die Verhandlungen gekommen sei. "Deshalb sind die Menschen hier vorsichtig optimistisch, aber auch skeptisch", sagte Poppendieck.

Wie sieht ein möglicher Deal aus?

"Der mögliche Deal beruht auf einem Entwurf, den US-Präsident Joe Biden bereits im Mai vergangenen Jahres vorgelegt hatte", sagte ARD-Korrespondentin Vera Rudolph am Dienstag im ARD-Morgenmagazin. Es handele sich dabei um einen dreistufigen Plan.

In der ersten Phase sollen demnach israelische Geiseln gegen palästinensische Gefangenen ausgetauscht werden. "Die Details der beiden späteren Phasen sind noch nicht geklärt", sagte Korrespondentin Rudolph. "Da soll es um den Rückzug, möglicherweise den Abzug israelischer Truppen aus dem Gazastreifen gehen und auch um die zukünftige Verwaltung und den Wiederaufbau in dem Gebiet."

Was ist über die erste Phase bekannt?

Die erste Phase soll eine Waffenruhe von 42 Tagen beinhalten. "Innnerhalb dieser 42 Tage sollen nacheinander 33 Geiseln freikommen", so ARD-Korrespondent Poppendieck. Im Gegenzug sollen für jede Geisel 30 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. Einige von ihnen sollen demnach wohl abgeschoben werden, zum Beispiel nach Katar und in die Türkei. "Das sind ja beides Länder, in denen Hamas-Kader leben."

Die israelische Armee soll in dieser ersten Phase im Gazastreifen verbleiben. Sie soll es aber ermöglichen, dass Palästinsenser, die innerhalb des Gazastreifens vertrieben wurden, in den Norden zurückkehren können. "Ab Tag 16 soll über die zweite Phase des Deals wieder verhandelt werden."

Wer soll aus israelischen Gefängnissen freigelassen werden?

"Dazu gibt es noch keine bestätigte Angaben", sagte ARD-Korrespondent Christian Limpert bei Tagesschau24 am Dienstag. Laut israelischen Medien sollen, keine Hamas-Terroristen freigelassen werden sollen, die am Terrorangriff des 7. Oktobers beteiligt gewesen sein sollen.

Es solle sich aber um Palästinenser handeln, "die zum Teil Anschläge auf israelischen Boden durchgeführt haben". Eine genaue Liste sei aber nicht bekannt.

Wie viele der israelischen Geiseln sind noch am Leben?

Geiselschicksal unklar | Bildquelle: Mahmoud Illean/dpa

"Da gibt es ganz unterschiedliche Angaben", sagte ARD-Korrespondent Limpert. "Geheimdienstinformationen, die in den letzten Wochen kursiert sind, gingen davon aus, dass etwa die Hälfte noch leben könnte. Es sind noch rund 100 israelische Geiseln im Gazastreifen." Es sei aber unklar, wie viele noch lebten.

Laut offiziellen israelischen Angaben hält die Hamas noch 94 Geiseln in ihrer Gewalt, von denen 34 aber nicht mehr leben sollen. Die Skepsis über ein Zustandekommen des Deals ist bei den Angehörigen groß. Ifat Kalderon, die Cousine einer Geisel, sagte am Montagabend: "Wir warten - aber ich persönlich werde nichts glauben, solange ich nicht sehe, dass die Geiseln an der Grenze freigelassen werden."

Wie ist die Situation der Menschen in Gaza?

Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde binnen 24 Stunden 61 Menschen getötet worden. Mehr als 280 weitere hätten Verletzungen erlitten, teilte die Behörde am Dienstag mit. Die Angaben, die nicht zwischen Zivilisten und Soldatem unterscheiden, ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs mit dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 sind nach palästinensischen Angaben in dem Küstenstreifen mehr als 46.600 Menschen getötet worden. Mehr als 110.000 wurden demnach verletzt.

Unsere Quellen:

  • ARD-Korrespondenten
  • Nachrichtenagenturen AFP, DPA und Reuters