Von Insa Thiele-Eich
Es ist soweit: Artemis 1 ist gestartet. Die leistungsstärkste Rakete aller Zeiten hebt nach mehreren Startversuchen erfolgreich ab und bringt das Orion-Raumschiff Richtung Mond. Endlich! Die Menschheit kehrt zurück zum Sehnsuchtsort Mond. Wird diese unbesetzte NASA-Mission ein Erfolg, soll schon 2024 Artemis 2 folgen, bevor 2025 bei Artemis 3 erstmals wieder Menschen den Mond betreten werden.
NASA-Mondmission heißt nicht zufällig "Artemis"
Noch ist nicht offiziell, wer Teil der Artemis-3-Crew sein wird - aber dass eine Frau und eine nicht weiße Person dabei sein werden, das ist klar. Nach zwölf Männern, die während der Apollo-Missionen die Welt mit Bildern vom Mond begeisterten, Forschung betrieben und gelegentlich auch eine Runde Golf spielten, ist es also über 50 Jahre später an der Zeit: moon goes diversity.
Sogar der Name des Programms ist bewusst weiblich gewählt: Artemis ist in der griechischen Mythologie die Göttin des Mondes - und die Zwillingsschwester von Apollo. Aber muss das wirklich sein? Kann nicht einfach nur Leistung zählen?
"BeMANNte" Raumfahrt
Als angehende Astronautin, die selbst seit 2017 trainiert, um als erste deutsche Frau ins All zu fliegen, kenne ich mich bedauerlicherweise mit der Thematik "Frau in männerdominiertem Arbeitsumfeld" aus. Noch viel besser mit den entsprechenden Klischees.
Besonders die astronautische Raumfahrt galt lange Zeit als Männerdomäne - "bemannte Raumfahrt" lässt grüßen. Das bedeutet selbst 2022 noch, dass gelegentlich mal ein Anzug im Training zu groß ist und so das Werkzeug nur erschwert bedient werden kann. Oder man nebst Trainingsmaterial zwei Kissen mitschleppt, um im Flugzeug an die Pedale zu kommen. Kleinigkeiten, könnte man meinen. Und ja, etwas anderes macht mir mehr Gedanken: die Überraschung, die so viele Menschen einer AstronautIN entgegenbringen. "Das gibt’s? Echt?"
Klischees und fehlende Vorbilder
Um einmal zu verstehen, wieso es so wichtig ist, dass man Menschen in sehr exponierten, symbolträchtigen Berufen möglichst divers platziert, genügt ein Blick in die Kommentarspalten bei Social Media: "Frauen auf den Mond? Wozu, zum Mondstaub putzen?" (Ha) Oder auch ein Klassiker: "Meine könnt ihr gerne hochschießen." (Haha) Und der all-time favorite: "Immerhin ist da oben genug Platz zum Einparken." (Hahaha)
Offensichtlich ist eine nicht kleine Gruppe der Menschheit überfordert mit dem Gedanken, dass sogar Frauen (man stelle sich das vor) nicht nur das Interesse haben, sich in die lebensfeindliche Umgebung Weltraum zu begeben, um dort zu arbeiten, sondern das auch noch können. Man kann es diesen Menschen kaum verübeln, fehlten doch lange Zeit die Vorbilder, insbesondere in technikaffinen Berufen. Was nicht sichtbar ist, findet nicht statt - insofern: höchste Zeit für die NASA-Mondmission-Artemis 1.
Der Mond ist für alle da!
Bei Artemis 1 fliegen übrigens schonmal zwei Vorreiterinnen mit: Helga und Zohar, zwei mit Sensoren ausgestattete Frauen-Puppen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) aus Köln.
So wird untersucht, wie sich Strahlung im Weltraum auf den weiblichen Körper auswirkt und wie wirksamer Schutz aussehen kann. Das ist für alle Körper wichtig, am weiblichen Körper aber noch nicht genug erforscht worden.
Diverse Teams verbessern die Raumfahrt
Diese Wissenslücke ist besonders ungünstig, da es für Langzeitmissionen absolut unumgänglich ist, eine möglichst heterogene Crew einzuplanen - die kommunizieren nämlich oft besser untereinander. Und bei einer potentiell zwei Jahre andauernden Weltraum-Mission zum Mars ist eine gute Kommunikation im Team das A und O.
Schön also, dass im All etwas Bewegung in die Sache gekommen ist - die NASA ist auf einem guten Weg. Und setzt mit ihrem Flug zum Mond gleich noch ein wichtiges Signal für uns auf der Erde: nicht nur der Mond ist für alle da.
Wie blicken Sie auf die Artemis-1-Mondmission? Sind Sie auch dafür, dass so schnell wie möglich die erste Frau zum Mond fliegen kann? Lassen Sie uns darüber diskutieren! Hier in den Kommentaren und auf Social Media.
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Kommentare zum Thema
Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er sich nicht auf das Thema der Diskussion bezieht. (die Redaktion)
Sind die hier zitierten "Witze" nun unterirdisch oder eher sublunar? Egal, sie zeigen, dass auch im 21. Jhdt. der männliche Verstand im Zweifelsfall immer noch dem männlichen Chauvinismus Platz macht. Ich glaube nicht, dass das nur an fehlenden Vorbildern liegt. Es scheint ein deutsches Problem zu sein, dass es hier noch keine Astronautin gibt. Immerhin hatte nicht nur die Sowjetunion Kosmonautinnen, auch bei den Space Shuttle-Missionen waren Frauen dabei, von denen eine bei der Challenger-Katastrophe ihr Leben verlor. Danach sind Frauen regelmäßig zur ISS geflogen, eine davor war auch Kommandantin der Station. Die Deutsche Ulrike Fitzer ist ist zwar keine Raumfahrerin, aber die erste Kampfpilotin der Bundesluftwaffe und Fluglehrerin auf dem Eurofighter. Mich persönlich begeistert die Mondlandung - vor 50 und in einigen Jahren - nicht so sehr wie die unbemannten Voyager-Missionen, die faszinierende Bilder der Großen Planeten gesendet und nun das Sonnensystem verlassen haben.
Als Junge saß ich bei den Mondmissionen aufgeregt vor dem Fernseher, glaubte 1969 fest daran, bald schon viel mehr davon zu sehen. Aber nein, ich sah mehr Kriegsbilder von Vietnam danach als mir gut tat. Die Amerikaner setzten ihr Geld und Potential mehr für Macht-denn Weltraumgewinn ein, da sie Russen nicht mehr ernst nahmen. Jetzt aber schickt sich China an den Weltraum zu erobern und USA besinnt sich statt Raketen auf China zu werfen, diese endlich wieder auf den Mond zu richten und somit technisch und wissenschaftlich weiter zu kommen als China. Gut so, dieser Schritt hilft uns allen weiter, egal ob Frau oder Mann, sondern dem Menschen, also der Menschheit. Ein "Weltraum" statt Weltkrieg, das nenn ich eine Absage. Ich fuhl mich wieder jung wie 1969👍