Bei jungen Erwachsenen ist der Traum vom Wohneigentum groß: Laut einer repräsentativen Umfrage des Immobilienportals Immoscout24 wollen 85 Prozent der 18- bis 29-Jährigen mal eine Immobilie besitzen, bei unter 50-Jährigen sind es 65 Prozent. Aber gerade Familien können sich oft keine Immobilie leisten. Bei der Wohneigentumsquote liegt Deutschland im europaweiten Vergleich auf dem vorletzten Platz. Seit Anfang März sind die Zinsen für Immobilienkredite sprunghaft gestiegen. Das treibt die Kosten für ein Eigenheim weiter in die Höhe. Warum die Zinsen steigen und wie man Geld sparen kann:
Warum steigen die Bauzinsen jetzt?
Die Zinsen für einen Immobilienkredit orientieren sich an den zehnjährigen Bundesanleihen. Wie es der Name schon sagt, leiht sich der deutsche Staat hier Geld – und zahlt dafür Zinsen. Sollte das milliardenschwere Finanzpaket wie geplant kommen, muss der Staat sich sehr viel Geld leihen und den Investoren dafür attraktive Zinsen zahlen.
Hinzukommt, dass mit wachsenden Staatsschulden das Risiko steigt, dass die Investoren ihr Geld nicht zurückbekommen. Beides führt dazu, dass die Rendite auf Staatsanleihen steigt – und damit sich auch die Bauzinsen erhöhen.
Seit Anfang März sind die Bauzinsen um bis zu 0,5 Prozentpunkte gestiegen. Was nach wenig klingt, kann mit Blick auf die gesamte Laufzeit einen Unterschied von mehreren tausend Euro ausmachen.
Kollegengespräch zu steigenden Zinsen für Immobilienkredite. WDR Studios NRW. 19.03.2025. 04:31 Min.. Verfügbar bis 19.03.2027. WDR Online.
Was kostet ein Immobilienkredit derzeit?
Bei einer zehnjährigen Zinsbindung liegt der Zinssatz für einen Kredit, der 80 Prozent des Immobilienwertes finanziert, laut Verbraucherportal Finanztip bei 4,1 Prozent. Wer mehr Eigenkapital mitbringt, bekommt den Kredit günstiger. Außerdem spielen unter anderem die Zinsbindung, die Lage der Immobilie und die persönlichen Einkommensverhältnisse eine Rolle. Im langfristigen Vergleich bewegen sich die aktuellen Bauzinsen allerdings noch im Durchschnitt. Zum Vergleich: Anfang der 90er-Jahre wurden für einen Immobilienkredit Zinsen von bis zu zehn Prozent fällig.
Wie können junge Familien beim Immobilienkredit sparen?
Es lohnt sich, die Konditionen verschiedener Anbieter von Immobilienfinanzierungen genau zu vergleichen. Laut einer aktuellen Auswertung der Stiftung Warentest lassen sich bei der Finanzierung einer 400.000 Euro teuren Eigentumswohnung so im Extremfall Zinskosten von mehr als 100.000 Euro sparen. "Es gibt kein Finanzprodukt, bei dem sich durch einen einfachen Vergleich der Konditionen so viel Geld sparen lässt", sagt Heike Nicodemus von der Stiftung Warentest.
Wo gibt es die günstigsten Zinsen?
Im aktuellen Vergleich der Stiftung Warentest schneiden die Kreditvermittler wie Dr. Klein, Interhyp und Baufi24 gut ab. Die Vermittler haben Zugriff auf die Angebote vieler Banken und Bausparkassen, so können sie die günstigsten Zinsen heraussuchen. Inzwischen bieten auch einige Banken solche Kreditvermittlungen an.
Wie können junge Familien beim Immobilienkredit sonst noch sparen?
Neben der unabhängigen Beratung, zum Beispiel bei den Verbraucherzentralen, kann sich auch ein Blick auf die Wohnraumförderprogramme von Bund, Land und Kommune lohnen. Die richten sich besonders an junge Familien. Dazu gehört beispielsweise auch das Programm „Jung kauft Alt“ vom Land NRW. Hier werden Familien unterstützt, die ein bereits bestehendes und sanierungsbedürftiges Haus kaufen möchten.
Eine weitere Möglichkeit, das nötige Eigenkapital zu reduzieren, kann zum Beispiel auch eine Hypothek auf das Elternhaus sein – sofern die Eltern damit einverstanden sind. Der leichteste Weg, ein wenig zu sparen, ist die Größe der nötigen Wohnfläche zu überdenken. Eine geringere Wohnfläche bedeutet meist auch einen niedrigeren Kaufpreis.
Wie sieht es in anderen Ländern aus?
In den Niederlanden gibt es beispielsweise eine Hypotheken-Versicherung. Sie leistet in Fällen wie dem Tod des Partners, einer Scheidung, Arbeitslosigkeit oder Berufsunfähigkeit eine bis zu zweijährige Zahlung. Das gibt jungen Familien ein Stück Sicherheit für die Zukunft und führt dazu, dass weniger Eigenkapital nötig ist.
Großbritannien und die Skandinavier gehen einen anderen Weg. Hier sorgen geringere Erwerbsnebenkosten für eine Entlastung der Käufer und ermöglichen auch Familien mit weniger Eigenkapital den Sprung ins Wohneigentum.
Unsere Quellen:
- Interview mit Heike Nicodemus, Stiftung Warentest
- Interview mit Michael Voigtländer, Institut der Deutschen Wirtschaft
- Finanztip.de