Europameister im Erfinden: Deutschland meldet die meisten Patente an

Stand: 26.03.2025, 15:27 Uhr

Mehr als 25.000 Erfindungen konnten Forscherinnen und Forscher oder Unternehmen aus Deutschland im Jahr 2024 zum Patent anmelden. Das berichtet jetzt das Europäische Patentamt. Mehr Patente kamen im vergangenen Jahr nur aus den USA.

Von Luisa Becher

Deutschland ist Europameister im Erfinden. 25.033 Patente wurden im vergangenem Jahr in Deutschland angemeldet - von Erfinderinnen, Forschern und Unternehmen. Weltweit bleibt Deutschland damit auf dem zweiten Platz. Im Vergleich zum Vorjahr konnte Deutschland um 0,4 Prozent zulegen und liegt damit hinter den USA und vor Japan, China und Südkorea.

Patente zeigten an, wie innovativ die Wirtschaft eines Landes ist, so Wolfgang Landmesser aus der WDR-Wirtschaftsredaktion. Unternehmen könnten durch ihre Erfindungen einen Vorsprung vor der Konkurrenz haben, bessere Geschäfte machen und somit auch neue Jobs schaffen. Gerade Länder wie Deutschland, die wenig Bodenschätze haben, seien auf Innovationen angewiesen.

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Deutschland weiter sehr erfolgreich in der Automobilbranche

Die meisten Erfindungen aus Deutschland kamen aus dem Bereich Transport. Das umfasst die Automobilbranche, aber auch den Schienenverkehr und die Luft- und Raumfahrt. Traditionell sind hier die großen Automobilhersteller wie Mercedes Benz oder BMW besonders erfinderisch.

Wie wichtig sind Patente für Deutschland? WDR Studios NRW 26.03.2025 00:32 Min. Verfügbar bis 26.03.2027 WDR Online

Die meisten Patente wurden für Produkte in der Unterhaltungselektronik, dem Infotainment in Autos, angemeldet. Auch bei Displays und ihrer Steuerung über Sprache und Gestik gab es viele Erfindungen.

WDR-Wirtschaftsredakteur Wolfgang Landmesser | Bildquelle: WDR / Herby Sachs

Der Bereich Elektromobilität konnte stark hinzugewinnen, während es bei den Verbrennermotoren deutlich weniger Patentanmeldungen gab. Nach Einschätzung von Wolfgang Landmesser sprechen diese Entwicklungen für einen Umbau der deutschen Wirtschaft zu einer klimaneutralen Produktion.

Aufholbedarf bei digitalen Innovationen

Europaweit gesehen wurden die meisten Patente für Computertechnik angemeldet, für elektrische Maschinen und Geräte sowie die digitale Kommunikation. Dies wird durch die drei Konzerne unterstrichen, die das Ranking des Europäischen Patentamts anführen: Samsung auf Platz 1, gefolgt von Huawei und LG. Deutschland hinkt bei digitalen Innovationen noch hinterher.

Grafik der anmeldestärksten Gebiete in Europa 2025 | Bildquelle: WDR/ Europäisches Patentamt

Patentanmeldungen im Digitalen

Eine dieser digitalen Innovationen aus Deutschland stammt aus Bonn. Das junge Start-up Datapods hat im Dezember 2024 eine App auf den Markt gebracht. Nutzende können hierüber ihre persönlichen Daten anfragen, die Konzerne wie zum Beispiel Google über sie gespeichert haben. Sie haben dann die Möglichkeit, ihre gespeicherten Daten selbstbestimmt zu teilen und so Geld zu verdienen.

0630-Podcast: Über Patente und neue Erfindungen WDR Studios NRW 26.03.2025 04:35 Min. Verfügbar bis 26.03.2027 WDR Online

Die vier Gründer von Datapods im Digital Hub in Bonn: David Goldschmidt, Finn Rübo, Jakob Endler und Lukas Stein. | Bildquelle: Datapods

David Goldschmidt ist einer der vier Gründer des Start-ups. Eine Patentanmeldung für ihre digitale Erfindung kam bisher noch nicht in Frage. "Ein richtiges Schutzniveau geht von dem Patent eigentlich nur aus, wenn man schon am Anfang ganz spezifisch sagt, für was die Software benutzt werden kann. Das war bei uns vor allen in der Anfangsphase noch gar nicht so absehbar", sagt Goldschmidt.

Wann kann man ein Patent anmelden?

Damit eine Erfindung zum Patent angemeldet werden kann, müssen vier Kriterien erfüllt sein:

  • Die Erfindung muss weltweit neu und erfinderisch sein. Einem Experten sollte die Idee für die Lösung eines Problems also nicht zu naheliegend sein.
  • Des Weiteren muss die Erfindung zum jetzigen Zeitpunkt umsetzbar sein.
  • Es muss sich außerdem um einen konkreten Anwendungsfall handeln.
  • Und es darf keine abstrakte Idee beschreiben.

Diese konkrete Anwendung für einen ihrer Algorithmen könnten die Erfinder von Datapods bald schützen lassen: "Man könnte mit einer KI die Nutzerdaten für eine Digitale Gesundheitsanwendung einsetzen. Schützen lassen könnten wir dann die Methodik, also den Algorithmus, mit dem wir die Daten in einer bestimmten Art und Weise nutzen".

Quellen:

  • Europäisches Patentamt
  • Deutsches Patent- und Markenamt
  • Telefoninterview mit David Goldschmidt von Datapods
  • Wolfgang Landmesser aus der WDR-Wirtschaftsredaktion

Über dieses Thema berichtete der WDR am 26.03.2025 unter anderem im 1Live Nachrichtenpodcast 0630.