Die Corona-Pandemie ist nach Meinung vieler Virologen und Mediziner überstanden. "Wir erleben in diesem Winter die erste endemische Welle mit Sars-CoV-2, nach meiner Einschätzung ist damit die Pandemie vorbei", sagte etwa Virologe Christian Drosten dem "Tagesspiegel". Die Immunität in der Bevölkerung werde nach diesem Winter so breit und belastbar sein, dass das Virus im Sommer kaum noch durchkommen könne.
Diese Einschätzung sorgt bei vielen Menschen für Erleichterung. Allerdings drängen sich auch neue Fragen auf - vor allem in Bezug auf die Impfung.
Meine Corona-Impfungen sind schon länger her. Sollte ich sie auffrischen?
Wie lange die Impfung her ist, spielt laut der Ständigen Impfkommission (Stiko) keine entscheidende Rolle. Wichtig ist die Anzahl der Impfungen und Booster, die man erhalten hat.
Derzeit empfiehlt die Stiko lediglich Menschen über 60 Jahren eine zweite Booster-Impfung. Personen zwischen 12 und 60 Jahren wird in der Regel nur eine Booster-Impfung zur Auffrischung empfohlen. Eine Ausnahme sind hier Menschen mit Immunschwäche, Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeeinrichtungen sowie Beschäftigte in der Pflege und der Medizin: Für diese gilt die Empfehlung, sich ein zweites Mal boostern zu lassen.
Für die zweite Booster-Impfung empfiehlt die Stiko einen Impfstoff, der an die Omikron-Variante angepasst ist. Der Booster soll frühestens sechs Monate nach der letzten Dosis oder Infektion durchgeführt werden.
Brauche ich überhaupt noch eine Corona-Impfung?
Auch wenn viele Corona-Maßnahmen derzeit fallen oder diskutiert werden, und Experten das Ende der Pandemie nahen sehen: Das Corona-Virus wird weiter kursieren. Wer sich bestmöglich gegen einen schweren Verlauf schützen will, sollte einen vollständigen Impfschutz inklusive Booster haben.
Derzeit sind laut Gesundheitsministerium 76,3 Prozent der Deutschen grundimmunisiert. 62,6 Prozent haben eine oder zwei Auffrischungen erhalten.
Wird man bald jährlich im Herbst zur Corona-Impfung aufrufen - wie bei der Grippe?
Das steht noch nicht fest. Es gibt zwar Parallelen zwischen den Erkrankungen, etwa was die saisonale Häufung und das Hochschnellen der Fälle im Herbst und Winter betrifft. Die Fachleute sind sich aber derzeit nicht einig über den Sinn einer jährlichen Corona-Impfung.
So hält der Frankfurter Virologe Martin Stürmer eine jährliche Impfung mit jeweils angepassten Impfstoffen grundsätzlich für sinnvoll. Laut Christian Drosten wird es "nicht zwangsläufig so sein wie bei Influenza, dass man auf Dauer impfen muss". Gegen die anderen endemischen Coronaviren impfe man gar nicht, sagte er dem "Tagesspiegel". Auch die Stiko ist mit dem Thema befasst, kann derzeit aber noch keine Einschätzung darüber abgeben, ob in Zukunft eine jährliche Corona-Impfung erforderlich sein wird.
Die Politik in anderen Ländern ist da stellenweise schon weiter. So hat US-Präsident Joe Biden bereits im September die US-amerikanische Bevölkerung dazu aufgerufen, sich in Zukunft jährlich gegen Corona impfen zu lassen.