Follow Up: Andreas und Catherines Blutspende im Labor
Aktuelle Stunde . 05.11.2024. 11:58 Min.. UT. Verfügbar bis 05.11.2026. WDR. Von Alexa Schulz.
Blutspende in der Aktuellen Stunde: Was passiert mit dem Blut?
Stand: 05.11.2024, 19:13 Uhr
In der Aktuellen Stunde am 4. November haben die Moderatoren Catharine Vogel und Andreas Bursche während der Sendung Blut gespendet. Doch was passiert dann mit dem Blut?
Von Catharina Coblenz
Wir haben den Weg des Blutes weiter verfolgt - zum Zentrum für Transfusionsmedizin in Hagen. Es ist noch dunkel, als wir morgens dort ankommen. Trotzdem ist hier über die Nacht schon einiges passiert.
Die Blutspenden kommen hier schon zwischen 2 und 3 Uhr nachts an und werden dann direkt weiter verarbeitet. Der Grund: "24 Stunden nach der Punktion muss das Blut bereits weiter verarbeitet sein", erklärt Stephan David Küpper vom DRK-Blutspendedienst West.
Grob unterteilt sich das Zentrum in zwei Bereiche: Das Labor, in dem das Blut untersucht wird und der Bereich, in dem die Blutspenden weiterverarbeitet werden. Unser Rundgang startet im Labor. Hier werden wir vom Direktor des Zentrums Carlos Jimenez und von Mitarbeiterin Regine Rietz empfangen. "Besucherkittel" werden verteilt und dann kann der Rundgang starten.
Regine Rietz und Carlos Jimenez im Labor
Ein Beutel und mehrere Röhrchen
Rietz erklärt, dass bei einer Blutspende ungefähr ein halber Liter Blut entnommen wird - dieses Blut fließt in einen Blutbeutel. Zusätzlich werden jedoch noch drei Röhrchen mit dem Blut des Spenders befüllt, bei Erstspendern sogar vier. Diese Röhrchen gehen zur Untersuchung ins Labor.
Hagen ist als Zentrallabor für Blutspenden aus Zentren in Ratingen, Hagen, Münster, Ostwestfalen-Lippe und Bad Kreuznach zuständig. Im besten Fall treffen hier nachts ungefähr 3.000 Blutspenden ein - mal drei Röhrchen sind das 9.000 Proben, die im Labor eintreffen. "Heute waren es jedoch nur 2.500 Blutspenden" sagt Rietz. Laut Jimenez sind es sogar meistens nur 2.500 bis 2.800 Spenden - weil zu wenige Menschen regelmäßig Blut spenden.
Das Blut wird in seine Bestandteile zerlegt
Stephan David Küpper vom DRK-Blutspendedienst West
Wenn die Proben im Labor eintreffen, dann kommen sie in eine Zentrifuge. Dort wird das Blut erstmal ordentlich durchgeschleudert. Dadurch unterteilt es sich im Röhrchen in seine unterschiedlichen Bestandteile.
Ganz oben entsteht eine gelbe Schicht - das Blutplasma. Ganz unten eine rote Schicht - die roten Blutkörperchen. Und in der Mitte ist ein heller Streifen zu sehen, das sind die Thrombozyten, auch Blutplättchen genannt.
Bestandteile des Blutes
Diese drei Bestandteile haben unterschiedliche "Vorlieben" bei der Lagerung, unterschiedliche Haltbarkeiten und auch unterschiedliche medizinische Einsatzbereiche. Daher kann mit einer Blutspende im besten Fall drei Menschen geholfen werden, betont Jimenez.
Die Probe nach der Zentrifugation
Das Blutplasma kommt beispielsweise bei Verbrennungen oder bei schwerem Blutverlust zum Einsatz. Es kann eingefroren und bei minus 40 Grad gelagert werden. Auf diese Weise ist es bis zu 3 Monate haltbar.
Die roten Blutkörperchen werden bei chronischen Erkrankungen und zum Teil auch in der Krebstherapie verwendet. Sie können bei einer Temperatur von zwei bis drei Grad 42 Tage gelagert werden.
Die Thrombozyten werden hauptsächlich in der Krebstherapie verwendet. Sie benötigen Raumtemperatur und können nur vier Tage gelagert werden. Außerdem müssen die Thrombozyten in einer speziellen Maschine gelagert werden, die sie die ganze Zeit bewegt. Anderenfalls würden sie zusammenhaften: Sie sind der Bestandteil des Blutes, der für die Gerinnung zuständig ist.
Bestimmung der Blutgruppe
Nachdem das Blut zentrifugiert wurde, wird anhand der roten Blutkörperchen die Blutgruppe bestimmt. Küpper erklärt: "Egal wie oft ich spende, die Blutgruppe wird immer wieder bestimmt".
Warum ist das so wichtig? Wenn man zwei unterschiedliche Blutgruppen mischt, verklumpen die roten Blutkörperchen und das Blut kann nicht mehr fließen. Wenn das im Körper eines Menschen passieren würde, hätte das schlimme Folgen.
Jedes Mal wichtig: DIe Bestimmung der Blutgruppe dieser Proben
Besonders schwierig wird es, wenn Patienten eine seltene Blutgruppe haben. Weil die Blutspenden zum Teil nicht lange haltbar sind, ist dann viel Zeit und Aufwand nötig um an eine geeignete Blutspende zu kommen.
Laborleiter Carlos Jimenez weist jedoch auch darauf hin, dass seltene Blutgruppen zwar seltener gespendet, aber auch seltener benötigt werden: Im besten Fall gleiche sich das von selbst aus.
Die Laborstraße
In einem anderen Bereich des Labors wird das Blut auf Infektionskrankheiten untersucht, wie beispielsweise HIV, Hepatitis und Syphilis. Das alles läuft voll automatisch - in einer sogenannten Laborstraße. Rietz erklärt, dass das Ganze ein "absolut geschlossenes System ist". Dadurch seien die Proben vor Verunreinigungen geschützt.
In einem verschlossenen Raum neben der Laborstraße werden zusätzlich PCR-Tests durchgeführt, die nochmal spezieller geschützt sind. Hier hat nur ein einziger Mitarbeiter am Tag Zutritt, um die Proben vor Verunreinigungen zu schützen.
Vollautomatische Untersuchungen in der Laborstraße
Blut wird "ganz oft gegengecheckt"
Gibt es Unstimmigkeiten im Blut, dann führt die Maschine die Blutuntersuchung automatisch nochmal durch. Sollten dann immer noch Zweifel bestehen, kommen die Proben zur Abklärung in eine Bestätigungsdiagnostik. Unstimmigkeiten können laut Rietz aus verschiedenen Gründen auftreten - "es muss nicht wirklich eine Erkrankung vorliegen".
Aber im Zweifel wird "ganz oft gegengecheckt, um sicher zu gehen, dass das Blut ok ist", so Küpper. Sollte doch eine Erkrankung im Blut nachgewiesen werden, dann wird der Spender darüber informiert. Der Spender hat somit auch selbst einen Vorteil von seiner Blutspende - eine kostenlose Blutuntersuchung.
Damit die Proben auch später noch der richtigen Blutspende zugeordnet werden können, werden sowohl die Blutbeutel, als auch die Röhrchen mit einem 11-stelligen Barcode versehen. Sollte das Blut im Labor dann beispielweise positiv auf eine bestimmte Krankheit getestet werden, dann wird der dazugehörige Blutspende-Beutel in der Weiterverarbeitung gesperrt.
Weiterverarbeitung der Blutspende
Weil es auf jeden Minute ankommt, werden die Blutbeutel in einem anderen Teil des Zentrums schon weiterverarbeitet, während die Untersuchungen im Labor noch laufen. Auch hier kommen die Beutel zunächst in eine Zentrifuge, und wie bei den Labor-Röhrchen bilden sich drei Schichten.
"Plasma bis 15 Uhr einfrieren"
Anschließend wird der Beutel in eine Maschine gehängt. Im oberen und im unteren Bereich des Blutbeutels wird jeweils ein leerer Beutel angeschlossen. Dann wird der dreischichtige Beutel von der Maschine langsam zusammengedrückt.
Die Bestandteile der Blutspende werden hier aufgeteilt.
Die obere Schicht, das Blutplasma, wird so in den oberen Beutel gepresst und die untere Schicht, die roten Blutkörperchen, in den unteren. Der Beutel mit dem gelben Blutplasma ist direkt fertig und kann eingefroren und gelagert werden.
Beutel mit Blutplasma
Krankenhäuser benötigen übrigens nicht 100 Prozent des Plasmas, so Küpper. Der Rest geht dann an die pharmazeutische Industrie. Auch hier werden Präparate aus dem Plasma hergestellt, die für einige Menschen sehr wichtig sind.
Wertvolle Thrombozyten
Die roten Blutkörperchen müssen noch weiter bearbeitet werden: Durch einen Filter laufen sie nach unten in einen neuen Beutel. Die weißen Blutkörperchen werden dabei aus der Spende herausgefiltert. Dann ist auch der Beutel mit den roten Blutkörperchen fertig.
Rote Blutkörperchen werden gefiltert
Übrig bleiben die Thrombozyten im ursprünglichen Blutspendebeutel. Sie haben den kleinsten Anteil an der Blutspende. Daher werden in einem nächsten Schritt mehrere Blutbeutel miteinander verknüpft.
Am oberen Ende der "Blutbeutelkette" wird eine Flüssigkeit angebracht, die die Thrombozyten aus allen verknüpften Beuteln in einen neuen Beutel spült. Zusätzlich streicht eine Mitarbeiterin mit der Hand über die Beutel, damit auch kein Tropfen der wertvollen Thrombozyten verloren geht.
Abtransport
In der letzten Station werden die Blutbeutel etikettiert und für den Abtransport auf verschiedene Kisten aufgeteilt - auch das übernimmt eine Maschine. Jetzt können die Blutspenden an Krankenhäuser geliefert werden und dort genutzt werden - vielleicht sogar Leben retten.
Plasmabeutel nach der Ettiketierung
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort
- Interview mit Stephan David Küpper vom DRK-Blutspendedienst West
- Interview mit Dr. Carlos Jimenez, Direktor des für Transfusionsmedizin in Hagen
- Website des DRK-Blutspendedienst West
Über das Thema berichteten wir auch am 05.11.2024 im WDR Fernsehen: Aktuelle Stunde um 18.45 Uhr.