"Bluesky" ist ein vergleichsweise neuer Kurznachrichtendienst, der seit 2021 online ist. Gegründet hat ihn allerdings, das ist bemerkenswert, Jack Dorsey, viele Jahre Geschäftsführer von "X" (früher Twitter). Der Mann kennt das Geschäft also. Das dezentrale Soziale Netzwerk ist offiziell in der Betaphase. Es wird also noch entwickelt, hier und da kann es haken.
Eine Million registrierte User
Anfangs war Bluesky mehr oder weniger unbeachtet. In den letzten Monaten hat der Dienst jedoch enorm Zulauf erfahren. Seit dem Wochenende gilt Bluesky als dritter Dienst, der sich als Alternative zu "X" versteht und mehr als eine Million Nutzer zählt. Das zumindest hat eine Mitarbeiterin des Unternehmens ausgerechnet auf "X" bekanntgegeben, später aber auch im eigenen Netzwerk.
Eine Million Nutzer: Das ist immer eine Schallmauer für ein aufstrebendes Projekt. Seitdem explodiert das Interesse an Bluesky geradezu. Die App, die es für iOS und Android gibt, ist derzeit äußerst beliebt: Viele Menschen fühlen sich seit der Übernahme durch Elon Musk unwohl - und mit jeder Veränderung unwohler. Eine echte Alternative, die für viele Menschen interessant sein könnte, gibt es aber bislang nicht.
Neuanmeldung derzeit nur mit Einladung
Das könnte sich mit Bluesky ändern. Doch eine Neuanmeldung ist dort derzeit nur auf Einladung (mit einem "Invite Code") möglich. Es braucht also jemanden, der schon eine Weile bei Bluesky ist und eine Einladung verschicken kann. Oder man lässt sich als Interessent auf die Warteliste setzen und wird informiert, sobald ein Beitritt möglich ist.
Künstliche Verknappung, das ist ein Verfahren, das bei jungen Projekten heute üblich ist. So lässt sich das Wachstum steuern - anderenfalls könnte bei einem "Run" auf das Projekt die IT-Infrastruktur zusammenbrechen. Gleichzeitig steigert diese künstliche Barriere bei vielen Userinnen und Usern das Interesse.
Nutzer feiern Bluesky als "ursprüngliches Twitter"
Wer schon Mitglied bei Bluesky ist, feiert das Netzwerk als "ursprüngliches Twitter", als das, was Twitter einst war. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg: Konkurrent "X" zählt offiziellen Angaben zufolge fast 360 Millionen regelmäßige Nutzer.
Viele User fühlen sich auf "X" mittlerweile unwohl: Es stört sie, dass Multimilliardär Elon Musk so viel ändert und umstellt, aus Sicht von vielen Menschen nicht zum Vorteil. Zuletzt hat Musk weitere Abomodelle angekündigt. Doch die bisherigen Twitter-Alternativen wie Mastoden überzeugen noch nicht wirklich. Es gibt, zumindest für Laien, zu viele technische Hürden. Vor allem aber erreicht man in den neuen Netzwerken nur vergleichsweise wenige Menschen.
Erfolgsaussichten noch unklar
Die Zeit wird zeigen, ob Bluesky sich tatsächlich zu einer von vielen akzeptierten Alternative zu "X" entwickeln kann. Je mehr Menschen dort präsent sind, desto höher ist die Sogwirkung, auch Netzwerkeffekt genannt. Auch das dezentral organisierte "Mastodon" hatte eine Weile einen Hype, konnte sich aber nicht wirklich durchsetzen.
Über den Autor
Jörg Schieb, Jahrgang 1964, ist WDR-Digitalexperte und Autor von 130 Fachbüchern und Ratgebern. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf unseren Alltag.