25 Jahre Babyklappe I WDR aktuell

02:17 Min. Verfügbar bis 08.04.2027

25 Jahre Babyklappe: Über gerettete Babys und anhaltende Kritik

Stand: 08.04.2025, 13:10 Uhr

Vor 25 Jahren wurde die bundesweit erste Babyklappe eingerichtet. Das habe viele Leben gerettet, sagen Befürworter. Es gibt aber auch Kritik von Kinderschützern. Wir haben einen Vater getroffen, dessen Adoptivkind in einer Babyklappe abgegeben wurde.

Thorsten Maurer hat sein Kind an Heiligabend kennengelernt. Einen Tag zuvor hatte seine Familie einen Anruf vom Adoptionsvermittler der Stadt Duisburg bekommen. "Wir hätten da ein Kind für Sie", habe der Mann gesagt. Das Kind war in einer Babyklappe abgegeben worden.

"Das allerschönste Weihnachtsgeschenk"

Als Thorsten Maurer und seine Frau das Kind im Krankenhaus zum ersten Mal sahen, seien sie direkt "schockverliebt" gewesen. Schon am ersten Weihnachtsfeiertag nahmen sie es mit nach Hause, es sei das "allerschönste Weihnachtsgeschenk" gewesen, erinnert er sich. Thorsten Maurer heißt eigentlich anders, möchte aber seinen tatsächlichen Namen nicht nennen. Sein Adoptivkind ist inzwischen zehn Jahre alt.

Thorsten Maurer (Pseudonym) in Duisburg

Thorsten Maurer beim anonymen Interview mit dem WDR

Schätzungsweise rund 100 Babyklappen bundesweit

Babyklappen sind als letzter Ausweg für Mütter gedacht, die sich mit ihrem Kind überfordert fühlen. Die deutschlandweit erste Babyklappe wurde am 8. April 2000 in Hamburg-Altona eingerichtet. Schätzungen zufolge gibt es derzeit bundesweit etwa 100 dieser Einrichtungen. In NRW gibt es sie unter anderem an der Kinderklinik am St-Josef-Hospital in Bochum, am Klinikum Herford und am Krankenhaus Neuwerk in Mönchengladbach.

Auch in Duisburg gibt es eine Babyklappe. Dort seien auf diese Weise 23 Kinder gerettet werden, sagt Peter Seiffert, Kinderarzt an der Helios St. Johannes-Klinik Duisburg. Sobald ein Kind dort abgelegt wird, werde das medizinische Personal benachrichtigt. "Dann gibt es einen Alarm auf der Früh- und Neugeborenen-Intensivstation und dann kann das Kind umgehend geborgen werden und für das Kind wird gesorgt."

25 Jahre Babyklappe

WDR 5 Neugier genügt - Freifläche 08.04.2025 14:18 Min. Verfügbar bis 08.04.2026 WDR 5


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Kritik: Kinder können Eltern nicht ausfindig machen

Gaby Flößer, Vorsitzende des Kinderschutzbund NRW

Gaby Flößer, Vorsitzende des Kinderschutzbunds NRW

Der Kinderschutzbund NRW sieht die Babyklappen mit Skepsis. Das Konzept sei "nur bedingt erfolgreich", sagt die Landesvorsitzende Gaby Flößer. Denn Menschen haben ein Recht darauf, ihre Herkunft zu kennen. "Wenn Mütter anonym gebären und ihre Kinder in eine Babyklappe legen, dann können Kinder hinterher nicht ausfindig machen, woher sie kommen", so die Kritik. Eine bessere Alternative sei deshalb die vertrauliche Geburt, bei der Mütter zunächst unter Pseudonym anonym ihr Kind auf die Welt bringen. Mit 16 Jahren erhält das Kind dann aber die Möglichkeit, auf die Daten seiner Mutter zuzugreifen.

Kinderarzt Seiffert ist der Meinung, dass die vertrauliche Geburt Babyklappen nicht ersetzen kann. "Die Realität hat gezeigt, dass es eine super Ergänzung ist, aber sich einfach an ein unterschiedliches Klientel wendet", so der Mediziner. "Die Frauen, die eine vertrauliche Geburt haben wollen, haben sich vorher schon gekümmert."

"Eine gute Bauchmama"

Thorsten Maurer, dessen Adoptivkind in einer Babyklappe abgegeben wurde, sieht es ähnlich. Die Babyklappe sei eine "ganz wundervolle Einrichtung", wenn Kinder von verzweifelten Müttern dort abgelegt würden, anstatt etwa in einem Altkleidercontainer oder im Wald.

Mit seinem Kind spricht er ganz offen über seine Herkunft. "Du hattest eine gute Bauchmama", sagt er dann. "Deine Bauchmama wollte nur das Beste für dich."

Unsere Quellen:

  • Interview mit Thorsten Maurer (Pseudonym)
  • Interview mit Gaby Flößer, Vorsitzende Kinderschutzbund NRW
  • Interview mit Peter Seiffert, Kinderarzt Helios St. Johannes Klinik Duisburg
  • Nachrichtenagentur dpa