Ob in der Bahn, im Supermarkt oder auf der Arbeit - immer wieder hustet oder niest jemand. Aktuell ist das wieder deutlich öfter der Fall. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet, dass in der vergangenen Kalenderwoche deutschlandweit etwa 5,8 Millionen Menschen eine Atemwegserkrankung hatten. Dass sei ein Drittel mehr als in der Vorwoche. Für die meisten Fälle sind Rhino-Viren verantwortlich. Die sorgen für Erkältungen und Schnupfen. Die Covid-Zahlen sind im Vergleich zur Vorwoche leicht gesunken.
Auch in NRW mehr Atemwegserkrankungen
In Nordrhein-Westfalen gibt es einen ähnlichen Trend: In der vergangenen Woche sind mehr als 1.300 Menschen laut des Robert Koch-Instituts wegen Atemwegserkrankungen zum Arzt gegangen. Das waren fast 19 Prozent mehr als in der Woche davor. So hoch war die Zahl zuletzt im April. Um welche Erkrankungen es dabei geht - ob Erkältung, Grippe oder Corona - weist das RKI nicht aus. Gezählt werden aber weiter die Corona-Fälle in Nordrhein-Westfalen. Das waren in der vergangenen 1.112 - und damit etwa 15 Prozent weniger als in der Vorwoche.
Hausärzte sorgen sich um Zukunft
Für viele mit Schnupfen oder Husten geht der Weg zum Hausarzt - wenn man denn einen Termin bekommt. Das sei gar nicht soi einfach, beklagt der Hausärztinnen- und Hausärzteverband. In Berlin treffen sich gerade Hausärzte aus ganz Deutschland, um über die Probleme und die Zukunft ihrer Branche zu sprechen.
Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband hat eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben. Derzufolge gehen drei von vier Menschen in Deutschland davon aus, "dass es in den kommenden fünf Jahren schwieriger wird, eine Hausarztpraxis zu finden."
NRW hat die wenigsten Hausärzte
Nordrhein-Westfalen hat schon jetzt die wenigsten Hausärzte pro Einwohner. Das zeigen Zahlen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. In NRW kamen im vergangenen Jahr 0,62 niedergelassene Hausärzte auf 100.000 Einwohner. Am besten sah es in Mecklenburg-Vorpommern aus. Dort gab es eine Quote von 0,74.
Auf dem Land fehlen Praxen
Gerade auf dem Land gibt es zu wenig Hausärzte. Das Land Nordrhein-Westfalen geht das Problem mit der sogenannten "Landarztquote" an. Seit 2019 lockt das Land junge Menschen, deren Abiturschnitt nicht für ein Medizin-Studium ausreicht. Sie können trotzdem ihr Wunschfach studieren, wenn sie sich vertraglich verpflichten, mindestens zehn Jahre als Hausarzt in einer unterversorgten Region zu arbeiten.
Dr. Christian Spannagel arbeitet als Arzt in Möhnesee in Westfalen. Er findet das Progamm der Landesregierung gut. Wegen des langen Medizin-Studiums und der anschließenden Facharztausbildung der Teilnehmer wird es aber noch dauern, bis er eine Entlastung dadurch spüren kann. Spannagel hat mittlerweile eine 60-Stunden-Woche, weil so viel zu tun ist.
Patienten werden immer älter
Vielen Hausärzten und Hausärztinnen geht es ähnlich. Die Ärztekammer Nordrhein spricht von steigenden Patientenzahlen. Und das sei nicht der einzige Unterschied: "Wir haben ältere Patienten und Patientinnen, die [...] mehr Krankheiten aufweisen", sagt Dr. Arndt Berson, Vizepräsident Ärztekammer Nordrhein. Gleichzeitig geht ein großer Teil der Hausärzte in den nächsten Jahren in Rente und der Nachwuchs fehlt.
Forderungen an die Politik
Die Ärztekammer Nordrhein fordert, dass Ärzte mit weniger bürokratischen Aufgaben belastet werden. Außerdem gibt es den Vorschlag, dass nicht-ärztliche Fachkräfte in den Praxen mehr Verantwortung bekommen, etwa bei einfacheren Anliegen wie Routine-Hausbesuchen. Ähnlich sieht das der Hausärztinnen- und Hausärzteverband. Beim Treffen der Hausärzte in Berlin wird auch mehr Geld von der Politik gefordert. Die Bundesregierung hat bereits ein Gesetz auf den Weg gebracht, das die Hausärzte entlasten soll. Das ist vom Bundestag aber noch nicht beschlossen.
Unsere Quellen:
- Robert Koch-Institut
- Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen
- Hausärztinnen- und Hausärzteverband
- Kassenärztliche Bundesvereinigung
- WDR-Reporterin vor Ort
- WDR5-Interview mit Dr. Arndt Berson
Über dieses Thema berichteten wir am 19.09.2024 unter anderem bei WDR4 und WDR5 um 12:00.