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192 Zentimeter Europäer: Als Karl zum Großen wurde

WDR Zeitzeichen 05.06.2024 14:39 Min. Verfügbar bis 06.06.2099 WDR 5

Karl der Große gilt als Erfinder eines geeinten Europas. Doch Vorsicht: In seinen Methoden war er nicht zimperlich, nur in zwei Jahren seiner Regentschaft führte er keinen Krieg.

Karl der Große stammt aus dem Geschlecht der Karolinger und wird schon als Kind zum Heeresführer ausgebildet. Als er den fränkischen Thron besteigt, dehnt er sein Reich von der Nordsee bis nach Mittelitalien, von den Pyrenäen bis ins heutige Ungarn aus. Im Jahr 800 wird er vom Papst zum Kaiser des Römischen Reiches gekrönt. Sein Lieblingsort soll Aachen gewesen sein, wo er 814 stirbt und beerdigt wird. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Prof. Matthias Becher, Mittelalterhistoriker, Universität Bonn, Matthias Becher: Karl der Große, aktual. Auflage, München 2021, Johannes Fried: Karl der Große – Gewalt und Glaube, München 2014***

Anfangs muss sich der Frankenkönig Karl noch vom Klerus in Rom bitten lassen, gegen die Langobarden in den Krieg zu ziehen. Doch dann bricht Karl, der seit seiner Kindheit auf Kriegsführung gedrillt ist, mit seinem Heer Richtung Alpen auf. Wenig später ist der Langobarden-König Desiderius in seiner Hauptstadt Pavia eingeschlossen und muss nach neun Monaten kapitulieren. Am 5. Juni 774 kann sich der Frankenkönig Karl zum König der Langobarden erklären. Aufatmen in Rom!

Dort wird König Karl auf den Stufen von St. Peter von Papst Hadrian freudig empfangen. Der ganze Klerus ruft ihm entgegen: "Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn!" Zum ersten Mal erscheint nun in Rom der Beiname, der untrennbar mit dem berühmtesten mittelalterlichen Herrscher verbunden ist: Karl der Große.

Auch wenn es weitere 26 Jahre dauern wird, bis Karl zum Kaiser gekrönt wird, der Sieg über die Langobarden dehnt sein Reich weiter aus: Der umtriebige König unternimmt Feldzüge in Spanien, in Bayern, gegen die Slawen, Hunnen und die Dänen. Und 30 Jahre lang führt er immer wieder Krieg gegen die verschiedenen Sachsenstämme.

Am Ende formt der Kaiser, der 814 in Aachen stirbt, ein europäisches Großreich. Historiker Matthias Becher warnt jedoch davor, Karl den Großen als Vorbild für ein europäisches Bündnis zu sehen: "Die Methoden etwa, mit denen Karl der Große Europa geeint hat, die wollen wir uns ja ganz sicherlich nicht zu eigen machen."

In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:
  • dass Wissenschaftler 1861 Karls Skelett exhumieren und ihm eine stattliche Körpergröße von 1,92 Metern bescheinigen,
  • wie Karl bereits als Sechsjähriger auf die Kriegsführung vorbereitet wird,
  • warum er eine Bildungsoffensive für den Klerus startet,
  • dass der König auf Kriegsbeute angewiesen ist, um den Adel zu beschwichtigen,
  • wie Karl der Große in Aachen mit seiner Gefolgschaft gemeinsam Bäder einnimmt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Prof. Matthias Becher, Mittelalterhistoriker, Universität Bonn
  • Matthias Becher: Karl der Große, aktual. Auflage, München 2021
  • Johannes Fried: Karl der Große – Gewalt und Glaube, München 2014
  • Stefan Weinfurter: Karl der Große – Der heilige Barbar, München-Berlin 2013

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Marfa Heimbach
Redaktion: Christoph Tiegel und Frank Zirpins