Jacques schwankt schon ein bisschen, wenn er die Bühne betritt. Der Inhaber einer gut sortierten Weinhandlung hat ein sehr inniges Verhältnis zu den Getränken, die er verkauft. Der Buchhändler von nebenan ist einer seiner wenigen Freunde. Doch als eine nicht sonderlich weinkundige Kundin den Laden betritt, beginnt die Luft zu prickeln. Und als dann noch ein Kleinkrimineller nach einem missglückten Diebstahl hineinstürmt, gerät manches durcheinander. Vor allem das Leben von Jacques.
"Weinprobe für Anfänger" ist ein unglaublich erfolgreiches Stück aus Frankreich. Autor Ivan Calbérac bekam vor fünf Jahren den begehrten Theaterpreis "Prix Molière" für die beste Komödie. Verfilmt wurde es auch schon. In Leon Reicherts feinsinniger Inszenierung am Bonner Contra-Kreis-Theater merkt das Publikum schnell, wieso. Der erste Teil ist sehr witzig, voller Gags, die Annäherung zwischen Jacques und Kundin Hortense ist hinreißend charmant.
In französischen Stücken geht so ein Flirt etwas schneller als in den meisten deutschen Komödien. In der Pause landen die beiden im Bett, der zweite Teil spielt nach dem Beischlaf. Und wie im wahren Leben wird es jetzt erst kompliziert. Die Komödie behält ihre Leichtigkeit, rutscht aber manchmal in die Nähe zum Drama. Eine Gratwanderung, die das fabelhafte Ensemble mit echtem und direktem Spiel gefühlvoll bewältigt.
Simon Böer ist aus vielen Hauptrollen in Fernsehserien bekannt, aktuell ist er "Der Lehrer" auf RTL. Er wirkt als Jacques jederzeit glaubwürdig, ein bisschen verpeilt, zutieft sympathisch, man ahnt, dass in ihm Abgründe stecken. Tina Seydel ist eine etwas einsame Hebamme, die es nicht fertigbringt, bei der Weinprobe das edle Getränk wieder auszuspucken. Steffen Laube spielt einen flirtfreudigen Buchhändler, Philipp Joerres einen energiegeladenen, liebenswerten Kleinkriminellen und René Toussaint überzeugt als warmherziger Arzt.
"Weinprobe für Anfänger" ist eine emotionale Komödie mit viel Herz. Romantisch und leicht, mit ein bisschen Schwermut im Abgang.
Termine:
Mittwoch bis Sonntag bis zum 19. Januar im Contra-Kreis-Theater Bonn.