Über ein Jahr lang hat Walter Reinarz dem öffentlichen Druck standgehalten. Nun, so scheint es, hat den Technik-Vorstand der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) die Affäre um den Pfusch beim Bau der Kölner U-Bahn endgültig eingeholt. Die Verkehrsbetriebe verhandeln mit Reinarz über einen Auflösungsvertrag, heißt es aus dem Umfeld des Unternehmens. Er habe signalisiert, unter bestimmten Bedingungen einer Vertragsauflösung zu zustimmen. Der KVB-Aufsichtsrat hatte am Donnerstagabend (04.03.2010) über die Personalie diskutiert. Eine offizielle Entscheidung soll am Montag (08.03.2010) verkündet werden.
Die Kölner CDU begrüßt die angestrebte Auflösung des Vertrages. Jetzt müsse geprüft werden, ob es genüge, wenn Reinarz gehe. Reinarz und der KVB-Vorstandsvorsitzende Jürgen Fenske hätten intensiv zusammengearbeitet. Wenn Reinarz Kenntnis über Versäumnisse gehabt habe, sei es kaum denkbar, dass Fenske diese nicht gehabt habe.
Anzeige gegen Reinarz gefordert
Die Bürgerinitiative "Köln kann auch anders" hat die KVB aufgefordert, Strafanzeige gegen Reinarz zu erstatten. Die KVB verhandelten mit Reinarz statt dessen über einen Ablösevertrag, kritisierte ein Sprecher. Es sei nicht hinnehmbar, dass Reinarz - so die Initiative - trotz eklatanten Fehlverhaltens und Uneinsichtigkeit mit einer hohen Abfindung und Ruhestandsgehalt auch noch belohnt werde.
Am Mittwoch (03.03.2010), dem ersten Jahrestag des Archiveinsturzes in Köln, hatte Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) den Rücktritt von Reinarz gefordert. Der habe wenige Wochen vor dem Archiveinsturz nicht richtig auf den Grundwassereinbruch an der nahegelegenen U-Bahn-Baustelle reagiert. Wer in dieser Situation zur Tagesordnung übergehe, habe sein Vertrauen verloren, so Roters.
Üppige Pensionsbezüge vereinbart
Walter Reinarz ist Diplom-Verwaltungsbetriebswirt. Von 2000 bis 2003 war er Geschäftsführer der Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH (VRS), ehe er in den Vorstand der Kölner Verkehrs-Betriebe berufen wurde. Kritiker werfen Reinarz vor, den gut dotierten und einflussreichen Posten vor allem wegen seines CDU-Parteibuchs bekommen zu haben.
Neben seinem Beruf engagierte sich Reinarz bei der Kölner CDU, die nach einer Spendenaffäre tief in der Krise steckte. Als Vorsitzender ersetzte er das Delegierten-Prinzip durch die direkte Mitglieder-Beteiligung und zerschlug so weitgehend die jahrelang etablierten Partei-Seilschaften. Im Frühjahr 2008 erklärte Reinarz nach viereinhalb Jahren seinen Rückzug vom Parteiamt. Hintergrund war die öffentliche Debatte um seine üppigen Pensionsbezüge bei den KVB.
Das Geld wird wohl auch die entscheidende Rolle beim Auflösungsvertrag spielen. Im Falle seines Ausscheidens hat Reinarz Medienberichten zufolge Ansprüche auf ein Ruhegehalt, das der Hälfte seiner Vorstands-Jahresbezüge von geschätzten 200.000 Euro entspricht.