Gedenken an die Opfer der Loveparade in Duisburg
Eine Stadt trägt Trauer
Stand: 24.07.2011, 17:00 Uhr
Mit der Gedenkfeier im Duisburger Stadion fand am Sonntag (24.07.11) die zentrale Zeremonie des Trauerwochenendes zu Ehren der Opfer der letztjährigen Loveparade statt. Rund 7.000 Menschen kamen in die Spielstätte des MSV.
Am Sonntag (24.07.11) fand in der Fußballarena des MSV Duisburg die circa zweistündige Gedenkveranstaltung für die Opfer der letztjährigen Loveparade statt. Nach Angaben der organisierenden Staatskanzlei waren alleine 1.200 Angehörige und Freunde der Opfer sowie Rettungskräfte anwesend, die damals im Einsatz waren. Insgesamt fanden bei anhaltendem Regen laut offiziellen Angaben rund 7.000 Menschen den Weg ins Stadion. Evangelische und katholische Kirchenvertreter eröffneten die Zeremonie. Petra Bosse-Huber, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, dankte den Duisburger Bürgern für ihre Hilfe nach der Katastrophe. Das Unglück habe die ganze Stadt traumatisiert: "Man hört immer: Die Zeit heilt alle Wunden. Aber die Narben bleiben - und sie brennen." Der katholische Weihbischof Franz Grave erinnerte an den großen Verlust, den Eltern und Freunde durch den Tod ihrer Liebsten erlitten hätten: "Sie fehlen in unserem Leben", sagte er. Bosse-Huber ergänzte: "Wir denken aber auch an ihre Lebenskraft und die Freude, die sie ausgestrahlt haben." Musikalisch umrahmt wurde die Zeremonie von Richetta Manager und der All Star Band, dem Jungen Chor Beckhausen sowie den Duisburger Philharmonikern.
Namen der Toten wurden verlesen
Als zentraler Punkt der Trauerfeier wurden die Namen der 21 Toten verlesen. Für jedes Opfer legte ein am damaligen Einsatz beteiligter Rettungssanitäter eine einzelne Sonnenblume in ein großes Herz aus weiteren Sonnenblumen, das vor der Bühne angelegt worden war. Auf Wunsch der Angehörigen trug "Der Graf", der Sänger der Aachener Band Unheilig, seinen Erfolgstitel "Geboren um zu leben" vor, der vom Verlust eines geliebten Menschen handelt. Unter Tränen schilderten Ella Seifer, eine junge Frau, die bei der Massenpanik schwer verletzt wurde, und Daniel Otto, ein ehrenamtlicher Rettungssanitäter, der am Unglückstag im Einsatz war, ihre dramatischen Eindrücken. "Ich habe mich immer beschützt gefühlt", erzählte Seifer. "Wenn mir etwas passieren sollte, dann wird schon jemand kommen, der mir hilft." Erst langsam sei dieses Vertrauen einer Ungläubigkeit gewichen, dass niemand zur Hilfe gekommen sei, als die Menschen anfingen, um Hilfe zu rufen. "Uns wurde bewusst, dass hier gerade etwas schief läuft und jeder um sein Leben kämpfen muss." Es sei der Tag gewesen, an dem sie wirklich verstanden habe, wie kurz das Leben ist.
Fürbitte von Hannelore Kraft
Eine der Fürbitten wurde von der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) vorgetragen. Sie sagte: "Diese Katastrophe hat das Leben so vieler nachhaltig verändert - hier in Duisburg, in Nordrhein-Westfalen, in Deutschland und weit darüber hinaus." In ihre Fürbitten schloss sie nicht nur die ein, die geholfen haben, die verletzt wurden und geliebte Menschen verloren haben, sondern auch "alle, die Fehler gemacht haben, dass sie die Kraft finden, diese einzugestehen und um Vergebung zu bitten".
Blumenkränze, Kreuze und Kerzen als Zeichen der Trauer
Trotz des Dauerregens sind seit Samstag (23.07.11) mehr als 2.000 Menschen an den Unglücksort gekommen, um der Opfer zu gedenken. In der Nacht zu Sonntag (24.07.11) zündeten sie Kerzen an, stellten an der Treppe, an der es zu dem Gedränge kam, Blumenkränze auf und legten auf den Stufen 21 weiße Kreuze nieder. Auch Bilder erinnern an die 21 Todesopfer. Trauernde können persönliche Gedanken auf bereitliegende Steine schreiben.
Unglückstunnel für stille Trauer gesperrt
Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland sowie Lopavent-Geschäftsführer Rainer Schaller nahmen auf Bitte der Opfer-Angehörigen nicht am Gedenken teil. Im Anschluss an die öffentliche Feier wollen die Hinterbliebenen der Opfer zu stiller Trauer am Unglücksort zusammenkommen. Deswegen ist der Tunnel zwischen 15 und 18.30 Uhr komplett gesperrt. Die Schuldfrage der Katastrophe ist bis heute ungeklärt. Die Duisburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 16 Beschuldigte. Die Auswertung des gesammelten Beweismaterials könne noch mehrere Monate in Anspruch nehmen, sagte Oberstaatsanwalt Rolf Haferkamp.