"Museum als Kraftwerk" - dieses Motto hat sich Direktor Kurt Wettengl für die Neueröffnung des Ostwall-Museums im Dortmunder U überlegt. In diesem Kraftwerk rauchen noch keine Schlote - stattdessen wird geputzt. Der Boden im Foyer ist noch feucht und in der Ausstellung sind die Mitarbeiter mit Staublappen unterwegs - für Samstag (09.10.2010) soll alles perfekt sein. Denn dann wird die Ausstellung für den Publikumsverkehr geöffnet: 1.700 Quadratmeter moderne Kunst auf zwei Etagen. Lang genug mussten die Dortmunder warten. Eigentlich sollte das Ostwall-Museum bereits im Mai an der neuen Adresse eröffnet werden, dann Ende September und die jetzige Eröffnung muss auch ohne den angekündigten "Paukenschlag" auskommen.
Sorgen um die Flagschiff-Ausstellung
Die Idee war, mit einer publikumswirksamen Ausstellung den U-Turm zu eröffnen. Erst sollte mit einer Ausstellung des belgischen Malers René Magritte eröffnet werden, doch dann kam die Absage der Verleiher. Der Ersatz: eine Multimedia-Ausstellung aus dem Pariser Centre Pomidou. Und die sollte es aber in die deutschen Feuilletons schaffen. Das sagte U-Intendant Andreas Broeckmann noch im Mai. Jetzt ist die Flagschiff-Ausstellung auf 17. Dezember verschoben worden. Der offiziellen Begründung nach habe die Ruhr 2010-Gesellschaft die Dortmunder darum gebeten. Nach dem Loveparade-Unglück solle die Kulturhauptstadt mit einer ruhigen Veranstaltung ausklingen.
Streit mit dem Architekturbüro
Einer der Gründe für die weitere Verzögerung im Zeitplan ist vermutlich auch bei den Umbauarbeiten des U-Turms zu suchen. Noch immer ist der Turm eine gigantische Baustelle. Endgültig fertiggestellt wird das Gebäude erst im zweiten Quartal 2011, räumt Dortmunds Stadtkämmerer Jörg Stüdemann bei der Präsentation des Museums ein. In der Vergangenheit war es Medienberichten zufolge zu hässlichen Szenen mit dem Architekturbüro Gerber gekommen - von gegenseitigen Schuldzuweisungen war die Rede. Heute ist das anders. "Ich bedanke mich sehr bei den Architekten", sagt Oberbürgermeister Ullrich Sierau und setzt vielleicht etwas bissig hinterher: "Ich bin mir sicher, wenn die erst mal ausgeschlafen sind, können sie sich auch wieder über den U-Turm freuen."
"Wir haben einen ganz ordentlichen Versicherungsschutz"
Dazu kommt, dass die Sicherheit der jetzt ausgestellten Exponate immer wieder infrage gestellt wurde. Zum einen kam die Sorge auf, dass die Bilder und Skulpturen durch den Baustaub Schaden nehmen könnten. Dazu Stüdemann: "Wir messen jeden Tag die Staubbelastung." Zum anderen gab es das Gerücht, die Ausstellung sei nicht oder nicht ausreichend versichert. Stüdemann hält dagegen: "Wir haben einen ganz ordentlichen Versicherungsschutz." Versicherer würden nicht auf Zuruf Policen vergeben, sondern "mit Argusaugen darauf achten, dass alles korrekt abläuft."
"So ein Kulturzentrum hätten wir auch gerne"
Trotz aller Hindernisse will man das Ostwall-Museum in Dortmund weiterhin als Triumph verstehen. "Das ist richtige Nachhaltigkeit in Sachen Kultur", sagt Oberbürgermeister Ullrich Sierau und meint damit, dass das Museum der Stadt auch nach der Kulturhauptstadt erhalten bleibt. Dann vermutlich gefördert durch eine Stiftung, die nach Angaben der Stadtspitze ein operatives Budget von bis zu einer Million Euro haben soll. Bei der Immobilien-Messe Expo Real in München präsentierte die Stadt sich mit dem U-Turm. "Viele Besucher haben gesagt: Das ist toll, so ein Kulturzentrum hätten wir auch gerne", berichtet Sierau. "Wir können auf dieses Museum richtig stolz sein."