Zentralmoschee-Bürgeranhörung in Köln
Turbulente Diskussion über Moscheepläne
Stand: 29.05.2007, 06:00 Uhr
In Köln-Ehrenfeld hat die Stadtverwaltung vier Stunden lang über den geplanten Bau einer repräsentativen Moschee informiert. Erstmals konnten Anwohner ihre Anregungen und Bedenken nennen.
Von Frank Überall
Die Aula des Gymnasiums Kreuzgasse war bis auf den letzten Platz besetzt. Draußen vor der Tür konnten die Besucher, die nicht mehr rein durften, über Lautsprecher die Diskussion verfolgen. Drinnen schlug der Streit um die geplante Moschee zum Teil hohe Wellen. Vor allem Mitglieder der rechtspopulistischen Partei "pro Köln" gingen von Anfang an auf Konfrontationskurs. Wegen permanenter Zwischenrufe wurden drei von ihnen des Saals verwiesen. Weil zwei sich weigerten, ermittelt die Polizei jetzt gegen sie wegen Hausfriedenbruchs.
Ditib will Bürger besser informieren
Danach konnte im Saal ruhig mit der Diskussion begonnen werden. "Ich weigere mich, in eine rechte Ecke gestellt zu werden, nur weil ich gegen den Moschee-Neubau bin", sagte ein Anwohner und erntete dafür viel Applaus. Einmütig hieß es, sowohl der türkisch-islamische Verein Ditib als auch die Kölner Stadtverwaltung hätten die Bürger zu wenig über das Bauvorhaben informiert. Ditib-Sprecher Mehmet Günet sagte deshalb auch zu, in den nächsten Tagen Broschüren an die Ehrenfelder Bevölkerung verteilen zu wollen.
Die meisten Fragen der Bürger betrafen Verkehrsprobleme. Wenn bis zu 4.000 Menschen zu Großveranstaltungen in die Moschee kämen, drohe der Stadtteil im Chaos zu versinken, hieß es. "Wir prüfen, ob die Einrichtung von Anwohnerparkplätzen die Situation entspannen kann", erklärte Stadtentwicklungs-Dezernent Bernd Streitberger. Zusätzliche Ampeln und eine neue Verkehrsführung sollten zusätzlich dazu beitragen, dass der Ansturm auf die Moschee bewältigt werden könne.
Opulente Kuppel und hohe Minarette
Für heftige Diskussionen sorgte aber auch die Gestaltung des islamischen Gotteshauses. Der Architekt Paul Böhm, bekannt als Baumeister christlicher Kirchen, verwahrte sich gegen den Vorwurf, er habe in seinem Entwurf für die Moschee zu sehr den osmanischen Stil kopiert. Die aufwändige Kuppel und die 55 Meter hohen Minarette seien notwendig: "Wir wollen zeigen, dass es sich hier um einen muslimischen Gebetsraum handelt!" Nicht allen im Saal gefiel das - eine kleine und unauffälligere Moschee wäre ihnen lieber gewesen.
In einem aber konnten die Teilnehmer der Bürgeranhörung zunächst beruhigt werden: Der Gebetsrufer Muezzin werde von der neuen Moschee aus nicht in den Stadtteil hinein erklingen, versprach der Ditib-Vertreter. "Religionen sind zwar für die Ewigkeit zuständig, aber nicht für immer", sagte Sozialdezernentin Marlis Bredehorst zu der Frage, ob das für alle Zukunft festgeschrieben sei. Rechtlich sei der Ruf des Muezzin dem Läuten christlicher Kirchenglocken gleich zu setzen.
Nächste Moscheebauten schon in Planung
Die Diskussion um das geplante bauliche Großprojekt wird jetzt in den politischen Gremien weiter gehen. Die spärlichen inhaltlichen Anregungen aus der Veranstaltung werden von der Stadtverwaltung bewertet und den Politikern mit Stellungnahmen oder Lösungsvorschlägen unterbreitet. Nach vorsichtigen Schätzungen soll sie frühestens Mitte 2009 stehen. Dass ein solches Tauziehen sich in Köln bald wiederholen könnte, deutete ein Vertreter der Stadtverwaltung ganz am Ende der Veranstaltung an: Denn in zwei weiteren Kölner Stadtteilen wurden jetzt Anträge von islamischen Gemeinden gestellt, die ebenfalls eine neue Moschee errichten wollen.