Der vorläufige Kompromiss, den die Türkisch-Islamische Union (Ditib) und Architekt Paul Böhm in einem Mediationsverfahren ausgehandelt haben, sieht vor, dass Böhm den weiteren Bau nicht mehr als Bauleiter, sondern nur noch als Berater begleiten wird. Die Kündigung des Vertrags mit dem Architekturbüro bleibt bestehen. Die von der Bauherrin beanstandeten angeblichen Baumängel, mit denen die Vertragskündigung im Oktober 2011 begründet wurden, sollen nun in einem gerichtlichen Verfahren geklärt werden. Beide Parteien wollen sich aber nach eigener Aussage um eine außergerichtliche Einigung bemühen. Grundlegende architektonische Änderungen an der Moschee, die im Juli oder August eröffnet werden soll, werde es nicht geben, sagte Böhm. Insbesondere stehe die Farbe der Außenfassade nicht zur Diskussion. Böhm hatte der Ditib vorgeworfen, den Streit um angebliche Baumängel und explodierende Baukosten nur als Vorwand dafür zu nutzen, das Aussehen des Gebäudes nachträglich zu ändern.
Höfliches aber distanziertes Miteinander
"Die Parteien haben eingesehen, dass gegenseitige Beschuldigungen in aller Öffentlichkeit keinen Sinn machen", sagte der ehemalige Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU), der die monatelangen Mediationsgespräche geleitet hatte. Im schlimmsten Fall hätte der Konflikt dazu führen können, dass der Bau bis zur Klärung aller offenen Streitpunkte gestoppt worden wäre. "Aber die Beteiligten haben rechtzeitig erkannt, welchen Schaden das Projekt dann genommen hätte." Paul Böhm und der Ditib-Vorsitzende Ali Dere, die zusammen mit Schramma in Köln das vorläufige Ergebnis der Gespräche präsentierten, zeigten sich höflich aber distanziert. Beide betonten, die rechtzeitige Fertigstellung der Moschee sei weiterhin ein gemeinsames Ziel. "Deshalb haben wir uns entschlossen, unsere Meinungsverschiedenheiten über Baumängel und die Kündigung des Vertrags aus dem Mediationsverfahren auszuklammern", sagte Böhm.
Architekt: "Das letzte Wort hat immer der Bauherr"
Die Leitung des Weiterbaus wird nun die Ditib selbst übernehmen. Ob und welche Änderungen das für das Bauwerk haben wird, ist noch nicht endgültig geklärt. "Das letzte Wort hat wie immer der Bauherr", sagte Böhm hierzu. Trotz aller gegenseitigen Respektbezeugungen wurde immer wieder deutlich, dass die Konflikte noch lange nicht gelöst sind. Auch auf Nachfrage wollte Ditib-Vorsitzender Dere den ursprünglichen Vorwurf, Böhm habe "als Baumeister versagt", nicht zurücknehmen. Das Vermittlungsverfahren hatte im November begonnen, nachdem der Streit eskaliert und Böhm von der Ditib gekündigt worden war. Die Ditib warf dem Architekturbüro Böhm damals auch vor, schuld an einer Kostenexplosion bei dem Bauwerk zu sein. Böhm hatte die Vorwürfe stets bestritten.