Warum bestimmte Werbung für Hyaluron-Filler nun verboten ist

Stand: 11.10.2024, 18:42 Uhr

Ein Gericht hat bestimmte Werbung für Beauty-Behandlungen mit Hyaluron-Fillern verboten. Warum gerade junge Menschen das machen. Und wie riskant solche Eingriffe sind.

Stars und Sternchen machen es, auf Social Media machen es auch viele: Sie lassen sich Hyaluron spritzen - auch bekannt unter dem Begriff Filler. Schnell mal so eine Spritze, und schon habt ihr die perfekten, vollen Kylie Jenner-Lippen oder keine Falten mehr oder ein schöner geformtes Gesicht.

So zumindest das Versprechen. Viele Beauty-Kliniken werben dafür mit Vorher-Nachher-Bildern auf ihren Social-Media-Accounts. Das Oberlandesgericht Hamm hat das nun verboten. Im konkreten Fall ging es um einen Anbieter aus Recklinghausen.

Warum das Werbe-Verbot für Hyaluron-Filler?

Geklagt hatte die Verbraucherzentrale NRW. Die Fillerbehandlungen seien ein "operativer plastisch-chirurgischer Eingriff", der nicht medizinisch notwendig sei. Für solche Eingriffe gelte nach dem Heilmittelwerbegesetz ein Verbot für Werbung mit Vorher-Nachher-Bildern. 

Das Unternehmen widersprach: Es handele sich weder um ein operatives noch um ein plastisch-chirurgisches Verfahren.

Die Verbraucherzentrale bekam Recht. Das Gericht sagte: Es sollen keine Anreize geschaffen werden für Eingriffe mit gesundheitlichen Risiken, die medizinisch nicht notwendig sind.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Das Oberlandesgericht ließ die Revision zu, weil diese Rechtsfrage noch nicht höchstrichterlich geklärt sei. Auf dem Instagram-Account des Recklinghäuser Unternehmens sind einige Vorher-Nachher-Videos weiter zu sehen.

Die Werbung lockt bestimmt auch viele Jüngere an, oder?

Ja, die Werbung mit Vorher-Nachher-Bildern gibt's vor allem auf Social Media, dort sehen es überwiegend junge Menschen. Und sie wollen die Filler dann haben.

Hinzu kommen viele bearbeitete Bilder mit Filtern bei Insta, Tiktok oder Snapchat. Die gaukelten ein Schönheitsbild vor, das es gar nicht gebe, sagt der Bochumer Schönheitschirurg Darius Alamouti. "Alle sehen toll aus, aber 90 Prozent sind fake. Und das frustriert natürlich die Leute, die nicht so aussehen."

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Die drei großen Fachgesellschaften für Plastische und Ästhetische Chirurgie in Deutschland setzen sie sich deswegen dafür ein, dass vor allem die junge, noch leicht zu beeinflussende Zielgruppe im Umgang mit Sozialen Medien geschützt wird.

Dafür haben sie eine Petition eingereicht, die Anfang Juni im Bundestag beraten wurde. Darin fordern sie eine gesetzliche Regelung für eine Kennzeichnungspflicht für digital bearbeitetes und KI-generiertes Bild- und Videomaterial in den Sozialen Medien sowie der Werbung. Die Petition liegt nun bei den Bundesministerien für Justiz und für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Können Filler gefährlich sein?

Filler im Gesicht dürfen zwar nicht von Kosmetikerinnen gespritzt werden, sondern nur von Heilpraktikern und Ärzten. Es muss aber kein Facharzt für ästhetische oder plastische Chirurgie sein.

"Das ist ein Riesenproblem. Heutzutage kann sich praktisch jeder fertige Arzt Beauty-Doc oder Schönheitschirurg nennen. Dieser Begriff ist nicht geschützt", sagte der Aachener Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Dr. Helge Jens, im März bei WDR 2.

Theoretisch kann das also auch eine Gynäkologin oder ein Allgemeinmediziner machen. Mittlerweile bieten auch Beauty-Ketten und Praxen Hyaluron-Behandlungen an. Bei manchen steht dann, dass man sich mal spontan beim Shoppen oder in der Mittagspause die Lippen aufspritzen lassen kann.

Die Bochumer Fachärztin Dr. Michaela Montanari warnt vor einer Verharmlosung der Eingriffe: "Eine Filler-Behandlung ist kein Gang zum Friseur, sondern etwas, wo auch was passieren kann, wo es auch schwerwiegende Komplikationen geben kann."

Besonders gefährlich sind Filler im Augenbereich. Das wird zum Beispiel gemacht, um Augenringe weg zu bekommen. "Im schlimmsten Fall kann es zu einer Erblindung kommen", sagt Dr. Montanari. Bei einer schlechten Behandlung könnten auch Teile vom Gewebe absterben.

Entsprechend wichtig ist die Aufklärung über die Risiken. Unsere WDR-Reporterin hat sich die unterschätzten Gefahren von Hyaluron-Spritzen angeschaut, Und sie war dabei, als Hyaluronsäure mit Hilfe von Hylase wieder aufgelöst wurde.

Fest steht: Auch minimalinvasive Behandlungen wie mit Hyaluron oder Botox bleiben Eingriffe - inklusive Risiken. Experten raten daher, nur gut ausgebildete Spezialisten aufzusuchen.

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