Stichtag

13. Juni 1893 - Erstes weltweites Frauen-Golfturnier in England

Rund um den Globus, so wird geschätzt, schwingen rund 50 Millionen Menschen regelmäßig den Golfschläger. Knapp die Hälfte der etwa 640.000 deutschen Aktiven ist weiblich. Kaum eine andere Sportart sorge dank gleicher Regeln für beide Geschlechter so stark für praktizierte Gleichberechtigung, findet der Deutsche Golfverband.

Tatsächlich vertreiben sich Frauen schon seit Jahrhunderten ihre Zeit gern mit dem bewegungsfördernden Lochspiel. Bereits Katharina von Aragon, die erste Gattin von Heinrich VIII., und Schottlands Königin Maria Stuart sollen im 16. Jahrhundert "Gouff" gespielt haben.

"Physisch und vom Körperbau ungeeignet"

Als "seriöser" und später dann auch professioneller Sport ist Golf lange den Männern vorbehalten. Überhaupt, schreibt ein englischer Journalist Ende des 19. Jahrhunderts, seien Frauen eigentlich "physisch und vom Körperbau ungeeignet, Golf zu spielen." So ziemt es sich damals für Damen nicht, den Schläger unschicklich über die Schulterhöhe hinaus zu schwingen. Aller Emanzipation zum Trotz ziehen es die Gentleman-Golfer in manch elitärem Club bis heute vor, auf dem Green und anschließend am "19. Loch", der Theke ihres Clubhauses, unter sich zu bleiben.

Erheblich spielbehindernder als die weibliche Physis ist die strikte Damen-Kleiderordnung der viktorianischen Epoche. Die Ladies treten "mit doppelt und dreifach gestärkten Kragen" zum Abschlag an, erzählt der Golf-Historiker Christoph Meister. "Die Röcke waren teils so weit geschnitten, dass die Spielerinnen beim Anspielen den Ball gar nicht sehen konnten." Mit Gummibändern über den Knöcheln sorgen sie für einigermaßen freie Sicht aufs Spielgerät. Einen praktischeren Sportdress können Englands Golferinnen erst durchsetzen, als sie sich 1893 zur Ladies' Golf Union of Great Britain (LGU) zusammenschließen.

Deutsche Top-Proetten kommen aus NRW

Kurz darauf ruft die LGU die "British Ladies Amateur Golf Championship" ins Leben. Das erste weltweite Frauen-Turnier findet am 13. Juni 1893 im ehrwürdigen Royal Lytham & St. Annes Golf Club in der Grafschaft Lancashire statt. Als Siegerin geht Margaret Scott, die 19-jährige Tochter des Earl of Eldon, in die Sportgeschichte ein. Überall in Europa und Übersee gründen resolute junge Damen nun ihre eigenen Clubs und bauen sich eigene Clubhäuser. Ab 1914 steigt Charlotte Cecilia Leitch mit zwölf Titelgewinnen in Großbritannien, Frankreich und Kanada zum ersten weiblichen Golf-Superstar auf.

1949 erobern US-Topgolferinnen, die bereits Geld mit dem Sport verdienen, auch die noch männerbeherrschte Profi-Domäne. Unter Führung der Ausnahmesportlerin Babe Zaharias gründen sie die Ladies’ Professional Golf Association, kurz LPGA. Aktuell touren mit Sandra Gal aus Düsseldorf und der Gladbeckerin Caroline Masson erstmals zwei deutsche Proetten, so die offizielle Bezeichnung, in der höchstdotierten Profiliga für Frauen.

Stand: 13.06.2013

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