Die Ideallinie findet Walter Röhrl bereits als Chauffeur des Bischöflichen Ordinariats in Regensburg: Gerade erst hat er den Führerschein gemacht, als er rund 120.000 Kilometer im Jahr abspult. "Ach Walter, wir haben doch viel Zeit", soll der Standardspruch auf der Rückbank gewesen sein. Aber Röhrl hört nicht so genau hin, weil er mit Bremspunkt und Gaseinsatz beschäftigt ist.
Den Bischof von Regensburg hat Röhrl allerdings nie gefahren, sein Chef ist damals der Rechtsvertreter der bayerischen Bischöfe. Aber ihn treibt ohnehin anderes um. "Ich wollte einmal in meinem Leben Monte Carlo gewinnen", sagt er später. "Das war das Ziel meines Lebens."
Erste Siege
Geboren wird Röhrl 1947 in Regensburg. 1968 nimmt er an der Bavaria-Rallye teil. Ab da ist er nicht mehr zu bremsen. Er gibt seinen Job auf und gewinnt 1971 die erste von 13 Europameisterschaften. 1980 bekommt er die Chance auf das kurvenreiche legendäre Autorennen von Monte Carlo. Zunächst soll er nur bei einigen WM-Läufen teilnehmen, doch dann startet er auch bei dieser fünftägige Rallye.
Röhrl kommt gut ins Rennen. Im französischen Ski-Ort Serre Chevalier offenbart die Winterrallye jedoch ihren hohen Schwierigkeitsgrad: erst Schnee, dann wieder trockene Strecke, gefolgt von spiegelglatten Abschnitten. Röhrl greift in die Trickkiste: Sein Beifahrer verstempelt sich einmal bei einer Zeitkontrolle - absichtlich. So müssen die beiden bei Neuschnee nicht als erste starten. Ein anderes Team macht die Bahn frei.
Brotzeit zum Glücklichsein
Kurz vor dem Ziel wird Röhrl am 25. Januar 1980 vor eine neue Herausforderung gestellt. Eine Zuschauerin hat Röhrl Apfelsinen geschenkt. Die liegen zunächst auf dem Rücksitz und kullern dann - während der rasanten Fahrt vorbei an Abgründen ohne Leitplanken - unter die Pedale. Röhrl sammelt bei vollem Tempo die Orangen ein - und gewinnt mit 40 Sekunden Vorsprung.
Röhrl gewinnt 1980 die komplette Weltmeisterschaft. Das wiederholt er zwei Jahre später. Bei der Rallye von Monte Carlo wird er insgesamt vier Mal Erster und damit Stammgast bei der Siegerehrung mit Fürst Rainer. In seiner Karriere erreicht Röhl 14 Rallye-Siege bei WM-Läufen. Trotz seiner Erfolge gibt er sich bescheiden: "Ich brauche keinen Hubschrauber, keine Yacht, kein Haus in Florida." Ihm reiche eine Radtour in den Bayerischen Wald und eine Brotzeit zum Glücklichsein.
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