Der Nürburgring gilt als die schönste Rennstrecke der Welt - und zugleich als die gefährlichste: Knapp 23 Kilometer schlängelt sich der Asphalt durch die hügeligen Wälder der Eifel. "Die Nordschleife ist sehr schnell, aber sie ist sehr eng, kurvenreich und sehr mit Steigungen und Gefällen", erinnert sich der Motorsport-Journalist Heinrich Schöneseiffen.
Für den britischen Rennfahrer Jackie Stewart ist es schlicht die "Grüne Hölle", in der bis 1975 fast 80 Profi-Rennfahrer ihr Leben lassen. 1970 boykottieren Formel-1-Fahrer die Nordschleife. Daraufhin werden einige Abschnitte entschärft. Den Fahrern reicht das aber noch nicht, die Wege für die Rettungswagen sind ihnen viel zu weit.
Niki Lauda verunglückt am Ring
Zum Großen Preis von Deutschland im August 1976 gehen noch einmal alle an den Start. Mitten im Rennen bricht bei Niki Lauda die Hinterradaufhängung, der Wagen explodiert. "Ich war 55 Sekunden in 800 Grad Hitze", erzählt der Rennfahrer später. Lauda kämpft drei Tage mit dem Tod – und sitzt sechs Wochen später wieder hinter dem Steuer.
Für die Nordschleife ist es das vorerst letzte Formel-1-Rennen. Der Grand-Prix-Zirkus wandert nach Hockenheim ab. Der strukturschwachen Eifel fehlt die Formel 1. Die Rennstrecke ist 1927 auch als Wirtschaftsförderprogramm gebaut worden, die Dörfer entlang des Rings sind fest im Motorsport verwurzelt.
Umbau zur Wirtschaftsförderung
Um die Formel-1 zurückzuholen, wird der Nürburgring umgebaut. Es entsteht eine neue 4,5 Kilometer lange Runde, die nur noch die Start- und Zielgerade mit dem alten Kurs gemeinsam hat. Sicherheit hat nun Priorität: Riesige Auslaufzonen werden angelegt und Platz für Rettungswagen geschaffen. Lauda lobt beim Besuch: "Eine der sichersten Rennstrecken, wirklich so intelligent gebaut, dass man sich die nächsten 15 Jahre keine Sorgen machen muss."
Wiedereröffnung mit Musik und Autos
Zur Neueröffnung am 12. Mai 1984 kommen die Stars des Motorsports und rund 120.000 Fans. Sie weihen mit einer Oldtimer-Parade, einem Tourenwagen-Rennen und einem Open-Air-Konzert die neue Strecke ein. Für die Zuschauer heißt mehr Sicherheit aber auch weniger "Rennfeeling". Konnten sie entlang der Nordschleife den Fahrern direkt ins Cockpit schauen, sitzen sie nun mehrere hundert Meter entfernt.
Immerhin: Die Formel-1 kommt wieder, wenn auch nur für zwei Jahre. Ertragreicher sind Veranstaltungen wie "Rock am Ring", rasende Lkw, Oldtimer-Rennen und das 24-Stunden-Rennen.
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