Stichtag

12. Mai 1984 - Nürburgring nach Umbau wiedereröffnet

Den Namen verpasst ihr der britische Formel-Eins-Pilot Jackie Stewart: Er bezeichnet die Nordschleife des Nürburgrings Ende der 1960er Jahre als "Grüne Hölle". Auf der engen, von Hecken gesäumten Rennstrecke in der Eifel kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen. Darum wird Anfang der 1970er Jahre ein zweistelliger Millionenbetrag in Seitenstreifen, Fangzäune und Leitplanken investiert. Allerdings ohne Erfolg: Bei einem Unfall am 1. August 1976 verbrennt der damalige Formel-Eins-Weltmeister Niki Lauda beinahe in seinem Ferrari. Die Folge: Der Nürburgring verliert seine Formel-Eins-Zulassung. Die Rennen werden ab 1977 nur noch am Hockenheimring in Baden-Württemberg ausgetragen.

Um die Formel Eins zurück in die Eifel zu holen, wird über einen neuen Zuschnitt der 22,8 Kilometer langen Nordschleife nachgedacht. Doch: "Alle Abkürzungen hätten irgendwo Dörfer tangiert", sagt Heinrich Schöneseifen, damals SWR-Regionalkorrespondent in der Eifel. Deshalb sei eine neue, kürzere Strecke auf dem Gelände der alten Südschleife des 1927 eröffneten Nürburgrings favorisiert worden. "Die war damals schon zugewuchert, da fanden auch keine Rennen mehr statt."

Abholzen für bessere Fahrbedingungen

6,5 Kilometer soll der Neubau ursprünglich lang werden. Das Projekt wird 1979 beschlossen - aber bereits ein Jahr später wieder gestoppt. Die Bundesrepublik will als Geldgeber wegen der befürchteten Kostenexplosion aussteigen. Erst die Gründung des Vereins "Ja zum Nürburgring" um den damaligen ADAC-Vize-Präsidenten Otto Flimm bringt die Wende. Der Bund kann als Mitgesellschafter aussteigen, wenn er das zunächst vorgesehene Startkapital beibringt. "Wir bauen den Nürburgring in allererster Linie der Menschen wegen, die in diesem strukturschwachen Teil unseres Landes leben", sagt der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) beim Spatenstich im November 1981.

Während der gut zwei Jahre dauernden Bauarbeiten wird viel Wald abgeholzt, denn nach dem Lauda-Unfall hat Sicherheit Priorität: Entlang der schließlich 4,5 Kilometer langen Strecke werden riesige Auslaufzonen angelegt und in vielen seitlichen Einbuchtungen wird Platz für Rettungswagen geschaffen. Die Einsatzkräfte sollen in spätestens 30 Sekunden am Unfallort sein. Niki Lauda lobt nach einer Besichtigung am Tag vor der Eröffnung: "Eine der sichersten Rennstrecken, wirklich so intelligent gebaut, dass man sich die nächsten 15 Jahre keine Sorgen machen muss."

Eröffnung mit Tourenwagen-Rennen

Am 12. Mai 1984 wird die neue Grand-Prix-Strecke am Nürburgring mit einem Rennen eröffnet. Rund 20 Fahrer, davon knapp die Hälfte Formel-Eins-Weltmeister, sitzen in identischen Mercedes 190er Tourenwagen. Als erster Sieger auf dem neuen Nürburgring wird der 24 Jahre alte Brasilianer Ayrton Senna gefeiert. Nach dem Formel-Eins-Neuling gehen Niki Lauda als Zweiter und Carlos Reutemann als Dritter durch das Ziel. Im Oktober 1984 findet das erste Formel-Eins-Rennen auf der neuen Strecke statt. Der Sieger damals ist Alain Prost.

Im Jahr darauf startet mit "Rock am Ring" auf dem Gelände ein bis heute erfolgreiches Open-Air-Musikfestival. "Ohne die Infrastruktur der neuen Grand-Prix-Strecke wäre all das nicht möglich gewesen", sagt Journalist Schöneseifen. "'Rock am Ring' als Veranstaltung geht eben nur in solch einer sehr auf Sicherheitsmaßnahmen für hohe Publikumszahlen ausgerichteten Anlage." 2003 wird der Grand-Prix-Kurs durch einen zusätzlichen Streckenabschnitt auf gut fünf Kilometer verlängert. Heute ergänzen sich Nordschleife und Grand-Prix-Strecke. Sie werden von der Automobilindustrie immer wieder für Testfahrten genutzt. Bei den Formel-Eins-Rennen wechseln sich der Nürburgring und Hockenheim mittlerweile wieder ab.

Stand: 12.05.2014

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