Martin Luther ist der Popstar des Mittelalters, seine Bibelübersetzung ein Bestseller. Er will die universelle Kirche, mit Jesus auf dem Thron, nicht mit dem Papst.
Aber mit seinen Aktivitäten stößt er auf erbitterten Widerstand – und erreicht so letztlich genau das Gegenteil seines Wunsches: die Kirchenspaltung.
Vom Kloster zur Exkommunizierung
Geboren wird Luther 1483 in Eisleben. In Erfurt studiert er Jura. Nach einem Gewitter mit Blitzeinschlag auf freiem Feld, das er als Erweckungserlebnis deutet, geht er ins Kloster der Augustiner-Eremiten, beginnt ein Theologiestudium und wird Professor für Bibelauslegung an der damals noch jungen Universität von Wittenberg.
Ende Oktober 1517 – dem späteren Reformationstag – heftet Luther als noch unbekannter Mönch laut Überlieferung ein Blatt an das Haupttor der Schlosskirche in Wittenberg, das viel Staub aufwirbelt: Darauf zu lesen sind 95 Thesen über Seelenheil und Gottes Gnade – und über die zweifelhaften Ablassbriefe, mit denen sich Katholiken auf Weisung des Papstes von ihren Sünden freikaufen können.
Keine Angst mehr vor dem Teufel!
Luther hingegen fordert Gotteshäuser ohne Beichtstuhl. Ein Aus für Sündenregister. Und: Kein Freikauf mehr von der Hölle. Denn: Die Hölle gibt es in seiner Theologie nicht. Die Angst vor dem Teufel muss darum auch ein Ende haben.
Bei der Verbreitung seiner Thesen kommt Luther der neue Buchdruck zu Hilfe, ebenso wie bei der Popularisierung seiner kleinen Schriften über die Grundfragen des religiösen Glaubens. Das missfällt Papst und Kaiser. Im April 1521 muss Luther Karl V. auf dem Wormser Reichstag Rede und Antwort stehen. Einen Widerruf seiner Thesen lehnt er ab. Die Exkommunizierung ist die Folge, das "Wormser Edikt" verbietet unter anderem die Lektüre seiner Schriften. Luther ist quasi vogelfrei.
Der konservative Rebell
Der kursächsische Fürst Friedrich der Weise aber bietet Luther auf der Wartburg bei Eisenach Asyl. Luther übersetzt das Neue Testament ins Deutsche und kehrt 1522 nach Wittenberg zurück, wo er wieder schreibt, predigt und veröffentlicht: auch Schriften mit stark antisemitischen Zügen. Und solche gegen die sich auf ihn berufenden aufständischen Bauern - weil sie in Luthers Augen die gottgewollte Ständeordnung missachten.
1525 heiratet Luther die aus dem Kloster geflohene Nonne Katharina von Bora. Ihr Haus entwickelt sich zum Anlaufpunkt für viele Gelehrte und Studenten. Martin Luther stirbt am 18. Februar 1546 in seiner Geburtsstadt Eisleben, wo er in der Schlosskirche beigesetzt wird. Nach seinem Tod entbrennen blutige Religionskriege, an deren Ende ein zerrissenes Christentum steht.
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