Der Kurfürst sei ein "fettes Murmeltier", spottet der päpstliche Nuntius Aleander. In der Tat verfügt Friedrich III. von Sachsen neben enormer Leibesfülle über eine Bedächtigkeit, die ans Phlegmatische grenzt. Doch der Papst-Gesandte irrt mit seinem hämischen Urteil. Hinter Friedrichs träger, schwerblütiger Gestalt verbirgt sich ein friedliebender, weitsichtiger Politiker und gewiefter Diplomat. Klügere Zeitgenossen nennen ihn Friedrich den Weisen.
Schon zu Beginn seiner Regierung 1486 muss der 23-jährige Kurfürst eine missliche Lage meistern. Vater Ernst hatte Sachsen kurz vor seinem Tod zwischen sich und seinem Bruder aufgeteilt, so dass Friedrich und sein jüngerer Bruder Johann nur noch über ein halbes Herzogtum gebieten. Diese sogenannte "Leipziger Teilung" geht als kapitaler Fehler in Sachsens Geschichte ein. Das Kurfürstentum wird so geschwächt, dass es dem Aufstieg Brandenburg-Preußens zur Hegemonie im Reich nichts entgegensetzen kann.
Als Katholik Wegbereiter der Reformation
Den gebildeten Friedrich ärgert sehr, dass die angesehene Universität Leipzig nun auf dem Hoheitsgebiet seines Onkels liegt. An der Förderung von Kultur und Wissenschaft interessiert, gründet er 1502 in Wittenberg eine eigene Universität. Sie genießt bald einen ausgezeichneten Ruf, denn mit Privilegien und klingender Münze lockt Friedrich bedeutende Gelehrte in sein Land. Aus ganz Europa strömen die Studenten nach Sachsen; selbst Shakespeare lässt seinen Hamlet einige Semester in Wittenberg verbringen.
Einem viel versprechenden jungen Augustinermönch bezahlt der Kurfürst gar die Promotionskosten, damit dieser anschließend eine Theologie-Professur in Wittenberg übernimmt. Der Name: Martin Luther. Bis zu seinem Tod wird der weise Kurfürst seine schützende Hand über den bald von Rom verfolgten und vom Kaiser gebannten Luther halten. Durch diese Politik, so urteilen Historiker heute, trägt Friedrich entscheidend zur Ausbreitung der Reformation bei.
Dabei ist Friedrich III. selbst zutiefst im katholischen Glauben verwurzelt und war schon 1493 ins Heilige Land gepilgert. Er verpasst zeitlebens keine Messe und gibt ein Vermögen für eine 20.000 Stücke umfassende Reliquiensammlung aus. Dennoch fördert er den aufrührerischen Luther – zunächst aus ganz pragmatischen Gründen, dann zunehmend aus Respekt vor dessen Thesen.
Verzicht auf die Kaiserkrönung
Offiziell bleibt Friedrich III. gegenüber Martin Luther strikt neutral. Mit seltener diplomatischer Raffinesse lehnt er aber alle Ersuchen aus Rom um Auslieferung des Reformator ab - ohne die Universität oder gar sich selbst in den Ruf der Ketzerei zu bringen. Dank Friedrichs Einfluss darf Martin Luther 1521 vor dem Reichstag in Worms sprechen; dessen umgehende Ächtung kann er aber nicht verhindern. Um Luthers Leben zu retten, lässt der Kurfürst ihn entführen und auf der Wartburg vor jedem Zugriff in Sicherheit bringen.
Friedrich hätte zu jener Zeit selbst Kaiser sein können. Als Kaiser Maximilian 1519 stirbt, hat er genügend Kurfürsten auf seiner Seite, um sich in Frankfurt krönen zu lassen. Doch er verzichtet – in weiser Einschätzung seiner politischen Möglichkeiten, seines Charakters und seines Alters. Stattdessen betreibt er erfolgreich die Wahl des spanischen Habsburgers Karl V. Als Gegenleistung schlägt Friedrich umfassende Rechte für Reichsfürsten wie ihn heraus. Trotz seiner unverbrüchlichen Treue zu Martin Luther bleibt Friedrich III. zeitlebens ein glühender Katholik. Erst kurz vor seinem Tod am 5. Mai 1526 empfängt er das Abendmahl auch nach protestantischer Lehre.
Stand: 17.01.2013
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