"Ich hasse es, zu verlieren. Ich gehe nicht bei 37 Grad Celsius auf den Platz in Wimbledon, um zu verlieren", sagt der Tennisspieler Fred Perry. Also gewinnt er. Und zwar alle großen Grand-Slam-Turniere, darunter Wimbledon - gleich drei Mal hintereinander: 1934, 1935 und 1936.
Größerer Ehrgeiz als Upper-Class-Spieler
Zu der Zeit gilt Tennis als Freizeitvergnügen der Oberschicht. Doch Fred Perry ist ein Arbeiterkind, geboren am 18. Mai 1909 in der Industriestadt Stockport im Norden Englands. "Ich war nicht in Oxford oder Cambridge und mein Akzent war anders als ihrer", sagt Perry.
Aber sein Ehrgeiz sei größer als der, der Upper-Class-Spieler, so erzählt er es in einem BBC-Interview. "Schließlich hatte ich nicht Tag für Tag eine Stunde lang Bälle gegen unsere Hauswand geschlagen, nur um Zweiter zu werden."
Erster im Tischtennis ist er bereits: 1929 gewinnt Fred Perry die Weltmeisterschaft in Budapest und spielt danach nie wieder. Eine neue Herausforderung muss her: Tennis. Perry gefällt auch der Luxus, den die Tenniswelt verspricht. Er bewundert all die teuren Autos, die vor den Clubs stehen.
Fred Perry setzt beim Spiel auf Psychotricks
Perrys Taktik beim Spiel sind harte Grundlinienschläge und kleine Psychotricks. "Du musst deinen Gegner genau studieren. Wenn er körpernahe Bälle mag, schlägst du sie weit weg. Mag er schnelle, spielst du langsame. Wenn er gern redet, schweigst du. Das sind Ablenkungsmanöver", erklärt er.
Die britische Tennis-High-Society freut sich nicht über den Emporkömmling. Nach seinem ersten Wimbledon-Sieg 1934 gegen den Australier Jack Crawford, kommt einer der Funktionäre in die Umkleidekabine – aber nicht, um Fred Perry zu gratulieren. "Er sagte: 'Jack, es tut mir leid, dass du verloren hast. Hier ist eine Flasche Champagner zum Trost.' Das ärgerte mich", sagt Perry.
Fred Perry wandert schließlich Ende der 30er-Jahre nach Florida aus, wird Tennisprofi in den USA und nimmt die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
Polohemden mit Lorbeerkranz
Erst 1947 kehrt er nach England zurück und gründet bald sein eigenes Sport-Label für die berühmten Polohemden mit dem Lorbeerkranz. Erst viel später, 1984, wird Fred Perry, einem der besten britischen Spieler, endlich eine Statue vor den Toren von Wimbledon errichtet.
Fred Perry stirbt 1995 mit 86 Jahren während der Australian Open in Melbourne. Er selbst hatte einmal gesagt: "Ich habe auf einem Tennisplatz gelebt."
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