Mit 16 Jahren ist Boris Becker das größte Talent des Deutschen Tennis Bundes (DTB). Da liegt er auf der Computerrangliste immerhin schon auf dem 563. Platz. Sein erster Trainer Boris Breskvar sieht Beckers Schwächen vor allem noch in mangelnder Konzentration. "Wenn er die beseitigt", sagt Breskvar, "dann kann er wirklich ganz weit nach oben kommen."
Beckers zweiter Trainer ist schon wesentlich zuversichtlicher. "Ich glaube, er schafft es bestimmt", sagt Günther Bosch 1985. "Es ist nur eine Frage der Zeit. Ich kann jetzt nicht sagen, wie lange es dauert." Aber Becker sei "knapp dran", ein ganz, ganz Großer im Tennissport zu werden – vielleicht sogar die Nummer eins.
Die Creme wirkt Wunder
1985 gewinnt Becker als jüngster Spieler aller Zeiten Wimbledon. 1986 kann er den Titel verteidigen, drei Jahre später hält er den Pokal des ältesten und prestigeträchtigsten Tennisturniers der Welt erneut in Händen. Es folgen weitere wichtige Turniere, im Einzel ebenso wie mit der deutschen Tennismannschaft. 1988 steht Becker bereits auf Platz zwei der Weltrangliste. Doch dann plagen ihn plötzlich Verletzungen: Sprunggelenke, Rücken, Hüfte. Auch das Finale bei den Australian Open in Melbourne am 27. Januar 1991, gegen den Sieger der beiden Vorjahre, Ivan Lendl, steht unter keinem guten Stern.
Den ersten Satz verliert Becker klar nach nur 29 Minuten mit 6:1. Den 23-Jährigen plagt eine Verspannung der Rückenmuskulatur, er kann sich kaum bewegen, mehrmals muss er sich von seinem Physiotherapeuten Todd Snyder behandeln lassen. Der aber vollbringt das Wunder – dank einer "heißen Creme" und Massage. Hinzu kommen Beckers andere Qualitäten: unbedingeter Siegeswille und Konzentration. Um 17 Uhr 11 australischer Zeit verwandelt Boris Becker nach zwei Stunden und 51 Minuten Spielzeit seinen zweiten Matchball. Mit diesem Sieg wird er zur Nummer eins der Tennis-Weltrangliste. Zwölf Wochen wird "Bobbele" dort oben thronen, obwohl er das Wimbledon-Finale 1991 gegen Michael Stich verliert.
Nummer eins als Trainer
Insgesamt gewinnt Becker 49 Titel im Einzel sowie 15 im Doppel. Darunter sind sechs gewonnene Grand-Slam-Turniere. Zudem gewinnt er zwei Mal den Davis Cup und holt einmal Gold bei den Olympischen Spielen. 1999 beendet er seine Tenniskarriere. Danach macht er vor allem mit öffentlich ausgetragenen Scheidungsschlachten, Steuerhinterziehung und einem Fall von Samenraub in der Besenkammer Schlagzeilen.
Bis 2013. Da soll er den vom Thron gestoßenen Serben Novak Đoković wieder auf Platz Eins der Tennis-Weltrangliste führen. Das Unterfangen gelingt. "Das haben wir beide, glaube ich, erhofft, aber nicht geglaubt, dass das passieren wird", sagt Becker im Interview. "Momentan haben wir große Lust und Leidenschaft, deswegen ist, glaube ich, noch kein Ende in Sicht."
Stand: 27.01.2016
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