Atomgespräch im Bundeskanzleramt am 15.03.2011 mit Kanzlerin Angela Merkel

15. März 2011 - Merkel verkündet Abkehr von Atomenergie

Stand: 15.03.2021, 00:00 Uhr

11. März 2011: Ein Erdbeben im Pazifik löst einen Tsunami aus. Bis zu 40 Meter hohe Wellen überrollen die Ostküste Japans. Die Flutwelle trifft auch das Atomkraftwerk Fukushima, das direkt an der Küste steht. In den folgenden Tagen kommt es zum Super-GAU. Es ist die schwerste nukleare Katastrophe seit Tschernobyl 1986.

Die japanische Betreiberfirma Tepco macht allein die Natur für das Unglück verantwortlich. Eine unabhängige Untersuchungskommission kommt jedoch im Juli 2012 zum Schluss: Das Desaster hätte verhindert werden können. Die Industrieanlage sei aus Kostengründen nicht flutsicher gemacht worden.

180-Grad-Wende der Kanzlerin

Die Lage in Japan wirkt sich auf die deutsche Energiepolitik aus. Erst im Herbst 2010 hatte die schwarz-gelbe Bundesregierung beschlossen, die Restlaufzeiten der 17 deutschen Atomkraftwerke (AKW) zu verlängern. Nun folgt die 180-Grad-Wende von Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

Vier Tage nach dem Reaktorunglück verkündet sie - gemeinsam mit den fünf Ministerpräsidenten der Länder mit Atommeilern - am 15. März 2011: Alle sieben vor 1980 gebauten AKW werden mindestens drei Monate abgeschaltet. In dieser Zeit wird die Sicherheit sämtlicher AKW überprüft. Die Verlängerung der Restlaufzeit hatte sie schon am Tag zuvor für drei Monate ausgesetzt.

Merkel verkündet Energiewende nach Fukushima (am 15.03.2011)

WDR 2 Stichtag 15.03.2021 04:16 Min. Verfügbar bis 13.03.2031 WDR 2


Download

Grüne stellen ersten Ministerpräsidenten

Die Opposition wirft der Bundesregierung aufgrund der bevorstehenden Landtagswahlen Opportunismus vor. Der Grünen-Vorsitzende Jürgen Trittin merkt an, dass Merkel zum Atomkonsens von 2000 zurückkehre. Damals hatten die rot-grüne Bundesregierung und die vier größten Stromkonzerne einen Kompromiss zum Atomausstieg beschlossen.

Rund zwei Monate nach der Katastrophe in Japan kommt es in Baden-Württemberg zu einem historischen Machtwechsel: Nach 58 Jahren CDU-Herrschaft im Ländle wird Winfried Kretschmann der bundesweit erste grüne Ministerpräsident.

2022 letztes AKW vom Netz

Um die Energieversorgung nachhaltig zu organisieren, sollen die erneuerbaren Energien ausgebaut werden. Dafür beschließt der Bundestag eine umfassende Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Für den Übergang sollen neue Kohle- und Gaskraftwerke gebaut werden.

Das Ziel: Der letzte Atomreaktor soll 2022 vom Netz. Der Kohleausstieg soll bis 2038 erfolgen. "Die Welt hat sich durch Fukushima verändert", hat Merkel schon im November 2011 auf einem CDU-Parteitag gesagt. Ein schneller Ausstieg aus der Atomkraft sei notwendig. "Jetzt müssen wir auch zeigen, wie wir das machen."

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 15. März 2021 ebenfalls an die Verständigung über die Abschaltung von fünf Atomkraftwerken. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

Stichtag am 16.03.2021: Vor 500 Jahren: Magellan erreicht die Philippinen