Fässer mit radioaktivem Atommüll werden in Remlingen (Kreis Wolfenbüttel) im ehemaligen Bergwerk Asse in eine Einlagerungskammer gekippt (Foto undatiert)

4. April 1967 - Einlagerung von Atommüll im Salzbergwerk Asse beginnt

Stand: 04.04.2017, 00:00 Uhr

Das Salzbergwerk Asse in der Nähe von Wolfenbüttel in Niedersachsen ist das älteste deutsche Lager für schwach- und mittelradioaktiven Müll. Von 1899 bis 1964 wurden dort Kali-Dünger und Steinsalz abgebaut. Dann kaufte der Bund die Anlage, um dort Atommüll aus dem staatseigenen Kernforschungszentrum Karlsruhe zu deponieren.

Die Einlagerung beginnt am 4. April 1967. In den folgenden Jahren kommen immer mehr Fässer dazu. Was diese enthalten, ist nur lückenhaft dokumentiert. Ein Teil sind Krankenhausabfälle. Die größte Teil stammt aus Atommeilern: Filterstäube, kontaminierte Handschuhe und Overalls von Kraftwerksmitarbeitern - aber auch 29 Kilogramm Plutonium.

Grundwasser in Gefahr

Nach elf Jahren wird die Einlagerung gestoppt, das letzte der knapp 126.000 Fässer 1978 in der Asse versenkt. Geologen hatten schon vorher auf die Instabilität des Salzstockes hingewiesen. Sie warnten, das umgebende Gestein werde auf den Hohlkörper des Bergwerks drücken.

Die Folge: Durch Risse dringt Wasser in das Bergwerk ein. 12,5 Kubikmeter jeden Tag. Diese werden in einem Becken aufgefangen und nach oben gepumpt - andernfalls würde das Lager "absaufen", wie es in der Sprache der Bergleute heißt. Die Fässer könnten rosten, sich auflösen, das Grundwasser vergiften. Bevor das passiert, soll der strahlende Müll geborgen werden.

Asse als unsicher eingestuft

Als 2008 der Umfang der Fehlentscheidung offenkundig wird, kommt es zur Wende: Ursprünglich sollte die Asse als Forschungsbergwerk der Beweis für die Sicherheit des vergleichbaren Endlagers Gorleben sein. Dort sollte später hochstrahlender Atommüll deponiert werden. Mit dem einen scheitert auch das andere. Das Bundesamt für Strahlenschutz erhält 2009 die Aufgabe, die Asse stillzulegen. Die Stilllegung soll nach Rückholung der radioaktiven Abfälle aus der Anlage erfolgen.

Zwischenlager für Asse-Fässer

2013 tritt die sogenannte Lex Asse als Paragraf 57b des Atomgesetzes in Kraft. Damit ist die Rückholung nun gesetzlicher Auftrag. Nach jahrelangem Ringen hat eine große Mehrheit im Bundestag von Union, SPD und Grünen 2013 mit dem Standortwahlgesetz ein Verfahren auf den Weg gebracht, wie ein deutsches Atommüll-Endlager gesucht, erkundet, gebaut und in Betrieb genommen werden soll. Nach aktueller Planung soll die Bergung der Asse-Fässer 2033 beginnen. Das nationale Endlager für radioaktiven Müll soll etwa 2050 betriebsbereit sein.

Das bedeutet, der Abfall aus der Asse muss für Jahre in einem Zwischenlager untergebracht werden. Der Betreiber der Asse will die Fässer direkt auf dem Werksgelände in der Nähe des Schachtes deponieren. Für die Anwohner ist das keine akzeptable Lösung. Sie befürchten Gesundheits- und Umweltschäden.

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