Ein Satellitenphoto vom 14.03.2011 zeigt das Atomkraftwerk Fukushima I nach einer zweiten Explosion - diesmal in Reaktor drei.

11. März 2011 - Reaktorkatastrophe von Fukushima

Stand: 11.03.2016, 00:00 Uhr

11. März 2011, 14.46 Uhr Ortszeit: Japan wird von einem Erdbeben erschüttert. Es hat eine Stärke von 9,0 auf der internationalen Vergleichsskala. Das Epizentrum liegt rund 130 Kilometer vor der Ost-Küste des Landes. Dort stoßen unter dem Ozeanboden mehrere Erdplatten aufeinander. Dadurch kommt es bei Erdbeben zu plötzlichen, meterhohen Hebungen und Senkungen. Das wiederum kann einen Tsunami auslösen. Das passiert auch in diesem Fall: Als das Wasser mit rund 800 Stundenkilometern die Küste erreicht, wird alles mitgerissen - Schiffe, Häuser, Autos und Menschen. Teilweise ergießen sich die Wassermassen bis zu zehn Kilometer weit ins Landesinnere.

Zwei 14 bis 15 Meter hohe Flutwellen treffen gegen 15.27 und 15.35 Uhr auch das Atomkraftwerk Fukushima Eins. Die sechs Reaktorblöcke stehen direkt an der Küste, rund 250 Kilometer nördlich von Tokio. Sie werden alle geflutet. Dadurch fallen die Pumpen aus, die für die Reaktorenkühlung mit Meerwasser sorgen sollen. Auch die Notstromaggregate fallen aus. Die Kraftwerksblöcke eins bis drei, die bis zum Beben in Betrieb waren, wurden zwar automatisch abgeschaltet, aber sie können nun nicht mehr gekühlt werden.

Kernschmelze in drei Reaktoren

Die Firma Tepco ist Eigentümer und Betreiber des Atomkraftwerks Fukushima-Daiichi und rückt erst nach und nach mit Informationen heraus. Erst allmählich wird öffentlich, was passiert: In den Reaktoren eins bis drei kommt es zur Kernschmelze - zum GAU, wie es die Wissenschaftler nennen. Der älteste, Block eins, ist bereits seit 1971 in Betrieb. Eigentlich sollte er im März 2011 stillgelegt werden. Die japanischen Behörden hatten jedoch im Februar zuvor eine weitere Laufzeit von zehn Jahren genehmigt.

Die fehlende Kühlung verursacht auch mehrere Wasserstoff-Explosionen. Dabei gelangen radioaktive Stoffe in die Umwelt: ins Wasser, in den Boden, in die Luft. Die Messstationen auf dem Gelände des Atomkraftwerks zeigen bis 900 Millisievert Strahlung pro Stunde an. In der Bundesrepublik liegt die natürliche Strahlenbelastung etwa bei zwei bis drei Millisievert pro Jahr. Im April 2011 stuft die japanische Regierung das Ereignis auf die höchste Stufe sieben - "katastrophaler Unfall" - der internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) hoch. Die Sperrzone um die Anlage umfasst nun einen Radius von 20 Kilometern.

Atomausstieg in Deutschland

Die Reaktorkatastrophe wirkt sich auf die deutsche Energiepolitik aus: "In Fukushima haben wir zur Kenntnis nehmen müssen, dass selbst in einem Hoch-Technologieland wie Japan die Risiken der Kernenergie nicht sicher beherrscht werden können", sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am 9. Juni 2011. Noch im Jahr zuvor hatte der Bundestag eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke beschlossen. Diese Entscheidung wird nun zurückgenommen und durch einen stufenweisen Atomausstieg bis 2022 ersetzt.

Im August 2011 werden erneut außerordentlich hohe Strahlungswerte an der Anlage in Fukushima gemessen. Im November meldet Tepco eine erneute Kernschmelze in Reaktor zwei. Im Monat darauf erklärt die japanische Regierung, die Situation sei unter Kontrolle. Umweltschützer kritisieren dies als Irreführung. Die Aufräumarbeiten laufen bis heute. Insgesamt sind nach dem Erdbeben und dem Tsunami schätzungsweise 18.500 Menschen gestorben. Mehr als 2.000 Personen gelten offiziell noch als vermisst. Etwa 150.000 Menschen mussten zudem ihren Wohnort aufgeben. Wie groß die langfristigen Strahlenschäden sind, ist noch unklar.

Stand: 11.03.2016

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