Dünn sein ist schön, meinen viele. Manche junge Frauen übertreiben es mit dem Abnehmen allerdings derart, dass sie medizinische und psychologische Behandlung nötig haben.
Studien belegen, dass vor allem Mädchen und junge Frauen in die Magersucht getrieben werden, wenn ihre Stars nur Haut und Knochen sind - sagt die Kölner Psychologin Elisabeth Raffauf.
Gipfeltreffen in London
Um diesen Trend zu stoppen, veranstaltet die britische Frauenministerin Tessa Jowell einen "Body-Image-Summit": Sie lädt für den 21. Juni 2000 Macherinnen von Modemagazinen, Stylisten und Fotografen in die Downing Street in London ein.
"Wir müssen diese Generation junger Mädchen von der Tyrannei befreien, die ihre Mütter und Großmütter verspürten", so die Politikerin. Das vermeintliche Schönheitsideal hindere Frauen daran, ihr wahres Potenzial zu entfalten.
Freiwillige Selbstverpflichtung
Das Ergebnis des Treffens ist eine freiwillige Selbstverpflichtung: Die Modebranche will auf Mager-Models verzichten. "Wenn uns eine Agentur ein Model schickt, deren Knochen unter der Haut durchscheinen, dann werden wir sie zurückschicken", sagt Liz Jones, Herausgeberin der Zeitschrift "Marie Claire".
Doch es herrscht keine Einigkeit. Die vier Frauenmagazine "Vogue", "Cosmopolitan", "Elle" und "New Woman" wollen bei der Selbstregulierung nicht mitmachen.
"Leben hat Gewicht"
Trotzdem gibt es auch in anderen Ländern immer wieder Vorstöße gegen den Schlankheitswahn. In Spanien wird 2006 verkündet: Models müssen bei einer Größe von 1,75 mindestens 55 Kilogramm wiegen. In Italien wird 2007 festgelegt: keine Modeschauen mehr für Skelett-Models.
In der Bundesrepublik setzt sich Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) 2008 für die Charta "Leben hat Gewicht" ein. Danach soll 36 die kleinste Konfektionsgröße für Models sein.
Sektenähnliche User-Gruppen
Der Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft lehnt es jedoch ab, die Selbstverpflichtung zu unterzeichnen. Essstörungen (medizinisch Anorexie) seien ein individuelles Problem. Hilfe bräuchten die Eltern.
Derweil werden im Internet Essstörungen als Lifestyle verherrlicht. In sektenähnlichen User-Gruppen wie "Pro-Ana" halten sich Betroffene untereinander dazu an, immer weniger zu essen.
Keine Kontrolle mehr
"Wenn Mädchen damit anfangen zu hungern, dann ist das erst mal der Versuch, für ein Problem eine Lösung zu finden", sagt Psychologin Raffauf.
Doch anstatt Kontrolle zu erlangen, entgleite ihnen diese. "Und dann können sie nicht mehr aufhören, davon wieder runter zu kommen."
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