Stichtag

13. Juli 1995 - Lego-Erfinder Godtfred Kirk Christiansen stirbt

Was fehlt, ist ein Spielzeug mit System, beklagt sich ein Kunde Anfang der 50er Jahre bei dem dänischen Spielzeugfabrikanten Godtfred Kirk Christiansen. Den lässt die Idee fortan nicht mehr los, denn seine bisherigen Plastikbausteine finden nur mäßiges Interesse. Durch die glatte Oberfläche fallen Türme und Häuser schnell in sich zusammen. Godfredt grübelt, experimentiert in seinem Hobbykeller und findet schließlich die Lösung: Er verpasst den Steinen außen Noppen und innen kleine Röhrchen. Egal wie man die Plastik-Quader nun aufeinander setzt - über Eck, nur an einer Seite oder über Kreuz - die Noppen klemmen sich zwischen den Röhrchen und den Außenkanten. Banal, aber genial. Im Januar 1958 meldet Christiansen seine neuen Lego-Steine zum Patent an.

Weil die Dänen aber wenig Interesse an seinem System-Spielzeug zeigen, will er es in Deutschland verkaufen. Als auch das große Hamburger Spielzeuggeschäft Rasch die bunten Steine nicht ins Programm aufnehmen will, kurbelt der Däne die Nachfrage künstlich an. Er lässt Familienmitglieder und Freunde bei Rasch immer wieder nach Lego-Steinen fragen. Schließlich bestellt der renommierte Fachhändler die bunten Plastikteile und trägt damit zum rasanten wirtschaftlichen Aufschwung des dänischen Unternehmens bei.

Mit 30 Jahren Firmenchef

Geboren wird Godtfred Kirk Christiansen am 8. Juli 1920 als zweitjüngster von vier Söhnen im dänischen Billund. Christiansens Vater, der Schreiner Ole Kirk, schnitzt und vertreibt seit den 20er Jahren Holzenten. Der junge Godtfred führt bereits mit zwölf Jahren die Bücher des väterlichen Betriebs. Zwei Jahre später verlässt er die Schule und beginnt eine Tischler- und Zimmermannslehre. Den Traum von einer Automechanikerlehre muss er abschreiben. Zum Trost ernennt ihn der Vater zum 30. Geburtstag zum Junior-Direktor. Da hat Lego bereits mehr als 50 Mitarbeiter und verfügt über die erste Plastikspritzgussmaschine Dänemarks.

Für die Produktion seiner Noppensteine baut Christiansen ein neues Werk in seinem Heimatort Billund - einem Dorf mit knapp 5.000 Einwohnern, von denen jeder Zweite bei Lego arbeitet. Der Chef ist beliebt. "Es gab niemandem in der Fabrik, der ihn mit Herr oder Sie angesprochen hätte, er war einfach Godtfredt", beschreibt ihn eine Mitarbeiterin später. Christiansen unterstützt die Stadt - auch weil er eine attraktive Infrastruktur braucht, damit er qualifizierte Führungskräfte in die dänische Provinz locken kann. Dazu errichtet er in den 60er Jahren einen Kindergarten, ein Gemeindezentrum und sogar einen Flughafen in Billund. Und er plant einen Freizeitpark. Schon im Eröffnungsjahr 1968 strömen 600.000 Besucher ins Leogoland, dreimal so viele wie geplant.

Der Staubsauger als einziger natürlicher Feind

Christiansen baut sein System-Spielzeug unermüdlich weiter aus: Ab 1974 bevölkern steife Männchen, deren Hintern sich perfekt mit Hubschraubern oder Baggern verbinden lassen, die Klötzchen-Welt. Und die Steinchen werden durch Zahnräder, Getriebe und kleine Motoren mobil. Es gibt kaum ein Kinderzimmer, in dem keine Lego-Steine verbaut sind - oder zumindest in einer Kiste liegen. "Wir haben wohl zur rechten Zeit ein Produkt entwickelt, mit dem wir weltweit auf eine Marktlücke gestoßen sind", sagt Christiansen 1978. Ein Jahr später übergibt er seinem Sohn Kjeld ein gesundes Unternehmen mit zufriedenen Mitarbeitern und soliden Umsätzen.

Kjeld schafft zunächst ein stetiges Umsatzwachstum, erobert in Asien und Amerika neue Märkte. Doch dann lässt der Erfolg nach. Als Seniorchef Godtfred Kirk Christiansen am 13. Juli 1995 nach einer Krankheit in Billund stirbt, geht es der Firma schlecht. Verluste und Entlassungen folgen, das Unternehmen steht kurz vor der Insolvenz. Kjeld tritt 2004 als Chef zurück und holt mit Jörgen Vig Knudstorp erstmals Hilfe von außen in das Familienunternehmen. Der ehemalige Unternehmensberater baut den Konzern um - mit Erfolg. Inzwischen beschäftigt Lego wieder mehr Mitarbeiter als vor der Krise und hat seinen Umsatz in den vergangenen zehn Jahren vervierfacht – auf 3,4 Milliarden Euro bei gut 800 Millionen Euro Gewinn.

Stand: 13.07.2015

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