26. Juli 1928 - Der Regisseur Stanley Kubrick wird in New York geboren

Stanley Kubrick ist als Film-Regisseur eine Legende: Ein Perfektionist, der sich um jedes Detail von Drehbuch, Kamera, Licht, Ton, Film-Sets und Musik kümmert.

Seine Filme dreht er über Monate, Jahre, bis alles perfekt ist. Nur 13 Spielfilme entstehen in 46 Jahren. Einen Regie-Oscar bekommt er nicht, doch alle seine Filme sind heute Klassiker.

Er revolutionierte das Kino: Regie-Legende Stanley Kubrick WDR ZeitZeichen 26.07.2023 14:54 Min. Verfügbar bis 26.07.2099 WDR 5

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Karriere-Start als Ersatz-Regisseur

Sein Vater ist ein New Yorker Chirurg und stammt aus einer jüdischen Familie. Schon als Kind spielt Stanley Kubrick begeistert Schach, liest exzessiv und fotografiert.

Er arbeitet als Magazin-Fotograf in New York und dreht ab 1951 drei innovative Dokumentarfilme. Sein erster Spielfilm "Wege zum Ruhm" mit Kirk Douglas bedeutet den Durchbruch, ein Drama in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs.

1958 holt Kirk Douglas Kubrick als Ersatz-Regisseur zu seinem Historienfilm "Spartacus" mit den Stars Lawrence Olivier, Tony Curtis, Charles Laughton, Jean Simmons und Peter Ustinov. Kubrick ist ein höflicher junger Mann, kein brüllender Despot. Akribisch plant er jede Szene, jedes Detail, wie Züge in einem Schachspiel.

Die Abkehr von Hollywood

Kirk Douglas und Peter Ustinov in "Spartacus" | Bildquelle: WDR / picture alliance / United Archives

Nach "Spartacus" dreht Kubrick nur noch, wenn er absolute Entscheidungsfreiheit bekommt.

Der Regisseur zieht mit Frau Christiane, einer Nichte des NS-Propaganda-Regisseurs Veit Harlan, und den Töchtern Katharina, Anya und Vivian weit weg von Hollywood nach England.

1962 entsteht "Lolita" nach Vladimir Nabokovs Skandal-Roman. Der Film, er handelt von der Beziehung des Literatur-Professors Humbert Humbert mit einer Minderjährigen, wird viel kritisiert. An den Kinokassen ist er erfolgreich.

Meisterwerke in verschiedensten Genres

Stanley Kubrick schafft Meisterwerke in verschiedensten Genres: "Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben", das Science Fiction-Epos "2001: Odyssee im Weltraum", dessen Spezialeffekte mit einem Oscar ausgezeichnet werden. Es folgen die Gesellschafts-Dystopie "A Clockwork Orange" und der Historienfilm "Barry Lyndon".

Im Mystery-Horror Thriller "The Shining" läuft Jack Nicholson zu beängstigend großer Form auf.

Die gruseligste Dreiradfahrt der Filmgeschichte

"Shining" kommt 1980 in die Kinos. Der frustrierte Autor Jack Torrance zieht mit seiner Frau Wendy und Sohn Danny in ein mondänes, einsames Berg-Hotel. Als Hausmeister-Familie sollen sie dort ganz allein die Wintermonate verbringen.

Danny fährt mit seinem Dreirad durch die Flure und hat erschreckende Visionen. Jack streift durch das Hotel, verfällt seinen Trieben und dem Wahnsinn.

"Hiiiiiiiier ist Jackie!!!" - Jack Nicholson in "The Shining" | Bildquelle: imago images/Mary Evans

Kubrick führt Jack Nicholson und Shelley Duvall an ihre Grenzen. Die Szene, in der Nicholson mit einer Axt eine Tür einschlägt, lässt der akribische Regisseur 127 Mal wiederholen.

Legendär werden auch Kubricks unvollendete, gigantische Film-Projekte über Napoleon, das Holocaust-Filmprojekt "Aryan Papers" und "A.I.", den Steven Spielberg nach Kubricks Tod im Jahr 1999 verwirklicht.

Der Blick auf die Welt mit weit geschlossenen Augen

Für seinen letzten Film "Eyes Wide Shut" probt Kubrick noch vor dem ersten Drehtag monatelang mit Tom Cruise und Nicole Kidman in England. Der Film handelt von dem Arzt Bill Harford und seiner Frau Alice.

Nach einer Party erzählt Alice, dass sie ihn in Gedanken mit einem Marineoffizier betrogen hat. Bill irrt durch die Nacht, begegnet einer jungen Prostituierten und einem sonderbaren Kostümverleiher.

Nicole Kidman und Tom Cruise in "Eyes Wide Shut" | Bildquelle: picture-alliance / dpa

Maskiert schleicht er sich in eine Geheimgesellschaft ein, erlebt eine Orgie, wird entdeckt. Menschen sterben. Am Ende kehrt er verwirrt und voller Schuldgefühle zu seiner Frau zurück. Sie gestehen sich ihre Liebe, und ihre Lust.

Zwischen Traum und Wirklichkeit

Nach vier Jahren Produktion ist der Film 1999 fertig, den Kubrick für seinen besten hält: eine symbolisch aufgeladene Bildwelt zwischen Traum und Wirklichkeit, faszinierend, verstörend, erotisch, dunkel und klar und zugleich dabei sehr menschlich und hoffnungsvoll.

Autor des Hörfunkbeitrags: Christian Kosfeld
Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. Juli 2023 an Stanley Kubrick. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

ZeitZeichen am 27.07.2023: Vor 60 Jahren: Todestag der Schriftstellerin und Märchenerzählerin Elsa Sophia von Kamphoevener.