18. Juli 1947 - Gesetz über die Unabhängigkeit Indiens

Stand: 08.07.2022, 16:27 Uhr

Lange unterdrücken die Briten Unabhängigkeitsbestrebungen in Indien. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg genehmigt London Indiens Unabhängigkeit. Der Preis dafür: die Teilung des Landes.

In London billigt das House of Lords am 18. Juli 1947 ein Gesetz, das für 400 Millionen Menschen am anderen Ende der Welt, damals ein Fünftel der Menschheit, gravierende Folgen hat: The Indian Independence Act, das Unabhängigkeitsgesetz für Indien.

Schwindende britische Kolonialmacht

Das Gesetz beendet die Unterdrückung von Unabhängigkeitsbestrebungen in Indien durch die britische Kolonialmacht. Im Zweiten Weltkrieg schwindet Großbritanniens Macht auf dem indischen Subkontinent. 1942 startet Mahatma Gandhi die Quit-India-Bewegung. Zudem liegt die britische Wirtschaft nach 1945 am Boden, Geld für koloniale Abenteuer ist nicht mehr da. Hinzu kommt internationaler Druck. Allen voran die USA verlangen, dass das Vereinigte Königreich die mitunterzeichnete Atlantik-Charta endlich auch umsetzt und Indien sein Selbstbestimmungsrecht gewährt.

Gesetz über die Unabhängigkeit Indiens (am 18.07.1947) WDR ZeitZeichen 18.07.2022 14:52 Min. Verfügbar bis 18.07.2099 WDR 5

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Doch Premierminister Winston Churchill sperrt sich. Erst nach dem Machtwechsel kommt mit der neuen Labour-Regierung Bewegung in die Debatte um die indische Unabhängigkeit. Spätestens in anderthalb Jahren werde Großbritannien abtreten von der kolonialen Bühne, verspricht der neue Premierminister Clement Attlee im Februar 1947.

Verfeindete Verhandlungsparteien

Im März später schickt er Lord Mountbatten als letzten Vizekönig nach Indien. Mit dem Auftrag: "Halte Indien zusammen, wenn du das kannst, rette aus dem Chaos, was noch zu retten ist, vor allem aber, bringe Großbritannien dort raus, was immer auch passiert."

Allerdings sind die zentralen politischen Verhandlungsparteien, der hinduistische Nationalkongress einerseits, die Muslimliga auf der anderen Seiten, zu diesem Zeitpunkt bereits so verfeindet, dass allen klar ist: Der Preis, den Indien zahlen wird, ist die Teilung.

Teilung, Flucht und Mord

Kämpfe zwischen Hindus und Moslems in Neu-Delhi, September 1947 | Bildquelle: akg-images / AP

Britisch Indien wird 1947 in zwei souveräne Staaten geteilt, Indien und Pakistan. Umsiedlung, Vertreibung und Flucht von rund 14 Millionen Menschen sind die Folge, vor allem im Punjab und in Bengalen, den zwei Regionen im Nordwesten und im Nordosten des Subkontinents. Die beiden Provinzen werden von oben nach unten, Nord nach Süd, wie ein Tischtuch zerschnitten und je zur Hälfte Indien in der Mitte oder Pakistan links und rechts zugeschlagen.

Viele Menschen fliehen über die hastig errichteten neuen Grenzen - Elendskolonnen, bis zu 100 Kilometer lang. Es ist der bis dato größte Bevölkerungsaustausch aller Zeiten, begleitet von Gewaltexzessen, verübt von Hindus, Muslimen und Sikhs gleichermaßen. Bis zu 1,5 Millionen Menschen werden 1947 ermordet, hunderttausende Frauen entführt, vergewaltigt, zwangsverheiratet.

Die entsetzliche Gewalt, die die Staatsgründungen begleitet hat, wird weder in Indien noch in Pakistan je offiziell aufgearbeitet. So etwas wie Erinnerungspolitik gibt es nicht. 

Autorin des Hörfunkbeitrags: Almut Finck
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 18. Juli 2022 an das Gesetz über die Unabhängigkeit Indiens. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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