Anfang des 20. Jahrhunderts reist Charles Sheldon aus dem US-Bundesstaat Vermont nach Alaska. Der Naturforscher will in der einsamen Region um den Berg Denali eine nur dort heimische Schneeschaf-Rasse studieren. In der athabaskischen Sprache der Koyukon, einem indigenen Nomadenvolk, bedeutet Denali "der Hohe" oder "der Große". Eine treffende Beschreibung für den mit rund 6.000 Metern höchsten Berg Nordamerikas.
Die Landschaft am Fuß des Denali ist ein Eldorado für Elche, Wölfe, Schneehühner und Grizzlybären. Nur selten verschlägt es fremde Menschen in diese Gegend. Das ändert sich, als in der Umgebung Gold gefunden wird. Nun strömen die Abenteurer nach Alaska.
Schutz der Tiere vor Ausrottung
Das Paradies gerät in Gefahr. Die Goldsucher schießen zu schnell zu viele Tiere. Naturschützer fürchten, dass viele Arten auf Dauer ausgerottet werden könnten. In anderen Bundesstaaten war das mit der Erschließung zuvor abgelegener Gebiete die Wildtiere schon so passiert. Warum sollte es in Alaska anders sein?
Der Naturforscher Charles Sheldon will das verhindern und skizziert die Idee einer Schutzzone in seinem Tagebuch. Er hält den indigenen Namen Denali auch für das Land rund um den stets mit Schnee bedeckten Gipfel für angemessen.
Flora und Fauna schützen
Der US-Kongress nimmt Sheldons Vision auf und begründet am 26. Februar 1917 den Mount McKinley Nationalpark, benannt nach dem erschossenen US-Präsidenten William McKinley. Fortan sind Flora und Fauna dort offiziell geschützt und der öffentliche Park soll der Erholung der Menschen dienen.
Zwar ist das Klima rau, mit Temperaturen von minus 40 Grad im Winter. Doch in den kurzen Sommermonaten erwacht die Tier- und Pflanzenwelt im National Park zu einem überwältigenden Geräusch- und Farbenspiel. Vor der Corona-Pandemie kommen rund 600.000 Besucher pro Jahr.
Seit 1980 heißt das Gebiet – wie Sheldon einst vorgeschlagen hatte – Nationalpark Denali. 2015 bekommt auch der Mount McKinley mit Unterstützung von US-Präsident Barack Obama wieder seinen ursprünglicheren Namen Denali zurück.
Klimawandel bedroht Nationalpark
Doch der Denali, "der Große", ist angeschlagen. Ein Jahrhundert nach der Gründung leidet der Nationalpark mit seiner einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt unter dem Klimawandel. In den nördlichen Breiten erwärmt sich das Klima doppelt so schnell wie in den gemäßigteren Zonen. Eisberge und Berggletscher schmelzen seit Jahren.
Das 1,5-Grad-Ziel ist in Alaska schon überschritten – mit gravierenden Folgen. Die Permafrostböden tauen auf und lösen regelmäßig Erdrutsche im Denali Nationalpark aus. Zudem führen die zu warmen Winter zu einer Invasion von Borkenkäfern. Der Denali Nationalpark entwickelt sich zunehmend von einem Refugium für Grizzlybären und Kraniche zu einem Mahnmal des Klimawandels.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Jana Magdanz
Redaktion: David Rother und Christoph Tiegel
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. Februar 2022 an den McKinley Nationalpark. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 27.02.2022: Vor 35 Jahren: Die Konferenz zum Schutz der Ozonschicht scheitert