Die Geschichte des Yosemite-Nationalparks beginnt vor rund 500 Millionen Jahren in Kalifornien. Damals zieht sich das Wasser zurück, die mächtigen Steinformationen der Sierra Nevada türmen sich auf. Innerhalb vieler Millionen Jahre formen Gletscher, Wind und Wasser eine einmalige, von Mammutbäumen gesäumte Hochgebirgslandschaft, deren Gipfel bis zu 4.000 Metern in die Höhe ragen.
"El Capitan" und "Half Dome" sind die bekanntesten Felsgiganten des 3.081 Quadratkilometer umfassenden Gebiets etwa 300 Kilometer östlich von San Francisco. Berühmt sind sie wegen ihrer massigen, scharfkantigen Struktur und ihren glatt abfallenden Wände, die heute auch Extrembergsteiger anziehen.
Gegründet auf Vertreibung
Vor 4.000 Jahren entdecken Indianer die Region. Miwok und Paiute erklären sie zu ihren Jagdgründen. Im 19. Jahrhundert schwemmt der Goldrausch eher zufällig die Siedler in die Gegend. In ihrem Gefolge beginnt die US-Armee 1851 mit einem Ausrottungs- und Vertreibungskrieg. Zur Truppe gehört auch der Arzt Lafayette Bunnell, der als einer der Ersten die Schönheit der Landschaft in dem Buch "The Discovery of Yosemite" rühmt – und der Region den aus der Sprache der Ureinwohner entlehnten Namen gibt.
Es sind vor allen Dingen die Künstler und Fotopioniere, die die Sehenswürdigkeiten der Umgebung für den gestressten Großstadtmenschen zu einer touristischen Attraktion werden lassen. Der Lichtbildner Charles Leander Weed erkundet mit seiner schweren Ausrüstung bereits 1859 das Gebiet und macht vor allem aus dem "Half Dome" eine Fotoikone. Noch Ansel Adams wird in den 50er Jahren seine einsame Schönheit im Mondlicht auf seine Platte bannen.
Der Mitbegründeter der künstlerischen Farbfotografie Stephen Shore findet 1979 am Merced River bereits ein touristisch überlaufenes Gebiet vor. Und als der Düsseldorfer Becher-Schüler Thomas Struth 20 Jahre später "El Capitain" ablichtet, zeigt er die parkenden Autos auf der gewaltigen Zufahrtsstraße im Vordergrund, wo inzwischen Staus von Erholungsreisenden an der Tagesordnung sind.
Die Natur muss sich erholen
1864 erteilt der US-Präsident Abraham Lincoln dem Staat Kalifornien in der "Yosemite Land Grant Bill" das Recht, auf dem inzwischen indianerfreien Gebiet einen geschützten Park einzurichten. Mitten im Gemetzel des Amerikanischen Bürgerkriegs wird so festgelegt, dass hier das Fällen von Bäumen verboten ist. Ebenso darf das Terrain nicht unbefugt betreten werden. Galen Clark, der einer populären Geschichte zufolge in der guten Luft des Yosemite-Lands von seiner Tuberkulose gesundet ist und sich deshalb für die Nationalparkidee eingesetzt hat, wird als erster "Park Ranger" bestimmt.
Eigentlich ist der 1872 gegründete Yellowstone-Nationalpark der erste Nationalpark der Welt. Da Lincolns Yosemite-Gesetz aber für die Einrichtung späterer Nationalparks wegweisend ist, gilt der Yosemite-Nationalpark als aller Vater. Am 1. Oktober 1890 wird er gegründet. Heute versteht er sich vor allem auch als Refugium für die Schaffung von ökologischem Bewusstsein. An dessen Mangel hat er selbst zu leiden: Der "Mariposa Grove", ein Kerngebiet mit tausendjährigen Mammutbäumen, ist für den Tourismus momentan weitgehend gesperrt. Die Natur soll sich erst einmal wieder erholen können.
Stand: 01.10.2015
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 1. Oktober 2015 ebenfalls an die Gründung des Yosemite-Nationalparks. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.