Die Auszeichnung für die Dokumentation „Kinderraub – Ein dunkles Kapitel der katholischen Kirche“ begründete Laudatorin Ilka Eßmüller so: „Die umfassende Recherche und das hartnäckige Nachfragen bei Vertretern der Täter, der Katholischen Kirche, die Konfrontation, hat die Jury sehr beeindruckt. Und auch, die Menschen zu treffen, denen so Schlimmes widerfahren ist“.
Die Dokumentation beleuchtet ein noch nicht aufgearbeitetes Kapitel der spanischen Geschichte: Den systematischen Raub von Kindern alleinstehender oder regimekritischer Frauen durch die katholische Kirche und das daran beteiligte Franco-Regime. Bis weit in die Nachkriegszeit wurden dabei mehr als 300.000 Kinder direkt nach ihrer Geburt von ihren Müttern getrennt. Die Doku erzählt das Schicksal mehrerer Frauen und Kinder, die bis heute verzweifelt nach ihren Familienangehörigen suchen. Die Redaktion bei „Kinderraub – Ein dunkles Kapitel der katholischen Kirche“ hatte Mathias Werth.
Den Spielfilm „Nichts, was uns passiert“ zeichnete die Jury aus, weil er das Thema Geschlechtergerechtigkeit aufgreife und auch Männer anspreche, die ihre eigene Rolle hinterfragen sollen. „Dabei kommt der Film ohne Stereotype aus“, so Laudatorin Prof. Annika Schach. „Besonders überzeugte das interaktive Element im Film: Es überlässt es dem Zuschauenden, sich eine Meinung zu bilden.“
„Nichts, was uns passiert“ erzählt die Geschichte einer möglichen Vergewaltigung und deren Aufarbeitung. Anna und Jonas lernen sich über ihre Uni-Clique kennen und haben einen One-Night-Stand. Dann passiert etwas, was alles verändert: Nach einer Party mit viel Alkohol haben beide wieder Sex. Nur ist es für Anna dieses Mal eine Vergewaltigung – sie erinnert sich an ihr "Nein". Jonas dagegen erinnert sich an einvernehmlichen Sex. Anna verlangt eine Entschuldigung, die Jonas nicht bereit ist zu geben. Was folgt ist eine Aufarbeitung, bei der alle Seiten betrachtet werden.
Mit dem renommierten Juliane Bartel Medienpreis würdigt das Land Niedersachsen Autorinnen und Autoren, die in ihren Fernseh-, Hörfunk- und Internet-Beiträgen auf ernste oder unterhaltsame Weise die Gleichstellung von Frauen und Männern thematisieren und dabei Rollenkonflikte sichtbar machen. Der Preis wurde am 07. November 2023 im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung im Kleinen Sendesaal des NDR verliehen und ist mit 3.000 Euro dotiert.