Auch in diesem Jahr lud der WDR Menschen aus den russlanddeutschen Communitys ein, dieses Mal ins WDR-Landesstudio Bonn. Für den WDR dabei waren Andrea Schafarczyk, Programmdirektorin NRW, Wissen und Kultur, Dr. Iva Krtalic, Beauftragte für Integration und Diversity of Content, WDR-Redaktionsleiter Johannes Duchrow und weitere Kolleg:innen aus dem Programmbereich Landesprogramme.
Als "Special Guest" war Ina Ruck, die langjährige ARD-Studioleiterin in Moskau, nach Bonn gekommen.

Andrea Schafarczyk, Johannes Duchrow, Thomas Reinke und Dr. Iva Krtalic (v.l.) begrüßen zum Dialog im WDR-Landesstudio Bonn.
So vielfältig die persönlichen Hintergründe der Gäste, so divers waren auch die Erwartungen an den Dialog mit dem WDR. Spätaussiedler Evald Kalmann aus Wesseling kam vor 34 Jahren nach Deutschland und freute sich nicht nur, zum ersten Mal ein Fernsehstudio von innen zu sehen, sondern auch auf die Gespräche mit den Macher:innen. "Ich denke mir, gerade jetzt ist es sehr wichtig miteinander zu sprechen – etwa über die politische Lage mit verschiedenen Parteien, auch den rechtspopulistischen", bemerkte der 66-jährige Bibliothekar.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Michael Worringen, Gruppenleiter Dialog im Publikumsservice, und Redaktionsleiter Johannes Duchrow waren Evald Kalmann und die anderen Gäste auch schon mitten drin im Großraumbüro der Lokalzeit. Johannes Duchrow und die Redakteurin Maria Bravo führten die zweigeteilte Gruppe durchs Studio und schauten mit ihnen in Schnitträume, Sprecherkabinen und das Herzstück des Studios, die Fernsehregie.

Redakteurin Maria Bravo mit Evald Kalmann und weiteren Gästen beim Studiorundgang.
Besucherin Julia Richter lebt in Bonn und kennt die WDR Lokalzeit. Sie war beeindruckt: "Wenn ich jetzt Fernsehen schaue, werde ich immer die Gedanken haben: Oh, diese eine Minute, was braucht das für Zeit und Menschen-Ressourcen!" Der anschließende Austausch in Kleingruppen fühlte sich für manche der Russlanddeutschen fast an wie ein Nachbarschaftstreffen. So fand Evald Kalmann an seinem Tisch gleich zwei Teilnehmer wieder, mit denen er so manche Erfahrung aus seinem früheren Leben in der Sowjetunion teilt.

Gäste im Dialog mit Dr. Iva Krtalic, Beauftragte für Integration und Diversity of Content.
Mit Russlanddeutschen in den Dialog zu gehen und dabei zu erfahren, was sie bewegt, was sie an unseren Programmangeboten gut finden, was weniger, oder was ihnen vielleicht sogar fehlt, das sei der Gedanke hinter diesem Angebot, sagte Andrea Schafarczyk. Für die Redaktionen im WDR gehe es um die Frage, ob wir das richtige Bild haben oder nur einen Ausschnitt, der womöglich unvollständig oder klischeehaft ist.

Gäste im Dialog mit Ina Ruck, langjährige ARD-Studioleiterin in Moskau.
Bei dem ungezwungenen persönlichen Austausch wurde deutlich, dass sich einige Russlanddeutsche im Programm unterrepräsentiert fühlen. Sie würden gern sich und ihren Alltag zeigen, vielleicht auch einmal im Rahmen einer Doku über ihre Geschichte und ihr heutiges Leben in NRW. Doch auch gegensätzliche Meinungen waren vertreten: "Wir sind eigentlich ganz froh, dass ihr nicht mehr so oft über uns berichtet, das heißt ja, dass wir angekommen sind", sagte eine andere Besucherin.
Und Evald Kalmann? Er hat den Besuch ganz offensichtlich genossen und fühlt sich ernst genommen. Er gehe jetzt mit dem Gefühl nach Hause, dass man sich wirklich für Russlanddeutsche interessiere, sagte er.